Franz Gams (1850–1899)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Franz de Paula Gambs
falsche Namensschreibweise: Franz Oams
Geburtsdatum
4. August 1850
Sterbedatum
1. Februar 1899
Sterbeort
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch, dann konfessionslos

Vater: Florian Gambs (Weißenkirchen in der Wachau, Niederösterreich 26. April 1824 – Weißenkirchen in der Wachau, Niederösterreich 18. August 1864), Sohn einer Weingärtnerin und eines bürgerlichen Weingärtners: bürgerlicher Weingärtner (Winzer). Heirat in erster Ehe in Weißenkirchen in der Wachau (Niederösterreich) am 19. Juni 1849 mit:
Mutter: Martha Gambs, geborene Hießberger (Wösendorf [zu Weißenkirchen in der Wachau], Niederösterreich 6. Juli 1828 – 12. Dezember 1857), uneheliche Tochter einer Weingärtnerstochter: Hausfrau; an chronischer Tuberkulose verstorben
zweite Ehe des Vaters: in Weißenkirchen in der Wachau (Niederösterreich) am 10. Juli 1860 mit Katharina Gambs, geborene Weber (Bärndorf [zu Zwentendorf an der Donau], Niederösterreich 4. November 1836 – ?), Tochter einer Weingärtnerin und eines Weingärtners: Hausfrau
Stiefbruder: Florian Gambs (Weißenkirchen in der Wachau, Niederösterreich 6. April 1863 – ?)
Ehe: in Wien 1876 mit Therese [?] (um 1849 – Wien 15. Jänner 1917), israelitisch: Miedernäherin, dann Miederhändlerin
Kinder: keine

Biographie

Franz Gams kam 1869 nach Wien, wo er Kellner wurde. 1872 bis 1874 lebte Franz Gams in den USA. 1874 nach Wien zurückgekehrt, heiratete Franz Gams 1876 und betrieb kurzzeitig ein Kaffeehaus in Wien 8., Blindengasse 3, seit 1877 in Wien 8., Schmidgasse 4. Dann begann er eine Schriftsetzerlehre, machte sich aber 1877 als Miederfabrikant selbstständig, zunächst in Wien 7., Neustiftgasse 16, seit 1879 in Wien 7., Neubaugasse 73. 1880 schloss er sich der radicalen Arbeiterbewegung an, trat dem Wiener »Arbeiter-Bildungsverein« bei und wurde 1881 in dessen Ausschuss gewählt. Gams trat öffentlich gegen antisemitische Agitation ein, zeichnete wiederholt als Einberufer von Arbeiterversammlungen und war seit März 1882 er enger Vertrauter des Maler- und Anstreichergehilfen Josef Peukert (1855–1910).

Am 25. August 1882 wurde Gams im Zusammenhang mit der so genannten Merstallinger-Affäre verhaftet, also dem Überfall auf den Schuhwarenfabrikanten Josef Merstallinger (~1832–?) zwecks Anschaffung einer geheimen Druckerpresse. Gams soll am 4. Juli 1882 einen Teil des erbeuteten Gelds an sich genommen haben. Bei der Hausdurchsuchung vom 24. August 1882 wurden bei ihm unter anderem Statuten für einen geplanten politischen Verein »Zukunft«, ein »Manifest der internationalen Revolutions-Association an das Proletariat in Oesterreich« und das Manuskript eines verballhornten »Vaterunser« gefunden, weshalb Gams am nächsten Tag wurde verhaftet. Sein Einspruch gegen seine Inhaftierung wurde von der Ratskammer des Landesgerichts verworfen. Er war einer von insgesamt sechsundzwanzig im Zuge der so genannten Merstallinger-Affäre verhafteten Wiener Radicalen. Gegen den in Untersuchungshaft befindlichen Gams erhob die Wiener Staatsanwaltschaft am 13. Dezember 1882 im Zuge der so genannten Merstallinger-Affäre offiziell Anklage. Vom 8. bis 21. März 1883 fand vor dem Landes- als Schwurgericht Wien der Prozess anlässlich der so genannten Merstallinger-Affäre statt, der von der Staatsanwaltschaft als großer Schau- und Hochverratsprozess gegen die neunundzwanzig Wiener Radicalen angelegt wurde. Gams wurde der Verbrechen der Mitschuld am Hochverrat und der Teilnahme am Raub angeklagt. Allerdings zog der Staatsanwalt am 16. März 1883 seine Klage gegen Gams wegen Teilnahme am Raub zurück, und am letzten Prozesstag wurde Gams vollständig freigesprochen.1

