Alexander Schmitz (1872–1928)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Mutter: Leopoldine Josefa Karoline Kleintner (St. Ulrich, Niederösterreich [zu Wien 7.] 31. Oktober 1845 – ?), Tochter einer Hausfrau und eines Geräteträgers und späteren Lederhändlers: später Zuckerwarenverschleißerin
Vater: Alexander Schmitz (Unter-Liesing, Niederösterreich [zu Wien 23.] 20. August 1826 – Wien 4. Oktober 1903), Sohn einer Hausfrau und eines Weinhändlers und späteren Güterdirektors: Hauptmann i. R., Schriftsteller und Redakteur sowie später Eigentümer und Herausgeber der Zeitung »Oesterreichisch-Ungarische Post« (Wien); Heirat in Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]) am 16. November 1863 mit »Jenny« Johanna Theresia Josefa Ernestine Freiin von Augustinetz (Prag, Böhmen [Praha, Tschechien] um 1835 – Linz an der Donau, Oberösterreich 14. Dezember 1893), Tochter einer Hausfrau und und eines Generals; Heirat in zweiter Ehe in Wien am 15. August 1903 mit Aloisia Josef Zavadil (Mährisch Weißkirchen, Mähren [Hranice (okres Přerov), Tschechien] 18. Juni 1851 – ?)
Ehe: am 29. September 1901 mit »Fanni« Franziska [?], verheiratete Schmitz, ab 1904: Kleintner-Schmitz (11. August 1871 – ?): Wirkwarenhändlerin und Verlegerin
Biographie
Alexander Schmitz, ein unehelicher Sohn einer Lederhändlerstochter, bei dessen Taufe am 15.April 1872 sich der Hauptmann i. R., Schriftsteller und Redakteur sowie spätere Eigentümer und Herausgeber der Zeitung »Oesterreichisch-Ungarische Post« (Wien) Alexander Schmitz (1826–1903) als Vater bekannte, wurde 1904 von Friedrich Schmitz unter dem Namen »Kleintner-Schmitz« adoptiert.
Alexander Schmitz war bis 1898 Privatbeamter, betätigte sich seit 1900 als Hundemaulkörbeerzeuger in Wien 8., Piaristengasse 2, und meldete 1904 auch ein Patent für einen Hundemaulkorb an. 1908 eröffnete er in der Piaristengasse 2 ein Hunde-Sport-Haus für Maulkörbe und Hundesportsartikel, dem er 1911 das »Hygienische Hundebad ›Ideal‹« anschloss. Daneben war er ab 1906 auch als freier Schriftsteller und Journalist tätig. 1907 gründete Schmitz die Wochenzeitung »Mene Tekel« (Wien), von der allerdings nur acht Nummern erschienen und bei der er als Herausgeber und verantwortlicher Redakteur fungierte. Am 26. Juni 1908 musste er sich vor dem Bezirksgericht Wien-Josefstadt als verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift anlässlich eines im Juli 1907 veröffentlichten Artikels wegen Ehrenbeleidigung verantworten und wurde zu 300 Kronen Geldstrafe, eventuell 30 Tage Arrest, verurteilt. Noch 1907 gründete Schmitz die kurzlebige, von Schmitz und Karl Fröhlich herausgegebene Zeitung »Die Gerichtsfackel« (Wien).
Schließlich startete Alexander Schmitz 1908 sein wichtigstes Unternehmen, das mit einer Unterbrechung bis 1924 erschienene Organ »Der Blitz. Eine radikale Zeitung« (Wien), bei welchem er als Herausgeber und verantwortliche Redakteur fungierte und an dem auch Karl F. Kocmata (1890–1941) kurzzeitig mitarbeitete. Anlässlich dieses Skandalblatts, gewürzt mit erotischen Geschichten, gab es unzählige Ehrenbeleidigungs- und Presseprozesse. Schon am 11. August 1909 wurde Schmitz wegen einer nicht veröffentlichten Ehrenerklärung in »Der Blitz« wegen Vernachlässigung pflichtgemäßer Obsorge zu 50 Kronen Geldstrafe, eventuell fünf Tage Arrest, verurteilt. Kurz darauf, am 15. Oktober 1909, wurde er wegen eines beleidigenden Artikels als Wiederholungstäter in Haft genommen und ins Landesgericht eingeliefert, aber am nächsten Tag wieder enthaftet. Der nachfolgende Prozess wurde auf Beschluss der Ratskammer des Wiener Landesgerichts am 11. Jänner 1910 auf unbestimmte Zeit vertagt, im Prozess, der vom 21. bis 24. März 1910 dauerte, wurde Schmitz jedoch freigesprochen. Aber schon zuvor, am 9. Februar 1910, hatt er einen neuerlichen Prozess wegen Ehrenbeleidigung durch einen Artikel in seiner Zeitung, der aber mit einem Ausgleich endete. Da dieser nicht eingehalten wurde, erhielt Schmitz am 28. September 1910 eine Geldstrafe von 40 Kronen, eventuell vier Tage Arrest. Schon am 24. Jänner 1911 fand der nächste Ehrenbeleidigungsprozess statt, bei dem er am 25. Mai 1911 – mit Bestätigung vom 4. September 1911 – vom Bezirksgericht Wien-Josefstadt in Strafsachen zu 200 Kronen Geldstrafe, eventuell zwanzig Tage Arrest, verurteilt wurde. Anlässlich der vorübergehenden Sistierung seiner Zeitung »Der Blitz« gründete Schmitz 1911 das Organ »Mene Tekel. Zeitschrift für Volkswirtschaft, Rechtspflege und Literatur« (Wien), von dem allerdings nur 14 Nummern erschienen.
