Karoline Berger (1819–)
Persönliche Daten
Biographie
Am 10. Jänner 1884 wurde die Eisert’sche Wechselstube in Wien 6., Mariahilfer Straße 55, von zwei oder drei Männern überfallen.1 Der Besitzer, der Geldwechsler Heinrich Eisert sen. (~1838–1884), wurde laut Gericht vom Buchbindergehilfen Anton Kammerer (1862–1884) mit einem Beil oder einer beilähnlichen Waffe niedergeschlagen; Heinrich Eisert sen. erlag seinen Verletzungen am 22. Jänner 1884 im Allgemeinen Krankenhaus. Seine im Nebenzimmer anwesenden Kinder wurden laut Gericht vom Schuhmachergesellen Hermann Stellmacher (1853–1884) mit einem Beil oder einer beilähnlichen Waffe niedergeschlagen; der neunjährige Rudolf Eisert (~1875–1884) starb noch an Ort und Stelle, sein elfjähriger Bruder Heinrich Eisert jun. (~1873–1884) erlag am 26. Jänner 1884 im Allgemeinen Krankenhaus den Folgen seiner schweren Verletzungen. Nur die beim Überfall gerade anwesende Französischlehrerin der Kinder, Karoline Berger, die ebenfalls – laut Polizei von Hermann Stellmacher – niedergeschlagen wurde, überlebte mit einer Kopfwunde schwer verletzt das Attentat. Geraubt wurden 3.755 Gulden Bargeld und Wertpapiere im Wert von etwa 4.000 Gulden. Zum Zeitpunkt des Überfalls war Heinrich Eiserts Ehefrau Bertha Eisert sen. (~1851–?) mit den beiden anderen Kindern, Bertha Eisert jun. (~1880–?) und Paul Eisert (~1882–1909), in dem von ihr betriebenen Parfümeriewarengeschäft in Wien 6., Mariahilfer Straße 33.
Im Prozess, der am 9. und 10. Juni 1884 vor dem Ausnahmsgericht Wien stattfand, wurde Hermann Stellmacher unter anderem wegen des versuchten Raubmords an Karoline Berger zum Tod verurteilt und am 8. August 1884 hingerichtet.
Karoline Berger konnte zwar Mitte Februar 1884 das Allgemeine Krankenhaus verlassen, war jedoch körperlich schwer behindert und psychisch belastet, so dass sie ihren Beruf nicht mehr ausüben konnte. Schon im Mai 1884 wurde für sie ein privates Hilfskomitee gegründet. Am 18. September 1884 erlitt sie einen Schlaganfall und musste wieder in das Allgemeine Krankenhaus eingeliefert werden. Schließlich erhielt Karoline Berger seit Februar 1888 vom Erzherzog Albrecht von Österreich-Teschen (1817–1895) eine Jahrespension. Außerdem ließ er ihr in seinem Palais in Wien 1., Augustinerstraße 1 / Albertinaplatz 1 [heutige Albertina], ein Zimmer zuteilen und ihre Verpflegung sicherstellen.
Adressen
- Wien 15., Pelzgasse 14 (1884)
- Wien 6., Millergasse 46 (1884)
Kategorien
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Autor: Reinhard Müller
Version: Mai 2024
Anarchistische Bibliothek | Archiv | Institut für Anarchismusforschung | Wien
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Zum Überfall auf die Eisert’sche Wechselstube siehe die Biografie von Heinrich Eisert sen. (~1838–1884).