Franz Silberer (1871–1912)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Vater: Franz Silberer (Mautern, Steiermark 1830 – Knittelfeld, Steiermark 27. August 1879), Sohn einer Gastwirtin und eines Gastwirts: Bäckermeister; Heirat in Knittelfeld (Steiermark) am 7. Februar 1864 mit:
Mutter: Anna Silberer, geborene Lanz (Unterfarrach [zu Kobenz], Steiermark 16. Juli 1835 – ?), Tochter einer Bäuerin und eines Bauern: Hausfrau
Schwester: Maria Silberer (Knittelfeld, Steiermark 4. Dezember 1864 – ?)
Schwester: Anna Silberer (Knittelfeld, Steiermark 31. März 1867 – ?)
Schwester: Theresia Silberer (Knittelfeld, Steiermark 10. Juni 1860 – ?)
Schwester: Juliana Silberer (Knittelfeld, Steiermark 23. Jänner 1874 – Knitelfeld, Steiermark 18. August 1874): verstorben an den Fraisen
Bruder: Carl Leonhard Silberer (Knittelfeld, Steiermark 26. Oktober 1877 – Knittelfeld, Steiermark 25. Juni 1879): ertrunken
Ehe: in Wien am 14. Februar 1897 mit Rosa Theresia Liepach (Wien 19. Mai 1878 – Wien 25. Oktober 1957), Tochter einer Hausfrau und eines Kellermeisters: Näherin, dann Direktorin eines Modehauses, dann Wächewarenerzeugerin; 1905 geschieden; seit 14. Oktober 1920 verheiratete Witek
Kinder: 1 Totgeburt, 1 als Kleinkind verstorben
Lebensgefährtin: mit Maria Hacker: Hausfrau
Tochter: Margarete Hacker
Biographie
Der Anarchist Franz Silberer
Franz Silberer besuchte fünf Jahre die Volksschule in Knittelfeld (Steiermark). Nach dem Tod seines Vaters 1879 und dem Konkurs der elterlichen Bäckerei 1880 absolvierte er eine Bäckerlehre. Nach seiner Wanderschaft, die ihn durch die Alpenländer bis Triest (Küstenland [Trieste, Italien]) führte, kam er um 1892 nach Graz (Steiermark). Hier schloss er sich als Bäckergehilfe den Unabhängigen Socialisten an und wurde Mitglied des anarchistischen »Steiermärkischen Arbeiterbundes«. Im Dezember 1892 war Silberer auch Mitbegründer der »Ersten steiermärkischen Arbeiter-Bäckerei, reg. Gen. m. b. H.« (Statut vom 27. November 1892) in Eggenberg, Nummer 82 [zu Graz] (Steiermark), welche bis 1934 eine Hochburg steirischer Anarchistinnen und Anarchisten blieb.
Auf einer öffentlichen Versammlung des »Steiermärkischen Arbeiterbundes«, die am 15. Juli 1893 im Gasthaus »zum König von Ungarn« in Graz, Strauchergasse 34, stattfand, meinte Franz Silberer: »Die in Salzburg erscheinende ›Allgemeine Arbeiterzeitung‹ ist zu einem Parteiorgan nicht geeignet und überhaupt nicht geeignet, die Parteitendenzen zu vertreten, denn dieselbe trete nicht für den communistischen Anarcismus ein, leugne zum Beispiel, dass blutiger Straßenkampf die Freiheit der Arbeiter erzielen könne, und behaupte, diese sei nur durch die Intelligenz der Arbeiter zu erreichen, was doch gegen die Lehren der Geschichte ist.«1
Am 13. Oktober 1893 wurde Franz Silberer in Wien auf Requisition des Landesgerichts Klagenfurt unter dem Verdacht des Hochverrats verhaftet und nach Klagenfurt / Celovec [Klagenfurt am Wörthersee / Celovec ob Vrbskem jezeru] (Kärnten) eingeliefert. Nach vier Monaten wurde er zwar aus der Untersuchungshaft entlassen, doch nach mehrfacher Verschiebung des Prozesses wurde ihm nun vor allem seine Grazer Rede vom 15. Juli 1893 angelastet. Am 25. August 1894 fand vor dem Landesgericht Graz der Prozess gegen Franz Silberer statt, angeklagt der Aneiferung zu unsittlichen und durch die Gesetze verbotene Handlungen und des Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung. Silberer, der sich zu den Unabhängigen Socialisten bekannte und dem Gericht seinen Grundgedanken einer vollkommenen Herrschaftslosigkeit erläuterte: »Wir verstehen unter Anarchie die Gemeinschaft aller Güter in einer auf Herrschaftslosigkeit gegründeten Gesellschaft.«2 Silberer, der wegen Landstreicherei schon zweimal abgestraft worden war, wurde zu einem Monat Arrest verurteilt.