Daneben war Alexander Schmitz verantwortlicher Redakteur der 1911 bis 1912 von Marie Fenz herausgegebenen Zeitung »Der lachende Philosoph. Zeitschrift für Volkswirtschaft, Rechtspflege, Sexualleben und Belletristik« (Wien), dessen erste Nummer vom 15. Oktober 1911 bereits beschlagnahmt wurde. Vom November 1911 bis Mai 1912 war Schmitz auch sogenannter Direktor der von Simon Starck (1865–1939) herausgegebenen Zeitung »Wiener freie Worte. Freisoziales Organ zur Aufklärung und Befreiung des Volkes« (Wien) beziehungsweise bei dessen Nachfolgeorgan »Der Frei-Soziale. Eigentum der Deutschen Freisozialen Partei Österreichs. Organ für Wahrheit und Recht« (Wien). Und Schmitz kandidierte auch – vergeblich – bei den Reichsratswahlen 1911 für Simon Starcks Freisozialisten in Wien. Auch seine Tätigkeit bei Starcks Zeitungen brachte ihm zwei Prozesse ein. Im Ehrenbeleidigungsprozess des sozialdemokratischen Reichsratsabgeordneten Franz Schuhmeier (1864–1913) und des sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten Albert Sever (1867–1942) wurde Schmitz am 14. Mai 1912 zu drei Monaten Arrest verurteilt, wogegen er Berufung einlegte. Und im Prozess des Geschäftsmannes Fritz Landsberger (1870–1924) wurde Schmitz am 25. Mai 1912 wegen Vergehens der Ehrenbeleidigung zu einem Monat Arrest, verschärft durch einen Fasttag, verurteilt. Kurz darauf war Schmitz wegen eines vom Wiener Landesgericht eingeleiteten Strafverfahrens wegen Verbrechens der Erpressung untergetaucht, wurde jedoch am 18. Dezember 1912 in Pozsony / Preßburg (Ungarn [Bratislava, Slowakei]) verhaftet. Im darauffolgenden Prozess wurde er zwar im September 1913 freigesprochen, aber nach der Aufhebung des Urteils durch den Obersten Gerichtshof am 5. Dezember 1914 zu fünf Monaten schwerem Kerker verurteilt.
Im Dezember 1918 war Alexander Schmitz einen Monat lang verantwortlicher Redakteur der Zeitung »Der Tag, früher Wiener Montag« (Wien). 1919 gründete er die »Union radikaler Sozialisten«, in deren Rahmen er seine alte, bis 1924 erschienene Zeitung wiederbegründete: »Der Blitz. Organ der Union radikaler Sozialisten« (Wien). Er fungierte wieder als Herausgeber und verantwortlicher Redakteur des Organs, das 1919 vorübergehend unter dem Titel »Die Union, früher Der Blitz. Organ der Union radikaler Sozialisten« erschien. Bereits am 9. September 1920 wurde Schmitz anlässlich in der Zeitung »Der Blitz« veröffentlichter Texte und Bilder wegen Verletzung der öffentlichen Sittlichkeit von einem Wiener Schwurgericht zu zwei Monaten strengem Arrest verurteilt, seine Nichtigkeitsbeschwerde im November 1920 vom Obersten Gerichtshof verworfen. Außerdem gab Schmitz 1919 bis 1920 die Zeitung »Der lachende Blitz. Unpolitisches Unterhaltungsblatt« (Wien) heraus. Und Parallel zur Zeitung gründete Schmitz 1919 den »Verlag des ›Blitz‹« beziehungsweise »Blitz-Verlag«, der bisweilen auch den Namen »Lachender Blitz« führte und der 1924 in den »Schmitz-Verlag« überging. Schmitz verslegte hier vor allem erotische Literatur, teils eigene Schriften, teils eigene Übersetzungen aus dem Französischen. Selbst nach dem Tod von Alexander Schmitz zeitigten seine Ergüsse noch ein gerichtliches Nachspiel. 1930 veröffentlichte seine Witwe »Fanni« Franziska Schmitz (1871–?) ein nachgelassenes Manuskript mit dem Titel »Ergötzliche Nächte« in der Bearbeitung durch die Schriftstellerin Stephanie Breicha und mit Zeichnungen von Hella Schwager. Als im August 1930 die Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen Vergehens gegen die öffentliche Sittlichkeit einleitete, waren von den 5.000 gedruckten Exemplaren bereits rund 3.200 Stück verkauft. Im darauffolgenden Prozess wurden am 30. Jänner 1931 die Beschlagnahme des Buches verfügt und Franziska Schmitz zu vierzehn Tagen sowie Hella Schwager zu acht Tagen strengen Arrests verurteilt, bei beiden bedingt mit zweijähriger Bewährungsfrist.
