Johann Heindl

Persönliche Daten
Berufe
Biographie

Der Tapezierergehilfe Johann Heindl, Anhänger der radicalen Arbeiterbewegung, wohnte in Wien mit dem Buchbindergehilfen Anton Kammerer (1862–1884) in einem Zimmer in Wien 5., Laurenzgasse 12, zusammen. Kammerer wurde seit dem Jänner 1884 wegen mehrerer Attentate von der Polizei gesucht. Als Kammerer am 20. Februar 1880 aus Budapest (Ungarn) kommend in Wien eintraf, stand er sofort unter polizeilicher Beobachtung. Am 28. Februar 1884 sollte Kammerer beim Verlassen des Kaffeehauses Gustav Fischer in Wien 8., Blindengasse 28, von vier Polizeidetektiven festgenommen werden. Kammerer befand sich damals im Kaffeehaus in Begleitung des Blechschmiedgehilfen Rudolf Oppel (1855–1922) und von Johann Heindl. Heindl wurde im Zuge der Festnahme Kammerers ebenfalls verhaftet, aber bald wieder freigelassen. Deshalb verdächtigten ihn Genossinnen und Genossen, Anton Kammerer verraten zu haben. Mehr oder weniger gesichert ist, dass die Wiener Polizei Heindl im Februar 1884 zum Futteralmachergehilfen und Zeitungsherausgeber August Koditek (1855–?) nach Budapest schickte, um dessen Verhältnis zu Anton Kammerer auszukundschaften. Koditek nahm Heindl sogar bei sich in seinem Zimmer auf.

Im April 1884 flüchtete Johann Heindl in die USA. In Wien war Heindl noch einmal Thema in einem Prozess, der am 12. Juli 1884 vor dem Ausnahmsgericht Wien in teils geheimer Verhandlung stattfand. Angeklagt war der Schneidergehilfe Josef Kirchmeier (1862–?) wegen Verbrechens der Mitschuld am Hochverrat durch Unterlassung der Anzeige. Er soll kurz vor der Flucht von Johann Heindl von diesem das Manuskript »Manifest an das Volk« übernommen haben, um es an die Besitzer einer Geheimpresse zu übermitteln. Im Prozess äußerte Josef Kirchmeier seine – angeblich von vielen anderen mit ihm geteilte – Überzeugung, dass Johann Heindl ein Denunziant, ein Polizeispitzel sei.

Adressen

  • Wien 5., Laurenzgasse 12 (1884)
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