Anna Pauler (1837–)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Mutter: Adolpha Maria Güsser, seit 15. Jänner 1838 verheiratete Messer (um 1801 – Graz, Steiermark 6. Juni 1870), Tochter einer Hausfrau und eines Herrschaftsverwalters: Hausfrau; Heirat am 15. Jänner 1838 mit:
Vater: Ludwig Messer (um 1810 – ?), Sohn einer Hausfrau und eines herrschaftlichen Waldarbeiters: Malergehilfe, konzessionierter Maler von Möbeln und Fußböden, dann Lackierermeister, zuletzt Firnisfarbenerzeuger
Bruder: Ludwig Julius Güsser, mit 15. Jänner 1839 legitimierter Messer (Graz, Steiermark 1. Oktober 1838 – ?)
Schwester: Karolina Aloysia Messer (Graz, Steiermark 22. Oktober 1840 – ?)
Ehe: standesamtlich in Graz (Steiermark) mit Stefan Pauler (Rudig, Böhmen [Vroutek, Tschechien] 27. Dezember 1840 – ?): Metallarbeiter, Maschinenschlossergehilfe, zwischenzeitlich Tischler, Installateur; Sozialdemokrat, dann Radicaler, Anarchist
Kind: eines
Biographie
Anna Pauler lebte zunächst mit ihrem Ehemann Stefan Pauler (1840–?) in Graz (Steiermark) und übersiedelte nach dessen Abschaffung aus Graz 1882 nach Wien. Hier engagierte sie sich – stets im Hintergrund – in der radicalen Arbeiterbewegung.
Nach der Ausweisung ihres Ehemannes aus Niederösterreich begab sich Anna Pauler am 26. Mai 1883 in dessen nordböhmische Heimat. Ende Mai 1884 übersiedelte das Ehepaar nach Budapest (Ungarn). Schon seit Juli 1883 stand Anna Pauler unter polizeilicher Beobachtung. Sie war mehrmals nach Wien gereist, weshalb man in ihr eine Verbindungsperson zwischen den Wiener und Budapester Radicalen vermutete. Außerdem brachte sie im Juli 1883 dem in Budapest vorübergehend verhafteten Schneidegehilfen und Redakteur der Zeitung »Radikal« (Budapest) Ármin Práger (1851–1905) regelmäßig Essen in die Untersuchungshaft. Schließlich wurden am 14. März 1884 in Budapest und Umgebung sechsunddreißig Radicale verhaftet, darunter auch Anna und Stefan Pauler; beide wurden beschuldigt, dem Buchbindergehilfen Anton Kammerer (1862–1884) während seines Aufenthaltes in Budapest Vorschub geleistet zu haben. Sie wurden am 25. März 1884 in das Strafgericht Budapest eingeliefert. Das Verfahren gegen die beiden wurde zwar nach wenigen Wochen eingestellt. Stattdessen wurden sie wegen Aufreizung gegen die bestehende Gesellschaftsordnung sowie wegen Teilnahme an sozialistischen Umtrieben und hierdurch bedingte Gefährlichkeit für die öffentliche Ordnung aus Ungarn für beständig ausgewiesen und von der Polizei-Direktion Wien unter polizeiliche Überwachung gestellt: »1844 Pauler Stefan. Maschinenschlosser, geb. 1841 [!] zu Rudig in Böhmen, k., verh.; 1845 Pauler Anna, geb. Messerer, Näherin, geb. 1837 zu Graz, k., verh.; 1846 Protz Maria, Näherin, – Bl. Nr. 9, Art. 373 v. J. 1884 – wurden laut Mittheilung d. Oberstadthauptmannschaft Budapest, ddo. 11/4. I. J., Z. 347, wegen Theilnahme an sozialistischen Umtrieben u. hiedurch bedingte Gefährlichkeit der öffentl. Ordnung, nach Einstellung des Strafverfahrens wegen Aufreizung gegen die bestehenden Staatsformen aus dem Gebiete der ungarischen Monarchie für beständig ausgewiesen. K. k. Polizei-Direktion Wien 28/4.84.«1 Nach Hradek (Böhmen [Hrádek (okres Rokycany), Tschechien]) abgeschoben, verließen Stefan und Maria Pauler mit ihrem Kind am 11. April 1884 Ungarn. Allerdings vermuteten die ungarischen Behörden noch im Juni 1884 fälschlich, dass sich die Familie Pauler unter falschem Namen im Komitat Árva (Ungarn [Slowakei]) aufhalte.
Tatsächlich begaben sich Anna und Stefan Pauler mit ihrem Kind aber nach Mokrzyszów [zu Tarnobrzeg] (Galizien und Lodomerien [Polen]), wo er als Maschinenschlosser Arbeit fand. Später wanderte das Ehepaar Paula nach Brasilien aus, wo Stefan Pauler 1902 Präsident des »Österreichisch-ungarischen Hilfsvereins« in der Colônia Jaguari (Estado do Rio Grande do Sul, Brasilien) war.
Adressen
- Graz, Steiermark, Grenadiergasse 938 (Geburtsadresse)
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Autor: Reinhard Müller
Version: Oktober 2024
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[Anonym]: 1844 Pauler Stefan [...]; 1845 Pauler Anna [...]; 1846 Protz Maria, in: Central-Polizei-Blatt. Herausgegeben von der k. k. Polizei-Direktion zu Wien (Wien), Nr. 33 (16. Mai 1884), S. 132.