Der Sozialdemokrat Franz Silberer
Nach seinem Freispruch wurde Franz Silberer Mitglied der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei«, wo er als exponierter Vertreter des so genannten linken Flügels galt.
1896 übersiedelte Franz Silberer nach Wien, wo er in der »Wiener Brot- und Gebäck-Fabrik von Heinrich & Fritz Mendl« Arbeit fand und in der Sozialdemokratie Karriere macht. 1898 bis zu seinem Tod war er Gehilfenobmann der »Wiener Bäckergenossenschaft«.3 Außerdem wurde er 1898 Redakteur des sozialdemokratischen Gewerkschaftsorgans »Der Zeitgeist« (Wien) und 1902 der »Bäcker-Zeitung« (Wien), was ihm mehrere Prozesse wegen Pressvergehens einbrachte. 1902 wurde Silberer Sekretär des »Verbandes der Bäckereiarbeiter Österreichs« und 1911 sozialdemokratischer Abgeordneter zu Reichsrat.
Franz Silberer starb am 7. Jänner 1912 bei einem Lawinenunglück, als er eine Wanderung von Zell am See (Salzburg) auf den Berg Hundstein und über Aberg [zu Maria Alm am Steinernen Meer] (Salzburg) nach Alm [zu Maria Alm am Steinernen Meer, Salzburg] machen wollte. Hier wurde seine Leiche am 3. Juni 1912 im Grünkarr, wo dieses in den Inzbachgraben mündet, gefunden, wobei der Amtsarzt dann Erstickung und Erfrierung als Todesursache feststellte.
Mitarbeiter*innen an Periodika
- Die Zukunft (Wien) 1893 und 1895
Kategorien
Adresse
- Knittelfeld, Steiermark, Stadt 66 (Geburtsadresse)
- am Berg Hundstein, Salzburg, nahe Alm [zu Maria Alm am Steinernen Meer], Salzburg (Sterbeort)
Karte
Autor / Version / Copyleft
- Autor: Reinhard Müller
Version: Juni 2025
Anarchistische Bibliothek | Archiv | Institut für Anarchismusforschung | Wien
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Franz Silberer, zitiert nach [anonym]: Ein theoretischer Anarchist, in: Grazer Tagblatt [/] Morgen-Ausgabe (Graz), 4. Jg., Nr. 234 (26. August 1894), S. 5–6, hier S. 5.
- 2
Franz Silberer, zitiert nach [anonym]: Ein theoretischer Anarchist, in: Grazer Tagblatt [/] Morgen-Ausgabe (Graz), 4. Jg., Nr. 234 (26. August 1894), S. 5–6, hier S. 6.
- 3
Aufsehen erregte das Flugblatt von Franz Silberer: Fort mit der Lueger-Parteiwirthschaft! Bäckereiarbeiter Wiens heraus!!! Wien: Verlag von Franz Silberer, Genossenschafts-Buchdruckerei [1899]. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom14. Juni 1899 in Österreich verboten.