Alfred Grünewald (1884–1942)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Vater: Sándor Grünwald; auch: Alexander Grünwald (Csesznek / Zeßnegg [Csesznek], Ungarn 12. Februar 1846 – Wien 2. Dezember 1902): Kaufmann, Inhaber eines Schafwollwarenverschleißes; Heirat in Wien am 16. März 1879 mit:
Mutter: Mina Grünwald, geborene Goldmann (1854 – Wien 26. September 1917), Tochter einer Hausfrau und eines Schneiders: Hausfrau
Bruder: Arthur Friedrich Grünwald (Wien 17. September 1879 – Kanada 1958): Bankbeamter und Börsenmakler; 1938 in so genannte Schutzhaft genommen und sein Vermögen konfisziert; flüchtete nach Kanada; Heirat in Wien am 21. September 1902 mit »Hansi« Johanna Rosner (Wien 10. Juli 1881 – 1942)
Schwester: Hilda Grünwald, verheiratete Sorter (Wien 9. September 1880 – Pennington, Minnesota, USA 23. Dezember 1972): Hausfrau; flüchtete in die USA; Heirat in Wien am 28. April 1903 mit Emil Sorter (Wien 28. September 1874 – Wien 3. März 1938): Dr. med., Arzt
Schwester: Jenni Grünwald, verheiratete Jeannie Wolf (Wien 2. Mai 1882 – USA 1959): Hausfrau; Heirat 1905 mit. Robert Wolf (Wien 26. Oktober 1879 – New York City, New York, USA Februar 1968), Sohn eines Kaufmanns: Dr., Textilkaufmann; das Ehepaar flüchtete über Frankreich 1941 in die USA
Ehe: keine
Kinder: keine
Biographie
Alfred Grünewald legte 1902 die Reifeprüfung an der Leopoldstädter Staatsrealschule in Wien ab. Er studierte danach bis 1908 Bauingenieurwesen und Architektur an der Technischen Hochschule Wien. 1912 wurde er als Architekt Mitarbeiter in der Bauschule des Architekten Adolf Loos (1870–1933), danach in einem Architekturbüro. Grünewald, seit 1906 auch literarisch tätig, lebte nach dem Ersten Weltkrieg als freier Schriftsteller in Wien. 1918 bis 1921 war er auch im literarischen Kreis um Karl F. Kocmata (1890–1941) aktiv.1 Nach einem gescheiterten Suizidversuch am 11. März 1938 wegen seiner jüdischen Herkunft und seiner Homosexualität wurde er im Zuge der Novemberpogrome am 14. November 1938 in das Konzentrationslager Dachau (Bayern) deportiert, jedoch im Jänner 1939 unter der Bedingung, das Deutsche Reich zu verlassen, entlassen.
Alfred Grünewald flüchtete im März 1939 über die Schweiz nach Frankreich, wurde bei Kriegsbeginn in den Lagern Antibes (Frankreich) und Les Milles (Frankreich) interniert, im Herbst 1942 von der Polizei in Nizza ‹Nice› (Frankreich) verhaftet, der SS ausgeliefert, am 7. September 1942 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Adressen
Wien 2., Mayergasse 12 (Geburtsadresse)
Publikationen
Bücher und Broschüren
Sonnenpeter. Ein Drama in vier Aufzügen. Leipzig: Verlag für Literatur, Kunst und Musik 1906, 112 S.
Mummenschanz des Todes. Wien – Leipzig: Hugo Heller und Cie 1909, 81 S.
Die Gezeiten der Seele. Leipzig: Erdgeist-Verlag 1912, 87 S.
Vier Gesänge (nach Alfred Grünewald’s Gedichten »Den Kindern«) für eine Singstimme mit Klavierbegleitung von Josef Lamberg. Wien – Leipzig Universal-Edition [1914], 12 S. Enthält von Alfred Grünewald: Morgenrhythmus; Kinder sind wie leise Fragen; Kommt ein Lachen; Huckepack. Komposition von Josef Lamberg (1852–1940).
Spiele. Drei Einakter. Heidelberg: Saturnverlag Hermann Meister 1914, 91 S.
Mutter. Ein Requiem. Wien – Leipzig – Zürich: Wiener graphische Werkstätte 1918, 29 S.
Das Vöglein Süzelin. Zürich – Leipzig – Wien: Amalthea-Verlag 1918, 101 S.
Urians Lendenschmuck. Ein Fastnachtspiel in fünf Aufzügen. Zürich – Leipzig – Wien: Amalthea-Verlag 1919, 57 S.
Sonette an einen Knaben. Mit Zeichnungen von Georg Ehrlich. Wien – Prag – Leipzig: Verlag Ed. Strache 1920, 26 S. Illustrator: Georg Ehrlich (1897–1966).
