Fritz Karpfen (1897–1952)

Persönliche Daten
Namensvarianten
im Exil auch: Fréderic Karpfen
Geburtsdatum
21. Februar 1897
Geburtsort
Sterbedatum
26. August 1952
Sterbeort
Religionsbekenntnis
israelitisch, seit 13. Juni 1929 konfessionslos

Vater: Josef Bernhard Karpfen; d. i. Josef Ber Karpfen (Krems an der Donau, Niederösterreich 14. März 1856 – Wien 21. Mai 1935): Jurist, k. k. Finanzbeamter, Hofrat; Heirat in Wien am 15. Oktober 1882 mit:
Mutter: Franziska Karpfen, geborene Fanny Rosenfeld (Vágújhely / Neustadt an der Waag, Ungarn [Nové Mesto nad Váhom, Slowakei] 19. Dezember 1858 – Wien 3. Juni 1932), Tochter einer Hausfrau und eines Trödlers: Hausfrau
Bruder: Manfred Karpfen, d. i. Manfred Rosenfeld, mit 15. Oktober 1882 legitimierter Karpfen (Wien 26. Mai 1882 – Wien 5. Juni 1888)
Ehe: in Wien am 18. Juni 1920 mit Margarethe Freisager (Wien 20. Mai 1894 – ?), Tochter einer Hausfrau und eines Reisenden: Hausfrau
Tochter: Liselotte Karpfen (Wien 8. Februar 1923 – La Grand-Combe, Frankreich 6. März 2017)

Biographie

Der sportbegeisterte Fritz Karpfen wurde schon als Jugendlicher Mitglied des jüdischen Sportklubs »SC Hakoah Wien / הַכֹּחַ וִינָה«. Er begann ein Studium der Technik an der Technischen Hochschule Wien, wurde aber 1916 zum Kriegsdienst eingezogen.

1918 stieß Fritz Karpfen zur anarchistischen Bewegung um Karl F. Kocmata (1890–1941), publizierte 1918 bis 1919 in der Zeitschrift »Ver!« (Wien), 1919 in der Zeitung »Revolution!« (Wien) und war 1918 Autor der Schriftenreihe »Das neue Gedicht« im »Verlag des Ver!«, in welchem er 1919 eine weitere Broschüre veröffentlichte. Außerdem war Karpfen 1919 bis 1920 Mitglied der »Anarchisten-Vereinigung Revolution!« und 1919 bis 1921 der »Freien Künstlervereinigung Ver!«, in deren Rahmen er am 27. April 1919 in Purkersdorf (Niederösterreich) an einer Wohltätigkeitsveranstaltung für die Niederösterreichische Landes-Blindenanstalt teilnahm. Und am 27. März 1919 las er »Lieder der Revolution« im Großen Saal des Hotels »Erzherzog Johann« in Graz (Steiermark), Sackstraße 3–5. Am 23. Februar 1919 nahm Fritz Karpfen als Vertreter der Frontsoldaten an der zweiten Protestversammlung der Arbeiter, Soldaten, Sozialisten und Antimilitaristen »Gegen jeglichen Wehrzwang und somit auch gegen das neue Wehrgesetz« im Festsaal des Restaurants »Ottakringerbräu« (Alois Küß) in Wien 13., Auhofstraße 1, teil. Vom September bis Dezember 1919 war Karpfen Hauptschriftleiter der Zeitschrift »Eros. Monatshefte für erotische Kunst« (Wien – Leipzig). Am 7. April 1920 wurde er – bis etwa 1923 – literarischer Leiter des »Verlags der Wiener Graphischen Werkstätte, Ges. m. b. H.« in Wien 7., Schottenfeldgasse 53, und am 1. Juni 1920 übernahm er gemeinsam mit Julie Wassermann (1876–1963), die Geschäftsführung der »Theater- und Kino-Zeitungsverlag Ges. m. b. H.« in Wien 1., Nibelungengasse 1.

