Karl Josef Habiger (1886–1959)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Ehe: mit Maria [?]: Schriftstellerin, Grafikerin und Hausfrau, zeitweilig in der anarchistischen Bewegung aktiv
Kinder: keine
Biographie
Karl Josef Habiger studierte Malerei in Wien und arbeitete zunächst vor allem als Zeichner und Maler von Postkarten. 1917 bis etwa 1921 war er als enger Mitkämpfer und Freund von Karl F. Kocmata (1890–1941) in der anarchistischen Bewegung aktiv. Er war 1917 erster Autor der Schriftenreihe »Das neue Gedicht« im »Verlag des Ver!«, für die Habiger für 1918 auch die allerdings nicht erschienenen Bände »Arbeiterabend« und »Mädchen« angekündigte. Er publizierte 1917 bis 1921 in der Zeitschrift »Ver!« (Wien), 1919 in der Zeitung »Revolution!« (Wien) und war 1919 bis 1921 Mitglied der »Freien Künstlervereinigung Ver!«, in deren Rahmen er am 27. April 1919 in Purkersdorf (Niederösterreich) an einer Wohltätigkeitsveranstaltung für die Niederösterreichische Landes-Blindenanstalt teilnahm. Obwohl er damals bereits in Graz (Steiermark) lebte – und zwar auf dem Schlossberg im so genannten Lieslturm –, engagierte er sich vor allem bei den anarchistischen Bewegungen in Wien. Für 1920 wurde auch – das allerdings nicht erschienene – Werk »Das Menschenkinderbuch. Ein Bilderbuch für Kinder freier Menschen, herausgegeben von Zwoelfboth, mit Holzschnitten von Maria Karlund und Michael Zwoelfboth«.1 Habiger gestaltete auch einige Buchumschläge für Rudolf Großmann alias Pierre Ramus (1882–1942).2
In Graz trat Karl Josef Habiger 1921 der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« bei. 1921 gründete und leitete er den Arbeiterkurs für Volksgrafik, dessen zweiter Kurs für Anfänger am 23. Oktober 1922 und für Fortgeschrittene am 28. Oktober 1922 begann. Die Ergebnisse dieser Kurse wurden am 17. Juni 1923 auch in Bruck an der Mur (Steiermark) in einer Ausstellung im Zeichensaal der Landesrealschule gezeigt. 1924 hielt Habiger im Rahmen der Grazer »Urania« einen Grafikkurs ab, dessen Ausstellung im März 1924 er kuratierte. Vor allem engagierte sich Habiger in dem im Juni 1924 gegründeten Bildungsverein »Grazer Apolloneum«, der die Aufgaben des zuvor aufgelösten »Roseggerbundes« übernahm und erweiterte, und in dem Habiger als Bildungsreferent dem Ausschuss angehörte. Im Rahmen dieses Vereins organisierte er die »I. Ausstellung von graphischen Arbeiten« des »Apolloneum«, die am 11. und 12. Juli 1924 im Zeichensaal der Färberschule stattfand, leitete den am 28. August 1924 gestarteten Ferialkurs »Landschaftsskizzieren für jedermann«, und er hielt unter anderem am 18. November 1924 einen literarischen Leseabend über »Peter Altenberg« und am 18. Dezember 1924 einen Vortrag über »Alte deutsche Weihnachtspoesie« ab. Außerdem leitete er den »Ersten literarischen Abend« der Arbeiterkammer, der am 20. November 1926 stattfand, auf dem er selbst referierte und dann die Diskussion leitete. Außerdem hielt er am 4. Dezember 1926 den Eröffnungsvortrag des Bibliothekskurses der Arbeiterkammer. Hauptberuflich wurde er Beamter der Kammer für Arbeiter und Angestellte und später der Industriellen Bezirkskommission in Graz, eine staatliche Einrichtung zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und der Arbeitsmarktpolitik. Er war auch bei den Freidenkern aktiv und hielt unter anderem am 15. Mai 1929 den Vortrag »Proletarische Kunstpolitik«.
1945 arbeitete Karl Josef Habiger bei der vom »Psychological Warfare Branch« (P. W. B.) der Britischen Besatzungstruppen herausgegebenen Tageszeitung »Neue Steirische Zeitung« (Graz) und 1948 auch bei der sozialdemokratischen Zeitung »Arbeiterwille« (Graz) mit und hielt Vorträge in der Kammer für Arbeiter und Angestellte in Graz, unter anderem am 26. Mai und 16. Juni 1948 den Lichtbildervortrag »Der Arbeiter und die bildende Kunst«.
Karl Josef Habigers Pseudonym »Zwoelfboth« geht auf die alte Bezeichnung für die Jünger Jesus’, die Apostel, zurück, die »Zwölfboten« genannt wurden. Noch heute feiert die katholische Kirche am 15. Juli den »Aller Zwölfboten Tag«. Maria Magdalena wiederum wurde im Mittelalter als »Zwölfbotin« bezeichnet, und »Maria« war auch der Vorname von Habigers Ehefrau.
