Wenzel Vaic (1853–)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Václav Vaic
falsche Namensschreibweise: Wenzel Waic
Geburtsdatum
1. Juli 1853
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch
Berufe

Vater: Prokop Vaic: Zimmermann; Heirat mit:
Mutter: Anna Vaic, geborene Nič: Hausfrau
Ehe: in Aussig (Böhmen [Ústí nad Labem, Tschechien]) am 10. Juni 1878 mit Augusta Theresia Liebig (Aussig, Böhmen [Ústí nad Labem, Tschechien] 29. Juli 1861 – ?), Tochter einer Hausfrau und eines Taglöhners: Hausfrau
Sohn: Hugo Wenzel Vaic (Aussig, Böhmen [Ústí nad Labem, Tschechien] 25. September 1878 – Aussig, Böhmen [Ústí nad Labem, Tschechien] 12. Oktober 1878): an Lebensschwäche verstorben
Sohn: Viktor Hugo Vaic (Aussig, Böhmen [Ústí nad Labem, Tschechien] 25. Oktober 1879 – Aussig, Böhmen [Ústí nad Labem, Tschechien] 26. April 1880): an den Fraisen verstorben
Tochter: Olga Selma Vaic (Aussig, Böhmen [Ústí nad Labem, Tschechien] 5. November 1881 – Aussig, Böhmen [Ústí nad Labem, Tschechien] 11. Februar 1883): an einer Lungenentzündung verstorben
Sohn: Maximilian Vaic (Aussig, Böhmen [Ústí nad Labem, Tschechien] 17. Dezember 1882 – Aussig, Böhmen [Ústí nad Labem, Tschechien] 16. März 1883): an Darmkatarrh verstorben
Sohn: Otto Vaic (Aussig, Böhmen [Ústí nad Labem, Tschechien] 28. August 1884 – Aussig, Böhmen [Ústí nad Labem, Tschechien] 2. März 1885): an Darmkatarrh verstorben
Tochter: Elisabeth Augusta Vaic, seit 1913 verheiratete Lederle

Biographie

Der Schuhmachergehilfe Wenzel Vaic zog nach Aussig (Böhmen [Ústí nad Labem, Tschechien]), wo er 1874 eine Schuhwerkstatt eröffnete. Wohl hier stieß er zur sozialistischen Arbeiterbewegung. Er trat dem 1878 gegründeten »Arbeiter-Fortbildungsvereins Aussig« bei, wo er auch den Webereiarbeiter Josef Schiller (1846–1897) kennenlernte. In den folgenden Jahren engagierte sich Wenzel Vaic vor allem in Nordböhmen bei der Gründung von Arbeiter-Fortbildungsvereinen. Dabei unterhielt er sowohl zur deutschen wie auch zur tschechoslawischen Arbeiterbewegung Beziehungen. Vaic war auch an den Vorbereitungen des Gründungskongresses der »Sociálně-demokratická strana českoslovanská v Rakousku« (Tschechoslawische sozial-demokratische Arbeiterpartei in Österreich), der am 7. April 1878 in Breunau (Böhmen [Břevnov, zu Praha, Tschechien]) abgehaltenen wurde, beteiligt, nahm jedoch selbst nicht als Delegierter teil. Vor allem aber war er beim Aussiger Leseverein »Svornost« (Eintracht) engagiert, dessen Obmann er 1880 bis 1882 war. Als im Frühjahr tausende Bergarbeiter der Bezirke Brüx (Böhmen [Most, Tschechien]), Düx (Böhmen [Duchcov, Tschechien]) und Teplitz (Böhmen [Teplice, Tschechien]) in den Streik traten, war auch Vaic vor Ort. Spätestens jetzt war er ein wichtiger Anhänger der radicalen Arbeiterbewegung im Sinne der von Johann Most (1846–1906) herausgegeben Zeitung »Freiheit« (London) und gehörte angeblich auch dem so genannten Kontrollkomitee der Wiener Zentralleitung der Radicalen an. Er soll auch eine leitende Funktion in der am 27. März 1882 gegründeten geheimen Sektion für Nordwestböhmen innegehabt haben. Vaic war auch an der von Franz Hlaváček (1853–1937) herausgegeben Zeitung »Hlas lidu« (Praha; Die Volksstimme) beteiligt, die aber schon nach ihrer ersten, am 27. April 1882 erschienenen Nummer behördlich verboten wurde. Im Prozess gegen einundfünfzig Angeklagte, der vom 4. bis 22. Dezember 1882 vor dem Landes- als Strafgericht Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]) in geheimer Verhandlung stattfand, wurde Wenzel Vaic des Verbrechens der versuchten Verleitung zur öffentlichen Gewalttätigkeit und des Vergehens der Geheimbündelei angeklagt. Er hatte in einem Brief an einen Radicalen in Wien geschrieben, dass er einen Chemiker kenne, der zur Füllung mit Sprengstoff geeignete Flaschen gemäß dem in der Untergrundzeitung »Der Rebell« (Nirgendsheim [recte Paris]) veröffentlichten Rezept herstellen könne, um diese gegen Polizeiorgane und Arbeitnehmer einsetzen zu können. Im Sinne der Anklage wurde Vaic zu zwei Jahren schwerem Kerker, verschärft durch vierteljähriges Fasten in Einzelhaft, verurteilt.

Nach seiner Entlassung zog Wenzel Vaic mit seiner Ehefrau im Juni 1885 in die preußische Rheinprovinz, wo sich seine Spuren verlieren. Bekannt ist nur, dass das Ehepaar hier noch eine Tochter hatte, die 1913 in Ludwigshafen (Bayern) heiratete.

Wenzel Vaic, der nur in Böhmen [Tschechien] aktiv war, stand in engem Kontakt mit den deutschen wie tschechoslawischen Radicalen in Wien.

Adressen

  • Pochwalow, Böhmen [Pochválov, Tschechien], Pochwalow 39 (Geburtsadresse)
  • Aussig, Böhmen [Ústí nad Labem, Tschechien], Aussig 1070 (1878)
  • Aussig, Böhmen [Ústí nad Labem, Tschechien], Aussig 538 (1879)
  • Aussig, Böhmen [Ústí nad Labem, Tschechien], Aussig 811 (1881–1883)
  • Aussig, Böhmen [Ústí nad Labem, Tschechien], Aussig 404 (1884)
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