Fritz Karpfen wandte sich zusehends von den anarchistischen Bewegungen ab, wenngleich er weiterhin Sympathien für diese bezeugte. Am 2. September 1922 wurde Karpfens Einakter »Im Kanal« von der Rolandbühne in Wien 2., Praterstraße 25, uraufgeführt. Karpfen war 1924 bis 1927 Redakteur bei der Zeitung »Der Tag« (Wien). Im Dezember 1924 leitete er den von der Zeitung »Der Tag« (Wien) organisierten ersten Skikurs in der Schweiz, »Schweizer Reise« genannt, im Februar 1925 den zweiten, im April 1925 den dritten, bei der er den Film »Ostern im Schnee« gestaltete, und im Dezember 1925 den vierten. 1925 wurde Karpfen in den Vorstand des »Schutzverbands Deutscher Schriftsteller« gewählt und im März 1925 reiste er zur III. Biennale Romana nach Rom ‹Roma› (Italien). Im Aufsehen erregenden Plagiatsprozess – Raumbühne gegen Stegreifbühne – von Friedrich Kiesler (1890–1965) und Jakob Levy Moreno (1889–1974) 1925 wurde Fritz Karpfen zum Sachverständigen bestellt. 1926 bis 1927 gab Karpfen das Wintersportmagazin »Berg und Schnee« (Wien) heraus, in dessen Rahmen er seine Winter-Skikurse fortsetzte und Tourenkurse in die Alpen organisierte. 1927 wurde Karpfen Redakteur der Zeitung »Die Stunde« (Wien), war 1927 bis 1928 Redakteur bei der »Wiener Sonn- und Montags-Zeitung« (Wien) und 1928 bis 1932 bei der Zeitung »Der Abend« (Wien), wo er sich unter anderem mit Kriminalfällen beschäftigte und wo er vom Mai bis Juni 1932 auch verantwortlicher Schriftleiter war. Als Augenzeuge geladen, erlitt er im Juni 1928 im Bezirksgericht Wien-Hietzing einen Nervenzusammenbruch beim Ehrenbeleidigungsprozess gegen den Redakteur Bruno Wolf (1884–1928), als dieser im Gerichtssaal vom Redakteur Oskar Pöffel (1888–1949) erschossen wurde. Im Jänner 1934 begegnete Fritz Karpfen nochmals Karl F. Kocmata im Prozess gegen den ehemaligen Herausgeber Ernst Colbert (1891–1943) und den ehemaligen Redakteur Friedrich Markus (1902–1943) der Zeitung »Der Abend« (Wien), bei dem beide als Zeugen auftraten.

1938 flüchtete Fritz Karpfen nach Frankreich, wo er unter dem Namen »Fréderic Karpfen« Kontakte zur Résistance unterhielt und ab 1940 in Marseille (Frankreich) lebte. 1941 schrieb er auch für »Actualis. Die schweizerische illustrierte Tageszeitung« (Zürich), und 1947 wurde er Mitglied des »Groupement de Résistants et Combattants Autrichiennes en France«.

Fritz Karpfen kehrte 1948 nach Wien zurück. Hier arbeitete er an mehreren Zeitungen und Zeitschriften mit, vor allem 1948 bis 1949 an »Die Zeit. Halbmonatsschrift für Kunst, Kultur und Politik« (Wien).

Adressen

  • Wien 2., Fugbachgasse 4 (Geburtsadresse)
  • Wien 3., Krieglergasse 17–19 (bis 1920, bei den Eltern)
  • Wien 4., Blechturmgasse 28 (1921 bis 1932)
  • Wien 19., Krottenbachstraße 95 (1933 bis 1934)
  • Wien 22., Erzherzog-Karl-Straße 20 (1935 bis 1938)
  • Marseille, France, 12 Rue des Flot Bleus (1940)

Bücher und Broschüren

  1. Der dumpfe Klang. Verse aus dem Felde. Wien: Wallishaussersche Buchhandlung 1916, 32 S.
  2. Die Aussaat 1916. Wien: Wallishaussersche Buchhandlung [1916], 16 S.
  3. Ich rufe Klage! Wien: Im Verlag des Ver 1918 (= Das neue Gedicht. Eine zwanglose Folge. Herausgeber: Karl F. Kocmata. III.), 15 S.
  4. Der Wille der Kreatur. Roman. Wien – Leipzig – Berlin – Zürich: Frisch & Co. Verlag 1920 (= Die seltsame Erzählung. 2.), 83 [92] S.
  5. Karl Kraus und die Querulanten. [Wien – Leipzig]: [Verlag der Wiener Graphischen Werkstätte Ges. m. b. H.] [1920], 6 [8] S. Betrifft Karl Kraus (1874–1936).
  6. Der Kanal. Ein Akt. Leipzig – Wien: Verlag der Wiener Graphischen Werkstätte G. m. b. H. 1921, 10 [12] S.
  7. Russland. Mit zahlreichen Tafeln und Textzeichnungen. Wien: Verlag »Literaria« 1921 (= Fritz Karpfen: Gegenwartskunst. Eine zusammenfassende Darstellung in zehn Bänden. 1.), 42 S. und 21 Tafel [98 S.].1
    b) Russland. Mit zahlreichen Tafeln und Textzeichnungen. 3. Tausend. Wien: Verlag »Literaria« 1921, 42 S. und 21 Tafel [98 S.].
  8. Skandinavien und Holland. Mit zahlreichen Abbildungen. Wien: Verlag »Literaria« 1922 (= Fritz Karpfen: Gegenwartskunst. Eine zusammenfassende Darstellung in zehn Bänden. 2.), 59 S. und 36 Tafeln [110 S.].
    b) Skandinavien und Holland. Mit zahlreichen Abbildungen. 2. Auflage, 2. Tausend. Wien: Verlag »Literaria« 1922 (= Fritz Karpfen: Gegenwartskunst. Eine zusammenfassende Darstellung in zehn Bänden. 2.), 59 S. und 36 Tafeln [110 S.].
  9. Österreichische Kunst. Wien – Leipzig: Literaria-Verlag A. G. 1923 (= Fritz Karpfen: Gegenwartskunst. Eine zusammenfassende Darstellung in zehn Bänden. 3.), 212 [232] S.
    b) Österreichische Kunst. 4. bis 7. Tausend. Wien – Leipzig: Literaria-Verlag A. G. 1923 (= Fritz Karpfen: Gegenwartskunst. Eine zusammenfassende Darstellung in zehn Bänden. 3.), 212 [232] S.
    c) Österreichische Kunst. 3. Auflage. Wien – Leipzig: Literaria-Verlag A. G. 1923 (= Fritz Karpfen: Gegenwartskunst. Eine zusammenfassende Darstellung in zehn Bänden. 3.), 212 [232] S.
  10. Kunst – Erotik – Sinnlichkeit. Essays mit 8 Abbildungen. Leipzig – Wien: Thyrsos-Verlag 1924, 68 S.
  11. Der Kitsch. Eine Studie über die Entartung der Kunst. Mit 34 Abbildungen auf Tafeln. Hamburg: Weltbund-Verlag 1925 [recte 1924], 106 S., 33 Tafeln.

