Peter Altenberg (1959–1919)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Richard Engländer
Geburtsdatum
3. März 1959
Geburtsort
Sterbedatum
8. Januar 1919
Sterbeort
Religionsbekenntnis
israelitisch, seit 1900 konfessionslos, seit 1910 römisch-katholisch

Vater: Moritz Engländer (Pest / Ofen [zu Budapest], Ungarn 18. November 1830 – Wien 8. Dezember 1913): Großhändler; Heirat in Wien am 25. Mai 1858 mit:
Mutter: Pauline Engländer, geborene Schweinburg (Wien 3. November 1837 – Wien 10. März 1902), Tochter einer Hausfrau und eines Kaufmanns: Hausfrau
Bruder: Paul Engländer (Wien 14. April 1860 – Wien 4. Mai 1860)
Schwester: Marie Engländer, verheiratete Mauthner (Wien 9. April 1861–Wien 28. September 1938): Heirat am 27. August 1889 mit Dr. Isidor Mauthner (1860–1940): Eisenbahnbeamter
Bruder: Georg Engländer (Wien 3. April 1862 – Wien 10. April 1927: Kaufmann
Schwester: Margarethe Engländer (Wien 21. Oktober 1873 – Vernichtungslager Treblinka, Generalgouvernement [zu Małkinia Górna, Polen] Juli 1942, ermordet)
Ehe: keine
Kinder: keine

Biographie

Peter Altenberg erhielt zunächst Hausunterricht. Nach der Reifeprüfung 1878 am Akademischen Gymnasium studierte er 1878 bis 1879 Rechtswissenschaften und 1879 bis 1880 Medizin an der Universität Wien. Nach Abbruch des Studiums begann er 1880 eine Buchhändlerlehre in »Julius Weise’s Hofbuchhandlung« in Stuttgart (Württemberg [Baden-Württemberg]), die er aber schon 1881 aufgab. 1881 bis 1882 griff er sein Studium der Rechtwissenschaft an der Universität Graz (Steiermark) wieder auf, das er 1882 bis 1883 an der Universität Wien fortsetzte. 1883 bescheinigte ihm ein ärztliches Attest des Psychiaters Ludwig Schlager (1828–1885), Direktor der Niederösterreichischen Landesirrenanstalt am Brünnfeld (Niederösterreich [zu Wien 9.]), seine Berufsunfähigkeit wegen einer »Überempfindlichkeit des Nervensystems«.

Seit 1895 schriftstellerisch tätig, war Peter Altenberg regelmäßiger Mitarbeiter der »Wiener Rundschau« (Wien) 1896 bis 1900, der Zeitschriften »Jugend« (München) 1897 bis 1900 und »Simplicissimus« (München) 1897 bis 1914, der Wochenzeitung »Extrapost« (Wien) 1898 bis 1899 und von »Allgemeine Zeitung« (Wien) 1905 bis 1909 sowie der Zeitschriften »März« (München) 1907 bis 1909 und »Die Schaubühne« (Berlin) 1907 bis 1911. Vom Oktober 1903 bis Februar 1904 gab er gemeinsam mit Adolf Loos (1870–1933) die Zeitschrift »Kunst. Monatsschrift für Kunst und alles Andere« (Wien beziehungsweise Wien – Berlin) heraus und arbeitete 1907 am Wiener »Cabaret Fledermaus« mit.

Rasch wurde Peter Altenberg ein als »Original« stadtbekannter Kaffeehausliterat, ob seiner öffentlich bekannten Pädophilie sowie seiner Alkohol- und Tablettensucht durchaus auch skandalumwittert. Nervenleiden und zunehmender Verfolgungswahn brachten ihn auf Betreiben seines Bruders Georg Engländer (1862–1927) ab 1910 mehrfach in Nervenheilanstalten Nach dem Bankrott des väterlichen Unternehmens 1905 lebte er von Spenden seiner Freunde und Bewunderer, galt als genialer Schnorrer und lebte ab 1913 im »Grabenhotel«, Wien 1., Dorotheergasse 3, wo Karl F. Kocmata (1890–1941) seinen schon lange bewunderten Schriftstellerkollegen am 13. Februar 1917 erstmals persönlich traf. Altenberg gab der Zeitschrift von Karl F. Kocmata den Titel »Ver!« (Wien) und entwarf dessen Logo. Außerdem war Altenberg als Autor der Schriftenreihe »Das neue Gedicht« im »Verlag des Ver!« 1918 vorgesehen. Und Kocmata gab 1921 in seiner Zeitschrift »Ver!« (Wien) sogar ein eigenes »Peter Altenberg Gedenkheft« heraus.1 In seinem Nachruf auf Altenberg, der sich Kocmata gegenüber durchaus sehr distanziert verhielt, betonte Kocmata: »An seiner Bahre stehend, wühlt der Schmerz über den Verlust zu sehr, als daß ich mehr zu sagen imstande wäre: ich habe ihn geliebt. All seinen Widerspruch, all seinen Zorn, all seine Zerrissenheit, sie sind mir so nahe gegangen als sein scheinbarer Ueberschwang, seine Frömmigkeit und sein Entzücken. Die unbegrenzte Liebe zur Natur! Die ekstatische Freude am Einfachen, Reinen und Kindlichen! Sein Leben und Wirken war ein Protest gegen den Spießer jeder Art und Gattung. Die wertvollsten Mädchen weinen in diesen Tagen um Peter. Aus den Männern hat er sich nicht viel gemacht, der Rebell gegen unsere blödsinnigen Gesellschaftsunsitten. Der Herausgeber des Ver!, der dem verstorbenen Dichter die Inspiration zum Erscheinen des Blattes verdankt, als auch alle Mitarbeiter werden Peter Altenberg nicht vergessen!«.2