Adressen
Wien 8., Florianigasse 29 (Geburtsadresse)
Wien 8., Piaristengasse 2 (1899, 1904)
Wien 8., Pfeilgasse 10 (1909; Wohnadresse)
Wien 8., Lange Gasse 44 (Sterbeadresse)
Publikationen
Bücher und Broschüren
Richtige Behandlung u[nd] Erziehung des Hundes mit einem Anhang: Krankheiten der Hunde und Dressur des Polizei- und Kriegshundes. Wien: Huber & Lahme Nachfg. 1907 [recte 1906], 42 S.
b) Richtige Behandlung und Erziehung des Hundes! (2. Auflage.) Wien: Verlag des »Hunde-Sport-Hauses« 1911, 48 S.
c) Richtige Behandlung und Erziehung des Hundes mit einem Anhang: Krankheiten
der Hunde und Dressur des Polizei- und Kriegshundes. Wien: Verlag des »Meine Tekel« 1911, 32 S.
d) Richtige Behandlung und Erziehung des Hundes. (Ratschläge beim Ankauf, Erziehung, Verteidigung, Dressur auf den Mann, Apportieren, alle Krankheiten des Hundes und deren Behandlung.) (80.000 bis 100.000 Tausend.) Wien / Leipzig: Schmitz-Verlag / Kommissionsverlag R. Maeder [1911], II, 33 S.Aus dem Leben eines süßen Mädels. Nach einem Tagebuche von Alexander Schmitz. Wien: Verlag des »Blitz« 1909, 166 S. Beschlagnahmt.
Programm der Union radikaler Sozialisten. Wien: Verlag des »Blitz« [1919], 16 S.
Das Weib. Wien: Lachender Blitz [ab 1921: Blitz-Verlag] 1920–1923, 4 Bände:
[1. Teil]: Das Weib. Mit vielen Illustrationen. (Das Weib im Liebesleben aller Völker.) Wien: Blitz-Verlag 1920, 159 S.
c) Das Weib. Mit vielen Illustrationen. 3. Auflage, 20.–30. Tausend. Wien: Blitz-Verlag 1921, 159 S. Auf dem Umschlagblatt: 4. Auflage.
d) Das Weib. 4. Auflage. Wien: Blitz-Verlag 1924, 159 S. Auf dem Umschlagblatt: 5. Auflage.
2. Teil: Das Weib. (Das Liebesleben im Mittelalter.) Wien: Blitz-Verlag 1921, 144 S.
b) Das Weib. 2. Auflage, 25.–40. Tausend. Wien: Blitz-Verlag 1922, 144 S.
c) Das Weib. 3. Auflage, 40.–60. Tausend. Wien: Blitz-Verlag 1923, 144 S.
3. Teil: Das Weib. 1.–20. Tausend. Wien: Lachender Blitz 1923, 143 S.
4. Teil: Das Weib. 1. Auflage, 1.–20. Tausend. Wien: Blitz-Verlag 1923, 143 S.Der Staatsbankrott unvermeidlich. Die Wahrheit über Oesterreichs Mißwirtschaft. Wien: Blitz-Verlag 1920, 30 S.
Die Liebe. Mit vielen Illustrationen. Wien: Lachender Blitz [ab 1921: Blitz-Verlag] 1920–1924, 2 Bände:
[1. Teil]: Die Liebe. Mit vielen Illustrationen. Wien: Lachender Blitz 1920, 144 S. Beschlagnahmt.
b) Die Liebe. 3. Auflage, 20.–30. Tausend. Wien: Blitz-Verlag 1921, 159 S.