Herausgeber

  1. Literarisches Verbrecheralbum. Herausgegeben von Fritz Karpfen. Wien: Verlag des Ver! [1919], 16 S. Die Broschüre wurde 1920 von der Verlagsgenossenschaft »Neue Erde« mit aufgeklebtem Verlagsetikett übernommen.
  2. Das Egon Schiele-Buch. Herausgegeben von Fritz Karpfen. Mit einem Beitrag von Arthur Roessler und einem Leitspruch von Gustinus Ambrosi. (Von den Erben Egon Schieles autorisierte Ausgabe. Gedruckt in einer einmaligen Ausgabe von 1000 numerierten Exemplaren.) Wien – Leipzig: Verlag der Wiener Graphischen Werkstätte G. m. b. H. 1921 [recte 1920], 106 S. und 62 Tafeln [244 S.]. Betrifft Egon Schiele (1890–1918).
  3. Der Bildhauer Gustinus Ambrosi, herausgegeben von Fritz Karpfen. (Separatabdruck aus Hübsch’ »Bau- und Wohnungskunst« XXXVIII.) Wien – Leipzig: Verlag Max Hevesi 1921, S. 33–60. Betrifft Gustinus Ambrosi (1893–1975).
  4. Gustinus Ambrosi. Herausgegeben von Fritz Karpfen. Leipzig – Wien: Thyrsos-Verlag 1923, 163 S. Betrifft Gustinus Ambrosi (1893–1975).
  5. Gustinus Ambrosi-Mappe. Mit einem Vorwort von Fritz Karpfen. Wien – Leipzig: Stein-Verlag 1925, 11 S., 24 Tafeln. Ungenannter Herausgeber. Betrifft Gustinus Ambrosi (1893–1975).
    A) Gustinus Ambrosi portfolio. With a preface of Fritz Karpfen and 24 collotypes. (Preface translated from the German by Thusnelda Jungwirth.) Vienna [Wien]: Stein-Verlag 1925, 11 S., 24 Tafeln. Englische Übersetzung. Übersetzerin: Thusnelda Jungwirth.

Periodika

  1. Eros. Monatshefte für erotische Kunst (Wien – Leipzig), 1. Jg. (1919), 4 Hefte, Hauptschriftleiter.
  2. Berg und Schnee. Wintersportmagazin (Wien), [1].–[2]. Jg. (1926–1927), Herausgeber.
  3. Schnick-Schnack. Ein Blatt für unsere Kleinen (Wien), [1].–[2]. Jg. (1928–1929), Herausgeber.

Postkarten

  1. Fritz Karpfen. Für den »Ver« gezeichnet von F. Kosak. Wien: »Ver!« [Juni? 1918], 1 Postkarte. Grafik von Fischl Viktor Kosak (1887–1968).
  • Ver! (Wien) 1918 bis 1919
  • Revolution! (Wien / Wien – Leipzig – Berlin / Wien – Berlin) 1919
Karte
  • 1

    Vgl. die Rezension von Kurt Sonnenfeld (1893–1938): Russische Gegenwartskunst, in: Neues Wiener Journal. Unparteiisches Tagblatt (Wien), 30. Jg., Nr. 10134 (23. Januar 1922), S. 8.