Peter Altenberg war nie in anarchistischen Bewegungen aktiv, hatte aber tiefe, überaus treffende Einsichten in das Wesen von Anarchistinnen und Anarchisten gewonnen. Es reiche nicht, sich zu einer Lehre von der Anarchie zu bekennen: »Man muß ein Anarchist sein, mit einer anarchistischen Seele.«3

Bücher und Broschüren (nur zu Lebzeiten erschienene)

  1. Wie ich es sehe. Berlin: S. Fischer, Verlag 1896, 246 S.
    b) Wie ich es sehe. Zweite veränderte und vermehrte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1898, VIII, 260 S. 
    c) Wie ich es sehe. Dritte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1901, VIII, 260 S.
    d) Wie ich es sehe. Vierte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1904, XIII, 332 S.
    e) Wie ich es sehe. Fünfte, vermehrte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1910, XIV, 332 S.
    f) Wie ich es sehe. (Vierter Druck für die Hundertfünfzig in der Offizin Otto von Holten im Auftrage von S. Fischer und Hans von Weber in der Kursivschrift von Walter Tiemann.) Berlin / München: S. Fischer, Verlag / Hans von Weber 1913 (= Druck für die Hundertfünfzig. 4.), 278 S. 
    g) Wie ich es sehe. (8. bis 9. Tausend.) Berlin: S. Fischer, Verlag 1914, XIV, 332 S.
    h) Wie ich es sehe. Zehnte und elfte vermehrte Auflage.Berlin: S. Fischer, Verlag 1918, XIV, 332 S.
    i) Wie ich es sehe. Zwölfte bis fünfzehnte vermehrte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1919, XIV, 332 S.
  2. Ashantee. Berlin: S. Fischer, Verlag 1897, 204 S.
  3. Peter Altenberg. Wien: Verlagsanstalt neuer Literatur und Kunst, Georg Szelinski [1899] (= Poetische Flugblätter. Auslese zeitgenössischer Dichtungen. Herausgegeben von Josef Kitir und Carl M[aria] Klob. 1. Jahrgang. 15.), 4 Bl.
  4. Was der Tag mir zuträgt. Fünfundfünfzig neue Studien. Berlin: S. Fischer, Verlag 1901, XIV, 250 S.
    b) Was der Tag mir zuträgt. Fünfundsechzig neue Studien. Zweite vermehrte und veränderte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1902, XIV, 327 S.
    c) Was der Tag mir zuträgt. Fünfundsechzig neue Studien. Dritte. vermehrte und veränderte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1906, XIV, 327 S.
    d) Was der Tag mir zuträgt. Fünfundsechzig neue Studien. Vierte vermehrte und veränderte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1910, XIV, 327 S.
    e) Was der Tag mir zuträgt. Fünfundsechzig neue Studien. Fünfte vermehrte und veränderte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1913, XIV, 327 S.
    f) Was der Tag mir zuträgt. Fünfundsechzig neue Studien. Sechste vermehrte und veränderte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1917, XIV, 327 S.
    g) Was der Tag mir zuträgt. Fünfundsechzig neue Studien. Siebente und achte vermehrte und veränderte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1919, XIV, 327 S.
  5. Pròdrŏmŏs. Berlin: S. Fischer, Verlag 1906, 204 S. »Pròdrŏmŏs«, von »Prodromos«, Lateinisch: Vorbote.
    b) Pròdrŏmŏs. Zweite Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1906, 204 S.
    c) Pròdrŏmŏs. Dritte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1912, 204 S.
    d) Pròdrŏmŏs. Vierte und fünfte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1919, 204 S.
  6. Märchen des Lebens. Berlin: S. Fischer, Verlag 1908, 213 S.
    b) Märchen des Lebens. Zweite Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1908, 213 S.
    c) Märchen des Lebens. Dritte veränderte und vermehrte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1911, 240 S.
    d) Märchen des Lebens. Vierte veränderte und vermehrte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1911, 240 S.
    e) Märchen des Lebens. Fünfte und sechste veränderte und vermehrte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1919, 239 S.
  7. Die Auswahl aus meinen Büchern. Berlin: S. Fischer, Verlag 1908, 147 S.
    b) Die Auswahl aus meinen Büchern. Zweite Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1908, 147 S.
    c) Die Auswahl aus meinen Büchern. Dritte bis vierte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1911, 147 S.
  8. Bilderbögen des kleinen Lebens. Berlin-Westend: Erich Reiss Verlag 1909, 221 S.
    b) Bilderbögen des kleinen Lebens. Zweite Auflage. Berlin-Westend: Erich Reiss Verlag 1912, 221 S.
    c) Bilderbögen des kleinen Lebens. Dritte Auflage. Berlin-Westend: Erich Reiss Verlag 1909, 221 S.
  9. Neues Altes. Berlin: S. Fischer, Verlag 1911, 214 S.
    b) Neues Altes. Zweite Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1911, 214 S.
    c) Neues Altes. (Dritte Auflage.) Berlin: S. Fischer, Verlag 1911, 214 S.
    d) Neues Altes. Vierte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1911, 214 S.
    e) Neues Altes. Vierte und fünfte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1919, 214 S.
  10. Semmering 1912. Berlin: S. Fischer, Verlag 1913, 217 S.
    b) Semmering 1912. Zweite Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1913, 217 S.
    c) Semmering 1912. Dritte veränderte und vermehrte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1913, 248 S.
    d) Semmering 1912. Vierte veränderte und vermehrte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1913, 248 S.
    e) Semmering 1912. Fünfte und sechste veränderte und vermehrte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1919, 247 S.
  11. Fechsung. Berlin: S. Fischer, Verlag 1915, 280 S.
    b) Fechsung. Zweite Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1915, 280 S.
    c) Fechsung. Dritte und vierte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1915, 280 S.
    d) Fechsung. Fünfte und sechste Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1918, 280 S.
  12. Nachfechsung. Erste bis dritte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1916, 351 S.
    b) Nachfechsung. Vierte und fünfte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1919, 351 S.
  13. Vita ipsa. Erste bis vierte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1918, 317 S. »Vita ipsa«, Lateinisch: Das Lben selbst.
    b) Vita ipsa. Fünfte bis siebente Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1918, 317 S.
    c) Vita ipsa. Achte bis zehnte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1919, 317 S.
  14. Mein Lebensabend. Erste bis achte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1919, 364 S.
    b) Mein Lebensabend. Neunte bis zwölfte Auflage. Berlin: S. Fischer, Verlag 1919, 364 S.
  15. Der Nachlass. (Erste bis vierte Auflage.) Berlin: S. Fischer, Verlag 1925, 158 S. Zusammengestellt von Alfred Polgar (1873–1955).