Adressen
- Graz, Steiermark, Schillerstraße 2/1 (1937–1941)
Publikationen
Bücher und Broschüren
- Schwert gegen Seele. Wien: Im Verlag des Ver! 1918 [recte 1917] (= Das neue Gedicht. [1].), 15 S. Erschien unter dem Autorennamen »Zwoelfboth«. Umschlagillustration: Zwoelfboth (d. i. Karl Josef Habiger). Enthält auch drei Gedichte von Maria Karlund (d. s. Maria Habiger und Karl Josef Habiger). Angekündigt wurden von Zwoelfboth im Rahmen der Schriftenreihe für 1918 noch die Bände »Arbeiterabend« und »Mädchen«, die jedoch beide nicht erschienen sind.
Postkarten
- Zwoelfboth: »Muse der Kriegsdichter« (Zeichnung). Wien: Verlag Ver! [1918] (= Erste Ver! Karte.), 1 Postkarte.
- Zwoelfboth: »Grabensystem« (Zeichnung). Wien: Verlag Ver! [1918] (= Zweite Ver! Karte.), 1 Postkarte.
- Zwoelfboth: »Der Angriff« (Zeichnung). Wien: Verlag Ver! [1918] (= Dritte Ver! Karte.), 1 Postkarte.
- Zwoelfboth: »Vater ist im Krieg« (Zeichnung). Wien: Verlag Ver! [1918] (= Vierte Ver! Karte.), 1 Postkarte.
- Zwoelfboth: »Die Kriegspresse« (Zeichnung). Wien: Verlag Ver! [1918] (= Fünfte Ver! Karte.), 1 Postkarte.
- Zwoelfboth: »Keine nennenswerte Ereignisse« (Zeichnung). Wien: Verlag Ver! [1918] (= Sechste Ver! Karte.), 1 Postkarte.
- Zwoelfboth: Sechs Zeichnungen für Sichere und Satte (Postkarten für Kriegsgewinner und andere Begeisterte). Im Jahre des Herren 1918. Wien: Verlag des Ver! [1918], sechs Postkarten in gelber Hülle. Die März bis August 1918 erschienenen Postkarten waren zuvor auch schon einzeln zu beziehen:
a) Zwoelfboth: »Muse der Kriegsdichter« (Zeichnung). Wien: Verlag Ver! [1918] (= Erste Ver! Karte.), 1 Postkarte.
b) Zwoelfboth: »Grabensystem« (Zeichnung). Wien: Verlag Ver! [1918] (= Zweite Ver! Karte.), 1 Postkarte.
c) Zwoelfboth: »Der Angriff« (Zeichnung). Wien: Verlag Ver! [1918] (= Dritte Ver! Karte.), 1 Postkarte.
d) Zwoelfboth: »Vater ist im Krieg« (Zeichnung). Wien: Verlag Ver! [1918] (= Vierte Ver! Karte.), 1 Postkarte.
e) Zwoelfboth: »Die Kriegspresse« (Zeichnung). Wien: Verlag Ver! [1918] (= Fünfte Ver! Karte.), 1 Postkarte.
f) Zwoelfboth: »Keine nennenswerte Ereignisse« (Zeichnung). Wien: Verlag Ver! [1918] (= Sechste Ver! Karte.), 1 Postkarte.
Mitarbeiter*innen an Periodika
Texte
- Ver! (Wien) 1917 bis 1918, 1921
- Revolution! (Wien / Wien – Leipzig – Berlin / Wien – Berlin) 1919
Bilder
- Revolution! (Wien / Wien – Leipzig – Berlin / Wien – Berlin) 1919
- Erkenntnis und Befreiung (Wien / Wien – Graz / Graz – Wien – Ludwigshafen a. Rh. / Wien – Graz) 1920
Kategorien
Autor / Version / Copyleft
Autor: Reinhard Müller
Version: Juni 2024
Anarchistische Bibliothek | Archiv | Institut für Anarchismusforschung | Wien
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Karte
- 1
Vgl. Pierre Ramus [d. i. Rudolf Großmann (1882–1942)]: Bauer, Pfarrer und Christus. (1. bis 4. Tausend.) Wien – Leipzig: Verlagsbuchhandlung Rudolf Cerny 1921, Umschlagseite 4.
- 2
Vgl. Pierre Ramus [d. i. Rudolf Großmann (1882–1942)]: Die Neuschöpfung der Gesellschaft durch den kommunistischen Anarchismus. (Die Umschlagzeichnung samt Klischee ist ein kameradschaftliches Werk des Malers Zwoelfboth (Graz).) Wien – Klosterneuburg: Verlag »Erkenntnis und Befreiung« 1921; ders.: Die Neuschöpfung der Gesellschaft durch den kommunistischen Anarchismus. (Bibliotheks-Ausgabe. Die Umschlagzeichnung samt Klischee ist ein kameradschaftliches Werk des Malers Zwoelfboth (Graz).) Wien – Klosterneuburg: Verlag »Erkenntnis und Befreiung« 1921; ders.: Die Neuschöpfung der Gesellschaft durch den kommunistischen Anarchismus. Von Zweite, verbesserte und neubearbeitete Auflage. Wien – Klosterneuburg: Verlag »Erkenntnis und Befreiung« 1923, mit einer neuen Umschlagillustration von Karl Josef Habiger.