Im April 1883 wurde er in das Herausgeberkomitee der Zeitung »Die Zukunft« (Wien) gewählt und zeichnete auch als deren Verleger bis November 1883. Am 24. Mai 1883 wurde Gams mit zweihundert Exemplaren der Zeitung »Die Zukunft« (Wien) auf offener Straße durch zwei Polizeidetektive festgenommen; seine Äußerung‚ »das ist polizeiliche Willkür«, brachte ihm eine Geldstrafe von 5 Gulden wegen Wachebeleidigung ein. Gams’ darauf folgende Strafanzeige wegen Beschränkung der persönlichen Freiheit wurde vom Staatsanwalt zurückgewiesen, woraufhin der Wiener Hof- und Gerichtsadvokat Heinrich Glaser (1852–1916) die Anzeige wegen Verletzung des Gesetzes zum Schutze der persönlichen Freiheit beim Bezirksgericht Wien-Mariahilf weiterbetrieb. Doch auch dessen Anklage wurde in der Verhandlung vom 19. Juli vertagt, und die zwei Polizisten wurden schließlich am 20. September 1883 freigesprochen.

Am 1. Februar 1884 auf Grund der Ausnahmsverordnungen vom 30. Jänner 1884 aus Wien ausgewiesen, ging Franz Gams zunächst nach Budapest (Ungarn), wo er dann allerdings ebenfalls des Landes verwiesen wurde.

Franz Gams ließ sich noch 1884 in Krems an der Donau (Niederösterreich) nieder, wo er als Miedermacher die von seiner Ehefrau Therese Gams (1849–1917) neu errichtete Filiale, Obere Landstraße 17, später Obere Landstraße 8, ihrer Wiener Miederfabrik leitete. Am 26. September 1890 wurde er anlässlich der so genannten Veruntreuungs-Affäre im Kremser Miedergeschäft von einer Fleischhauerstochter beim Bezirksgericht Krems wegen Ehrenbeleidigung angeklagt, jedoch freigesprochen.

Schließlich wurde Franz Gams unter Revers (Fernhalten von politischen Aktivitäten) 1894 die Rückkehr nach Wien erlaubt, wo er wieder als Miedermacher arbeitete. Er brach am 1. Februar 1899 im Warteraum der Straßenbahnhaltestelle bei der Stephaniebrücke bei einem Schlaganfall zusammen und verstarb vor Ort.

Adressen

  • Weißenkirchen 55, Weißenkirchen in der Wachau, Niederösterreich (Geburtsadresse)
  • Wien 8., Blindengasse 3 (1876)
  • Wien 8., Schmidgasse 4 (1877)
  • Wien 7., Neustiftgasse 16 (1878)
  • Wien 7., Neubaugasse 73 (1883)
  • Krems an der Donau, Niederösterreich, Obere Landstraße 17 (1884)
  • Krems an der Donau, Niederösterreich, Obere Landstraße 8 (1894)
  • Wien 7., Neubaugasse 73 (seit 1879; letzte Wohnadresse)
Karte
  • 1

    Vgl. die vom Radicalen Josef Müller (1839–1891) herausgegebene Schrift: Der Hochverraths-Proceß und die Affaire Merstallinger gegen Engel, Pfleger, Berndt, Sommer, Schmidt, Gröbner, Spiegel, Krondorfer, Winter, Masur, Motz, Kompoß, Würges, Wagner, Weich, Spahl, Wetz, Buelacher, Treibenreif, Peukert, Kotidek, Stiaßny, Führer, Gams, Kreps, Schenk, Wordak, Heitzer und Hotze. Verhandelt vor dem k. k. Schwurgericht Wien, vom 8.–21. März 1883. Nach den stenographischen Berichten bearbeitet und wahrheitsgetreu wiedergegeben. Herausgegeben von Josef Müller. VII. Bezirk, Gumpendorferstraße 78. Wien: Im Selbstverlage des Herausgebers 1883, 238 S.