Periodika

  1. Kunst. Monatsschrift für Kunst und alles Andere (Wien beziehungsweise Wien – Berlin), H. 1–5 (Oktober 1903–Februar 1904), Herausgeber gemeinsam mit Adolf Loos (1870–1933).

Flugblätter

  1. Strindbergs Gespenst. Von Peter Altenberg. [Wien]: [Verlag des Ver!] [1917], unpaginiert (2 S.). Auf der Rückseite K[arl] F[ranz] K[ocmata]: Ab 1. August d. J. erscheint die Monatsschrift Ver! Betrifft August Strindberg (1849–1912).
Karte
  • 1

    Vgl. Ver! (Wien), [3]. Jg., H. 33 (Februar 1921), das sogenannte »Peter Altenberg Gedenkheft«, darin die Beiträge von Erich Mühsam (1878–1934): Gedenkblatt für Peter Altenberg, S. 1–3, Karl Burger (1891–1956): Brief an den heimgegangenen Dichter Peter Altenberg, S. 4–12, Agathe Löwe (1888–1966): [Peter Altenberg], S. 7 (Holzschnitt), Alfred Grünewald(1884–1942): Aus den Elegien des Verzauberten, S. 13 (Gedichte), Hans Reich (1902–1959): Letztes Geleite für Peter Altenberg, S. 14–15, Wl[adimir] Chr[isto] Pejew (1892–1954): Peter Altenberg† In memoriam, S. 15 (Gedicht), Franz Doppler [d. i. Franz Dopler (1899–1930)]: Peter Altenberg!, S. 15 (Gedicht), Paul Hatvani (1892–1975): Denkrede auf Peter Altenberg, S. 16–19, Carl Julius Haidvogel (1891–1974): Die Armen in den Gärten, S. 19 (Gedicht), Egon Erwin Kisch (1885-1948): Peter Altenberg als Kriminalist, S. 20–23, und [Karl F. Kocmata (1890–1941)]: Anmerkungen des Herausgebers [/] Bibliographisches, S. 23.

  • 2

    Karl F. Kocmata (1890–1941): Peter Altenberg, in: Ver! (Wien), [2]. Jg., H. 28–29 (Dez. 1918 – Jänner 1919), S. 1–2, hier S. 2.

  • 3

    Peter Altenberg [d. i. Richard Engländer]: Idylle, in ders.: »Semmering 1912«. Berlin: S. Fischer Verlag 1913, S. 13–14, hier S. 14. Das Gedicht wurde auch abgedruckt in: Wohlstand für Alle (Wien), 6. Jg., Nr. 6 (Juni 1913), S. [2].