Michail Alexandrowitsch Bakunin (1814–1876)

Persönliche Daten
Namensvarianten
Russisch: Михаил Александрович Бакунин
Geburtsdatum
30. Mai 1814
Sterbedatum
1. Juli 1876
Religionsbekenntnis
russisch-orthodox
Adressen
Biographie

Bezug zu Österreich

Michail Alexandrowitsch BakuninMichail Alexandrowitsch Bakunin, zu dieser Zeit noch Panslawist und radikaler Demokrat, hielt eine folgenreiche Rede auf dem Slawenkongress, der vom 1. bis 12. Juni 1848 in Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]) tagte.1 Die Behörden machten ihn – wie die Geschichtsforschung nachgewiesen zu Unrecht – für den am 12. Juni 1848 begonnenen Aufstand in Prag verantwortlich. Dennoch sollte das Prager Intermezzo für Bakunin Folgen haben. Am 13. Juni 1850 wurde er, nachdem er in Sachsen bereits zum Tod verurteilt, dann zu lebenslänglicher Haft begnadigt und sofort an Österreich ausgeliefert worden war, zunächst in Prag inhaftiert und am 14. April 1851 in die Festung Olmütz (Mähren [Olomouc, Tschechien]) verlegt. Ein österreichisches Kriegsgericht verurteilte Bakunin wegen Hochverrats am 15. Mai 1851 zum Tod durch den Strang, ließ ihn jedoch noch am selben Tag nach Krakau (Galizien und Lodomerien [Kraków, Polen]) und weiter an die Grenze zu Russland eskortieren, wo er am 17. Juni 1851 in Michalowice (Galizien und Lodomerien [Michałowice, Polen]) den russischen Behörden übergeben wurde.2 Bakunin, über den sein einstiger Zellengenosse, der Wiener Schriftsteller Ferdinand Kürnberger (1821–1879), ein persönliches Porträt veröffentlichte,3 wurde später eine bedeutender Repräsentant des so genannten kollektivistischen Anarchismus.

Abdrucke in:

Karte
  • 1

    Vgl. Michael Bakunin [d. i. Michail Alexandrowitsch Bakunin ‹Михаил Александрович Бакунин›]: Aufruf an die Slaven. Von einem russischen Patrioten. Köthen [recte Leipzig]: Selbstverlag des Verfassers [recte Slawische Buchhandlung Ernst Keil] 1848, 35 S. Bakunin verfasste auch mehrere Zeitungsartikel zur Lage in Österreich; vgl. [anonym]: »Ein einiges starkes Österreich ist ein Bedürfniß für Europa!«, in: Dresdner Zeitung für sächsische und allgemein deutsche Zustände (Dresden), Nr. 57 (8. März 1849); [anonym]: Die czechische Demokratie, in: ebenda, Nr. 64 (16. März 1849); An Wien!, in: Dresdner Zeitung (Dresden), Nr. 103 (1. Mai 1849); als Autoren des letztgenannten Artikels zeichneten Leopold Häfner (1820–1895), der am 18. Mai 1848 in Wien die Republik ausgerufen hatte, und Oswald Ottendorfer (1826–1900), doch tatsächlicher – und vermutlich alleiniger – Autor war Bakunin. Die Artikel wurden wiederabgedruckt in Michael Bakunin: »Barrikadenwetter« und »Revolutionshimmel« (1849). Artikel in der ›Dresdner Zeitung‹. Einleitung von Boris Nikolaevskij. Berlin: Karin Kramer Verlag 1995 (= Michael Bakunin. Ausgewählte Schriften. Herausgegeben von Wolfgang Eckhardt. 2.), S. 133–134, 135–139 und 146–149.

  • 2

    Eine ausführliche Darstellung von Bakunins Zeit in Österreich mit zahlreichen Dokumenten lieferte der in Österreichisch-Schlesien gebürtige Historiker und als Nationalsozialist hingerichtete Josef Pfitzner (1901–1945): Bakuninstudien. Prag: Verlag der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die Tschechoslowakische Republik 1932 (= Historische Kommission, Deutsche Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die Tschechoslowakische Republik: Quellen und Forschungen aus dem Gebiete der Geschichte. 10.), vor allem S. 78–106 und 195–237.

  • 3

    Vgl. F. K. [d. i. Ferdinand Kürnberger]: Der Russe Bakunin, in: Norddeutsche Freie Presse (Hamburg-Altona), Nr. 406–407 (17.–18. Juli 1850), wiederabgedruckt in: Volks-Archiv. Eine Sammlung geschichtlicher Erzählungen aus der neuesten Zeit, Biographien berühmter Freiheits-Kämpfer usw. von Adolph Streckfuß. Erster Band. Berlin: Verlag von Wilhelm Corduan 1850, S. 610–624, und in Michael Bakunin: Russische Zustände (1849). Einleitung von Boris Nikolaevskij. Berlin: Karin Kramer Verlag 1996 (= Michael Bakunin. Ausgewählte Schriften. Herausgegeben von Wolfgang Eckhardt. 3.), S. 91–102.