Carl Colbert (1855–1929)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Vater: Moriz Cohn (Pest / Ofen [zu Budapest], Ungarn 10. Oktober 1818 – Wien 26. Mai 1863), Sohn einer Hausfrau und eines Großhändlers: Uhrengroßhändler, Kaufmann und Gesellschafter einer Goldgalanteriewarenhandlung; Heirat mit:
Mutter: Charlotte Cohn, geborene Hirschl (Pozsony / Preßburg, Ungarn [Bratislava, Slowakei] 18. Februar 1828 – Wien 3. Juni 1911), Tochter einer Hausfrau und eines Handelsmannes: Eigentümerin der »Wechselstube Mercur« und der Zeitung »Mercur« (Wien)
Schwester: Clara Colbert; d. i. bis 1881: Clara Cohn (Wien 22. Jänner 1856 – Wien 3. November 1911): Private
Schwester: Adele Cohn, verheiratete Gut (Wien 21. Dezember 1857 – Wien 17. Februar 1906): Heirat in Wien am 2. Februar 1879 mit Alexander Gut, auch: Sándor Gut (Pest / Pesth [zu Budapest], Ungarn 1842 – Wien 31. Oktober 1914), Sohn einer Hausfrau und eines Kaufmanns: Oberinspektor der »Lebensversicherungs-Gesellschaft Phönix«
Ehe: standesamtlich mit Caroline Louise Maria Huber; Künstlerinnennamen: Tony Colbert-Wolff, Tony Wolff (Hannover, Königreich Hannover [Niedersachsen] 28. April 1865 – Wien 22. Oktober 1944): Pianistin
Tochter: Marie Charlotte Colbert, verheiratete Singer: Heirat am 9. Oktober 1911 mit Max Singer
Sohn: Ernst Colbert (Wien 20. November 1891 – Konzentrationslager Auschwitz, Generalgouvernement [Oświęcim, Polen] 2. Dezember 1943, ermordet): Privatbeamter, Redakteur und Zeitungsherausgeber
Biographie
Carl Colbert besuchte das Akademische Gymnasium in Wien 1., anschließend die Wiener Handelsakademie. Zunächst arbeitete er in der von seiner Mutter geleiteten »Wechselstube Mercur« und als Redakteur des von seiner Mutter herausgegebenen »Mercur. Authentischer Verlosungs-Anzeiger aller in- und ausländischen Lotterie-Effekten« (Wien), war dann einige Jahre in Rom ‹Roma› (Italien), gründete aber am 15. Jänner 1886 gemeinsam mit seinem Schwager Alexander Gut (1840–1914) das handelsgerichtlich protokollierte Bank- und Kommissionsgeschäft »C. Cohn & Gut«, das aber schon am 12. August 1890 gelöscht wurde. 1887 gründete Carl Colbert gemeinsam mit Ernst Ziegler (1847–1902) die illustrierte Zeitschrift »Wiener Mode« (Wien), war 1898 Mitarbeiter der Zeitung »Die Wage« (Wien), wurde um diese Zeit Mitglied der »Wiener Fabier Gesellschaft« und später mit Ernst Viktor Zenker (1865–1946) Mitglied der »Demokratischen Partei«. Colbert wurde im Dezember 1908 kaiserlicher Rat, war ab 1910 mit Maximilian Schreier (1877–1942) Gründer und Eigentümer der Wochenzeitung »Der Morgen. Wiener Montagblatt« (Wien) und gründete 1914 den Fürsorgeverein »Die Bereitschaft«. 1915 trat Colbert aus der Wochenzeitung »Der Morgen« aus und gründete im Juni 1915 die zunächst durchaus kaisertreue und kriegsbefürwortende, seit 1918 dem Marxismus zugetane, pazifistische Zeitung »Der Abend« (Wien). Colbert bekannte sich zunächst als radikaler Marxist, seit 1919 als Marxist-Leninist und trat schließlich der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« bei. 1929 übertrug er die Herausgeberschaft der Zeitung an seinen Sohn Ernst Colbert (1891–1943). Carl und Ernst Colbert sowie Alexander Weisz (1884–1956), 1919 bis 1922 Chefredakteur der Zeitung »Der Abend« (Wien), waren in Korruptionsfälle verwickelt. Nach der Entlassung von Alexander Weisz führte dieser wie auch andere, darunter Karl F. Kocmata (1890–1941), den Konflikt mit Carl und Ernst Colbert und deren Zeitung »Der Abend« (Wien) in aller Öffentlichkeit und mit öffentliches Interesse erweckender Heftigkeit. Außerdem geriet Carl Colbert mit der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei«, deren Mitglied er war, in Konflikt.
Publikationen
Bücher und Broschüren
Etiquettefragen. Die Gesetze der Etiquette für die bürgerliche Gesellschaft. Vom Briefkastenmann der »Wiener Mode«. Wien – Leipzig – Berlin – Stuttgart: Verlag der Wiener Mode« [1895], 92 S. Erschien unter dem Autorennamen »Briefkastenmann der ›Wiener Mode‹«.
Vorschläge zur Reform des Stadtbahn-Verkehrs. Erstattet vom Ausschuß des Vereines »Stadtbahn« für die Interessen der Wiener Stadt- und Verbindungsbahn und ihres Publikums. Wien: Im Selbstverlage des Vereines 1907, 13 S. Ko-Autor: Wilhelm Bauer.
Morgendämmerung. Bilder aus dem Wien, das war, das ist und das wir schaffen wollen. Von Alpheus. Wien – Leipzig: Anzengruber-Verlag Brüder Suschitzky 1915, 295 S. Erschien unter dem Autorennamen »Alpheus«.
Der Preistreiberprocess gegen Dr. Josef Kranz, gewesenen Präsidenten der Allgemeinen Depositenbank in Wien. Mit einem Vorwort und Bericht über die Vorgeschichte des Straffalles von Carl Colbert. Wien – Leipzig: Anzengruber-Verlag Brüder Suschitzky 1917, 167 S.
Bankleute und Börsenspieler vor 2000 Jahren. Ein Beitrag zur Sittengeschichte von Carl Colbert. Konstanz: Oskar Wöhrle 1924, 236 S.
Das goldene Kalb. Roman aus der Geldwelt von Carl Colbert. Wien: Wiener Volksbuchhandlung, F. Skaret – Dr. R. Danneberg 1926, 197 S.
Der Börsenschwindel des John Law. Ein Beitrag zur Revolutions- und Sittengeschichte von Carl Colbert. Mit 24 Bildern nach Vorlagen der Zeit. München: Drei Masken Verlag 1927, XI, 265 S.
Sodom und Gomorrha. [Von] Carl Colbert. München: Drei Masken Verlag 1928, 268 S.
Autor / Version / Copyleft
Autor: Reinhard Müller
Version: August 2024
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