2. Teil: Die Liebe. (Die besten Liebesgeschichten der Weltliteratur.) Wien: Blitz-Verlag 1924, 144 S.Vor der Sündflut. 1. Auflage, 1.–20. Tausend. Wien: Blitz-Verlag 1922, 143 S.
Ein Weib der Liebe. Wien: Blitz-Verlag 1923, 144 S.
Die tollsten Liebesgeschichten der Weltliteratur. 1. Auflage, 1.–20. Tausend. Wien: Schmitz-Verlag 1926, 144 S.
Liebe, die tötet. Wien: Schmitz-Verlag 1928, 161 S. Erschien unter dem Autorennamen »Romulo Echtermayer«.
Übersetzungen
Camille Pert (1863–1952): Rosa Scari’s Liebesabenteuer und andere Novellen. Deutsch von Alexander Schmitz. 1.–20. Tausend. Wien: Blitz-Verlag 1922, 156 S. Original: Les amours perverses de Rosa Scari. Paris 1907.
René Émery (1861–?): Das Gift der Lippen. (Deutsch von Alexander Schmitz.) Wien: Blitz-Verlag 1924, 144 S. Original: Le poison des lèvres. Roman. Paris [1905]. Die sechs anderen Novellen stammen von anderen Autoren, vier davon von Paul-Armand Silvestre (1837–1901).
Honoré de Balzac (1799–1850): Die dreißig Drolligen Geschichten. Deutsch von Alexander Schmitz. 1.–20. Tausend. Wien: Schmitz-Verlag 1924–1925, 2 Bände:
1. Teil: Die dreißig Drolligen Geschichten. Deutsch von Alexander Schmitz. 1.–20. Tausend. Wien: Schmitz-Verlag 1924, 159 S.
2. Teil: Die dreißig Drolligen Geschichten. Deutsch von Alexander Schmitz. 1.–20. Tausend. Wien: Schmitz-Verlag 1925, 192 S.Die besten Schwänke und Witze der Weltliteratur. Mit Illustrationen. Wien: Schmitz-Verlag [1927], 2 Bände:
[1. Teil]: Die besten Schwänke und Witze der Weltliteratur. Mit Illustrationen. Wien: Schmitz-Verlag [1927], 128 S.
2. Teil: Die besten Schwänke und Witze der Weltliteratur. Mit Illustrationen. Wien: Schmitz-Verlag [1927], 128 S.Pierre Louÿs (1870–1925): Aphrodite. Ein antikes Sittenbild. (Deutsche Übertragung von Alexander Schmitz.) Wien: Schmitz-Verlag 1927, 128 S. Original: Aphrodite – Mœurs antiques. Paris 1896.
Periodika
Mene Tekel« (Wien), 1. Jg. (1907), 8 Nummern; Herausgeber und verantwortlicher Leiter.
Die Gerichtsfackel (Wien), 1. Jg. (1907), Herausgeber und verantwortlicher Redakteur.
Der Blitz. Eine radikale Zeitung (Wien), 1.–7. Jg. (1908–1914), Herausgeber und verantwortlicher Leiter.
Mene Tekel. Zeitschrift für Volkswirtschaft, Rechtspflege und Literatur (Wien), 1. Jg. (1911), 14 Nummern; Herausgeber und verantwortlicher Leiter.
Der lachende Philosoph. Zeitschrift für Volkswirtschaft, Rechtspflege, Sexualleben und Belletristik (Wien), 1.–2. Jg. (1911–1912), verantwortlicher Redakteur.
Wiener freie Worte. Freisoziales Organ zur Aufklärung und Befreiung des Volkes« (Wien), 1. Jg. (1911), Direktor.
Der Frei-Soziale. Eigentum der Deutschen Freisozialen Partei Österreichs. Organ für Wahrheit und Recht (Wien), 1. Jg. (1912), Direktor.
Der Blitz. Organ der Union radikaler Sozialisten (Wien), 12.–17. Jg. (1919–1924), 1919, H. 21–28, unter dem Titel »Die Union, früher Der Blitz. Organ der Union radikaler Sozialisten«, Herausgeber und verantwortlicher Leiter.
Der lachende Blitz. Unpolitisches Unterhaltungsblatt (Wien), 1.–2. Jg. (1919–1920), Beilage zu »Der Blitz« (Wien).
Mitarbeiter*innen an Periodika
- Neue Freie Worte (Wien) 1911 bis 1912
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Autor: Reinhard Müller
Version: August 2024
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