Matthias Malaschitz (1871–1904)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Mátyás Malaschitz
Geburtsdatum
4. Januar 1871
Sterbedatum
5. Juni 1904
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch

Vater: Ferenc Malaschitz; deutsche Namensform: Franz Malaschitz (Ruszt / Rust, Ungarn [Rust / Ruszt, Burgenland] um 1839 – Ruszt / Rust, Ungarn [Rust / Ruszt, Burgenland] 12. Jänner 1908); Heirat mit:
Mutter: Anna Malaschitz, geborene Gerdeincs; deutsche Namensform; Anna Malaschitz, geborene Gerdeinitsch: Hausfrau
Ehe: mit Frieda [?], später verheiratete Trindler

Biographie

Matthias Malaschitz absolvierte eine Mechanikerlehre und kam 1885 nach Wien. Er schloss sich zunächst der radicalen Arbeiterbewegung an, stieß aber bald zu den sich formierenden Unabhängigen Socialisten und wurde Mitglied dessen am 13. November 1892 gegründeten »Politischen Vereins ›Zukunft‹«. Es war dies ein wichtiger Verein im Umfeld der Zeitung »Die Zukunft« (Wien), an der auch Malaschitz mitarbeitete. Als er sich in einer Versammlung des »Lese- und Diskutiervereins ›Freiheit‹«, die am 17. Februar 1895 in »Opitz' Flora-Saal« (Flora Opitz), Wien 12., Wilhelmstraße 22 [Arndtstraße], stattfand, für die anarchistische Erziehung von Kindern aussprach, um die Revolutionierung des Volkes zu beschleunigen, wurde die Veranstaltung behördlich aufgelöst. Zusammen mit zwei anderen mitangeklagten Unabhängigen Socialisten musste er sich am 28. Mai 1895 vor dem Landesgericht Wien wegen Gutheißung ungesetzlicher Handlungen verantworten. Malaschitz wurde wegen Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung zu drei Wochen Arrest verurteilt. Dieses Urteil wurde am 18. Oktober 1895 vom Obersten Gerichts- als Kassationshof in Wien bestätigt. Nach Verbüßung seiner Haftstrafe wurde Malaschitz aus sämtlichen im Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern (also aus der österreichischen Reichshälfte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie) ausgewiesen.

Matthias Malaschitz begab sich im Herbst 1895 nach Budapest (Ungarn). Hier war er im Umfeld von Eugen Heinrich Schmitt (1851–1916), Vertreter eines urchristlichen Anarchismus, tätig und arbeitete 1897 bis 1899 an dessen Zeitung »Ohne Staat. Organ der idealistischen Anarchisten« (Budapest) und an dessen ungarischem Parallelorgan »Állam nélkül. Az idealisztikus anarkisták közlönye« (Budapest; Ohne Staat. Zeitschrift der idealistischen Anarchisten) mit.

Im September 1898 wurde Matthias Malaschitz aus Budapest ausgewiesen und begab sich nach Berlin (Preußen [Berlin]). Hier unterhielt er Beziehungen zum Kreis um den Schriftsteller und Philosophen Bruno Wille (1860–1928). Von der österreichisch-ungarischen Polizei gesucht, führten die preußischen Behörden am 22. Oktober 1898 in Friedrichshain (Preußen [zu Berlin, Berlin]) mehrere Hausdurchsuchungen durch, allerdings alle erfolglos, weshalb es in der nächsten Woche zu heftigen Protesten der Genossinnen und Genossen kam.

Vom November 1900 bis August 1901 lebte Matthias Malaschitz in Erlenbach (Kanton Zürich, Schweiz), danach in Zürich / Zurich / Zurigo (Kanton Zürich, Schweiz). Hier bildete sich um ihn eine so genannte Pressekommission zur Gründung einer anarchistischen Zeitung. Schließlich gehörte er zu den Gründern, Herausgebern und wichtigen Mitarbeitern der seit 20. Juni 1903 erscheinenden anarchistischen Zeitung »Der Weckruf« (Genf; seit 1904 Zürich). Als Vertreter eines gewaltlosen Anarchismus publizierte er unter anderem mehrere Texte von Lew Nikolajewitsch Tolstoi ‹Лев Николаевич Толстой› (1828–1910). Malaschitz unterhielt auch enge Beziehungen zu den anarchistischen Kreisen auf dem Monte Verità (Kanton Tessin, Schweiz).

Im Februar 1904 reiste Matthias Malaschitz aus Zürich / Zurich / Zurigo in seinen Geburtsort Ruszt / Rust (Ungarn [Rust / Ruszt, Burgenland]), um seinen kranken Vater zu besuchen. Hier verstarb Matthias Malaschitz am 5. Juni 1904 an Tuberkulose. Seine Witwe Frieda Malaschitz heiratete später Rainer Trindler (1880–?), anarchistischer Verleger in Zürich / Zurich / Zurigo.

Adressen

  • Rust / Ruszt, Burgenland, Rust 54 (Sterbeadresse)

Bücher und Broschüren

  • Pressprozess von Dr. Eugen Heinrich Schmitt. Der Staat vor dem Richterstuhle der Wahrheit. Herausgegeben von der Budapester Anarchistengruppe. Budapest: Commissionsverlag der Buchhandlung von Sigmund Robicsek 1897, 45 S. Eigentlicher Autor dieser Schrift, die Reden von Eugen Heinrich Schmitt (1851–1916) vor dem Gericht enthält, ist Matthias Malaschitz.

Mitarbeiter

  • Die Zukunft (Wien) 1895

  • Ohne Staat (Budapest) 1897 bis 1899

  • Állam nélkül (Budapest; Ohne Staat) 1897 bis 1899

  • Der Weckruf (Genf / Zürich) 1903 bis 1904

Abdrucke in:

Nachrufe

  • [Anonym]: Matthias Malaschitz, in: Der Weckruf (Zürich), 2. Jg., Nr. 8 (25. Juni 1904), S. 2.

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