Bolesław Malankiewicz (1867–)

Persönliche Daten
Biographie

Bolesław Malankiewicz kam nach Krakau (Galizien und Lodomerien [Kraków, Polen]), wo er als Bronzeschmiedgehilfe arbeitete und sich als Anhänger der radicalen Arbeiterbewegung einer sozialrevolutionären Gruppe anschloss. Durch Los wurde entschieden, dass Malankiewicz ein schon länger geplantes Bombenattentat auszuführen.

Am 22. April 1884, um 13 Uhr 30, versuchte Bolesław Malankiewicz eine mit Schießpulver und Schwefel gefüllte, acht Kilo schwere Bombe in das Fenster eines Parterrezimmers des Polizeigebäudes von Krakau zu schleudern, nach Ansicht der Polizei, um den dort vermuteten, bei der Verhaftung von Sozialisten besonders aktiven Polizeikommissar Polizeikommissär Johann Kostrzewski (~1850–?) – damals schon ein Geheimagent des russischen Zaren – und den Polizeikonzipisten Ladislaus Swolkień (1851–1913) zu töten. Die Bombe zerplatzte, ehe er sie werfen konnte. Bolesław Malankiewicz, der auch einen Revolver bei sich hatte, brach unter dem beschädigten Fenster des Polizeigebäudes zusammen und wurde in bewusstlosem Zustand in das Spital, aber schon bald darauf ins Gefängnis eingeliefert.

Am 12. November 1884 begann vor dem Schwurgericht Krakau in geheimer Verhandlung der auch in Österreich Aufsehen erregende Prozess anlässlich des Anschlags auf das Polizeigebäude in Krakau gegen den Hauptangeklagten Bolesław Malankiewicz, der des versuchten Meuchelmords beschuldigt wurde. Fünf Mitangeklagte, der Buchbindergehilfe Ludwig Grudziński (1861–1905), der Eisendreherlehrling Adam Królikowski (1865–1899), der Gymnasiast Johann Pająk (1863–1915), der Ziseleur Roman Piechowski (~1863–?), der in Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]) festgenommen worden war, und der Steinmetzgehilfe Franz Sułczewski (1863–1930), wurden beschuldigt, den Hauptangeklagten durch Befehl, Rat und Belehrung zu dem Verbrechen angeeifert und die Ausführung desselben durch Beschaffung der Mittel und Beseitigung von Hindernissen wesentlich gefördert zu haben. Außerdem wurden Johann Pająk und der Medizinstudent Ludwig Dąbrowski (1862–1933) auch eines Anfang September 1884 beabsichtigten Attentats auf den Polizeikommissar Johann Kostrzewski und den Polizeikonzipisten Ladislaus Swolkień beschuldigt. Alle Angeklagten waren großteils geständig. Am 17. November 1884 wurden die Urteile gefällt. Bolesław Malankiewicz wurde wegen Verbrechens des versuchten Meuchelmords und Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung zu fünf Jahren, Roman Piechowski als intellektueller Urheber wegen Mitschuld an diesen Verbrechen zu neun Jahren, Franz Sułczewski wegen Mitschuld zu drei Jahren schwerem Kerker verurteilt. Johann Pająk wurde zwar vom Verbrechen der Mitschuld am versuchten Meuchelmord freigesprochen, aber wegen Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung zu einem Jahr schwerem Kerker verurteilt. Ludwig Dąbrowski, Ludwig Grudziński und Adam Królikowski wurden freigesprochen. Die Nichtigkeitsbeschwerde von Bolesław Malankiewicz wurde am 21. April 1885 vom Kassationsgerichtshof in Krakau als unbegründet zurückgewiesen.

Nach seiner Haftentlassung ging Bolesław Malankiewicz zunächst nach Zürich / Zurich / Zurigo (Kanton Zürich, Schweiz) ins Exil, wo er sich in Kreisen polnischer Sozialisten aufhielt. Da er andere Exilanten um ihr Geld beschwindelte, musste er Zürich verlassen.

Bolesław Malankiewicz begab sich nun nach London (England). Völlig mittellos und verarmt, versuchte er hier, allerdings erfolglos, russische Banknoten zu fälschen. Ähnlich erging es ihm mit seinem Versuch, anderen polnischen Sozialisten einen Plan für ein Kompltt gegen den russischen Zaren zu verkaufen. Schließlich bot er 1892 der britischen Polizei seine Spitzeldienste an. Nachdem diese ablehnte, wandte er sich an den Direktor des Büros des russischen Geheimdienstes Ochrannoje otdelenie [Охранное отделение; Sicherheitsabteilung] in Paris (Frankreich), ebenfalls ein ehemaliger Revolutionär. Diesem sandte er zwischen 1893 und 1896 über hundert Berichte, auf deren Grundlage zahlreiche Verhaftungen russischer beziehungsweise polnischer Sozialisten erfolgten.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte Bolesław Malankiewicz in Paris.

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