Anton Král (1859–)

Persönliche Daten
Namensvarianten
tschechische Namensform: Antonín Král
Geburtsdatum
1859
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch
Berufe
Biographie

Anton Král, zuständig nach Tschernetitz (Böhmen [Černětice, zu Volyně, Tschechien]), absolvierte eine Schneiderlehre. Er kam dann nach Wien, wo er sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss. Am 4. Februar 1884 wurde der bei einem Konfektionär beschäftigte ledige Damenschneidergehilfe Anton Král am Neubau (Wien 7.) verhaftet. Unter seinem Namen und mit dessen Arbeitsbuch hatte sich der Schuhmachergeselle Hermann Stellmacher (1853–1884) vom 13. bis 24. Jänner 1884 in einem Kabinett in Wien 2., Vereinsgasse 1, beim Handelsagenten und Vereinsdiener Ignaz Zelinka und seiner Ehefrau Anna Zelinka (1820–1896) einquartiert. In dieser Zeit, am 10. Jänner 1884, fand der Überfall auf die Eisert’sche Wechselstube in Wien 6., Mariahilfer Straße 55, statt, deren Inhaber Heinrich Eisert sen. (~1838–1884) und seine Kinder Rudolf Eisert (~1875–1884) und Heinrich Eisert jun. (~1873–1884) ermordet, die Französischlehrerin der Kinder, Karoline Berger (~1819–?) schwer verletzt wurden. Hermann Stellmacher wurde später als einer der beiden Attentäter zum Tod verurteilt. Am 24. Jänner 1884 teilte Hermann Stellmacher seinen Quartiergebern mit, dass er am nächsten Tag Wien verlassen werde. Wie von ihm zugesagt, wurde sein zurückgelassener Koffer am 25. Jänner 1884 von einem Dienstmann Adolph Weinwurm (~1831–1892) abgeholt. An diesem Tag wurde auch der Polizei-Detektiv Ferdinand Blöch (1844–1884) von Hermann Stellmacher ermordet.

Am 7. April 1884 fand vor dem Ausnahmsgericht Wien der Prozess gegen Anton Král statt, angeklagt des Verbrechens des Hochverrats und der Überschreitung durch Vorschubleistung zur Falschmeldung, weil er sein Arbeitsbuch Hermann Stellmacher überlassen habe. Außerdem wurde im Zuge der Voruntersuchungen festgestellt, dass er dem Schneidergehilfen Josef Grüner in Meran (Tirol [Merano / Meran, Italien]) Anfang Jänner 1884 mehrere Exemplare des Flugblatts »Ein Mahnruf an das Volk!«1 zugeschickt habe. Grüner wiederum habe ein Exemplar dieses Flugblatts dem Schneidergehilfen Adam Fritsch weitergegeben. Josef Grüner und Adam Fritsch wurden deshalb im Februar 1884 ins Kreisgericht Bozen (Tirol [Bolzano / Bozen, Italien]) eingeliefert. Anton Král, der vor Gericht aussagte, das Arbeitsbuch bereits am 9. Juli 1883 auf dem Konskriptionsamt verloren und die beanstandeten Schriften auf Veranlassung eines Unbekannten verschickt zu haben, wurde im Sinne der Anklage zu fünf Jahren schwerem Kerker mit anschließender Abschaffung aus dem Wiener Polizeirayon verurteilt. Nach seiner Abschaffung verliert sich die Spur von Anton Král.

Karte
  • 1

    Vgl. [anonym]: Ein Mahnruf an das Volk! [Wien]: [ohne Druckerangabe] 1883, Flugblatt. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 22. Oktober 1883 in Österreich verboten.