Karfunkel. Neue Balladen und Schwänke. (Mit Originalsteinzeichnungen von Erich Schmale-Walter.) Leipzig – Wien – Zürich: Ilf-Verlag 1920, 143 S. Illustrator: Erich Schmale-Walter (1886–1964).
Dithyrambischer Herbst. Potsdam: Hans Heinrich Tillgner Verlag 1920, 30 S.
Renatos Gesang. Ein Buch der Einsamkeit. Wien: Verlag Paul Stern 1921, 77 S.
Pavor nocturnus. Fünf Einakter. Wien: Verlag der Wiener Graphischen Werkstätte 1921, 162 S.
Ergebnisse. Wien: Verlag der Wiener Graphischen Werkstätte 1921, 148 S.
b) Ergebnisse. Aphorismen. Mit einem Nachwort von Klaus Hansen. Herausgegeben von Thomas B. Schumann. Hürth bei Köln: Edition Memoria 1996, 99 S. Herausgber: Thomas B. Schumann (geb. 1950).Die Streiche des Herrn Sassaparilla. (Eingedruckte Holzschnitte in Rot- und Schwarzdruck, Initialen in Rotdruck und Titelzeichnung in Rot- und Schwarzdruck von Axel Leskoschek.) Leipzig – Wien: Verlag der Wiener Graphischen Werkstätte 1922, 111 S. Illustrator: Axl Leskoschek (1889–1976).
Der Teufel von Wien. Balladendichtungen. Mit Bildern von Franz Wacik. Leipzig – Wien: Verlag von Otto Clauß 1922, 61 S. Illustrator: Franz Wacik (1883–1938).
b) Der Teufel von Wien. Balladendichtungen. Mit Bildern von Franz Wacik. 2. Auflage. Leipzig – Wien: Verlag von Otto Clauß 1922, 61 S.Tröstliche Kantate. Wien: Krystall-Verlag 1928 [recte 1927], 29 S.
Ausgewählte Gedichte. Weimar: Erich Lichtenstein Verlag 1931, 80 S.
Gebet um Lieder. Gedichte. Darmstadt: Darmstädter Verlag 1935, 73 S.
Die brennende Blume. Gedichte. Wien: Krystall-Verlag [1936], 80 S.
Klage des Minos. Eine Auswahl. Zusammengestellt und eingeleitet von Oskar Jan Tauschinski. Wien: Bergland-Verlag 1969 (= Neue Dichtung aus Österreich. 157/158.), 99 S. Herausgeber: Oskar Jan Tauschinski (1914–1993).
b) Lass meine Seele dir Heimat sein. Eine Auswahl. Zusammengestellt und eingeleitet von Oskar Jan Tauschinski. Wien – München: Verlag Jungbrunnen 1990 (= Bibliothek Wiederaufnahme. Österreichische Literatur des 20. Jahrhunderts.), 100 S.Gedichte. (Herausgegeben von Eckart Früh und mit einer Bibliographie von Günter Peperkorn.) Wien: Eckart Früh 1988, 27 S. Herausgeber: Eckart Früh (1942–2014).
Sonette an einen Knaben und andere Gedichte. Herausgegeben von Volker Bühn. Hamburg: Männerschwarm-Verlag 2013 (= Bibliothek rosa Winkel. 64.), 258 S. Herausgeber: Volker Bühn (geb. 1958).
Reseda, Novelle, und andere Prosa. Herausgegeben von Volker Bühn. Hamburg: Männerschwarm-Verlag 2013 (= Bibliothek rosa Winkel. 65.), 204 S. Herausgeber: Volker Bühn (geb. 1958).
Es gibt Zeiten, die Anachronismen sind. Aphorismen, Fabeln, Essays. Herausgegeben von Volker Bühn und Friedemann Spicker. [Bochum]: Brockmeyer Verlag 2016 (= Deutsches Aphorismus-Archiv Hattingen. DAphA-Drucke. 7.), 137 S. Herausgeber: Volker Bühn (geb. 1958), Friedemann Spicker (geb. 1946).
26) Alfred Grünewald. Auswahl von Volker Bühn. Grafik Oskar Kokoschka. Wilhelmshorst: Märkischer Verlag 2019 (= Poesiealbum. 349.), 31 S. Herausgeber: Volker Bühn (geb. 1958); Illustrator: Oskar Kokoschka (1886–1980).
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Autor: Reinhard Müller
Version: Juni 2024
Anarchistische Bibliothek | Archiv | Institut für Anarchismusforschung | Wien
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Vgl. Ernst Mannheimer (1893–1949): Alfred Grünewald. Ein junger Wiener Lyriker, in: Ver! (Wien), [1]. Jg., H. 14–15 (Mai 1918), S. 185–187.