Eduard König (1858–1928)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Ehe: keine
Kinder: keine
Biographie
Eduard König absolvierte eine Lehre als Schneider und zog als Schneidergehilfe nach Hainfeld (Niederösterreich), wo er Schriftführer des »Arbeiter-Bildungsvereins in Hainfeld« wurde. Hier schloss er sich der radicalen Arbeiterbewegung an. Im Dezember 1883 wurde König in Hainfeld verhaftet, weil er in seiner Funktion als Schriftführer verbotene Druckschriften verbreitet und diese noch vor dem Zugriff der Behörden vernichtet habe. König wurde ins Kreisgericht St. Pölten (Niederösterreich) eingeliefert und nach vierzehn Tagen Untersuchungshaft entlassen, musste sich aber am 23. Jänner 1884 vor dem Landes- als Erkenntnisgericht St. Pölten wegen Vergehens der Aufreizung durch Gutheißung ungesetzlicher Handlungen verantworten, begangen durch die Verbreitung verbotener Druckschriften. Der körperlich behinderte Eduard König (»Krüppelhaftigkeit«) wurde vom Vergehen freigesprochen, jedoch wegen Verbreitung verbotener Druckschriften, die übrigens dem Gericht wegen ihrer angeblichen vorherigen Vernichtung nicht vorlagen, zu einer Geldstrafe von 5 Gulden verurteilt.
Eduard König begab sich bald danach nach Graz (Steiermark), wo er unter anderem an der Zeitung »Die Arbeit« (Marburg / Graz) mitarbeitete.1 Anfang Sommer 1887 kam Eduard König im Auftrag der Grazer Autonomisten nach Wien, kehrte dann aber in seine Heimat zurück. Die Behörden verdächtigten ihn, von Sternberg (Mähren [Šternberk, Tschechien]) aus Dynamit nach Wien schmuggeln zu wollen. Hintergrund des Verdachts war das Dynamitattentat in Sternberg vom 16. November 1884 auf jenes Gebäude, in welchem sich die Bezirkshauptmannschaft, das Bezirksgericht und das Steueramt befanden. Als Eduard König am 30. Oktober 1887 in Wien am Nordbahnhof eintraf, wurde er sofort verhaftet. Man fand bei ihm zwar nur Druckschriften und Briefe, dennoch wurde er aufgrund der Ausnahmsverordnungen vom 30. Jänner 1884 am 2. November 1887 aus Wien ausgewiesen: »4020 König Eduard, Schneidergeh., im J. 1858 zu Deutsch-Eisenberg, Bez. Römerstadt in Mähren geb. u. dahin zust., k., l., 165cm groß, schwach, mit längl., blass. Ges., bld. H. u. Augen brauen, gr. Aug., hoher Stirn, längl., spitzer Nase, bld. Vollb., oval. Kinn, verkrüppeltem r. Arm und verkrüppelten Füßen, nur mit Hilfe 1 Stockes sich bewegend, deutsch sprechend, wurde mit h. ä. Erkenntnisse v. 2. November 1887, Z. 5569 pr, auf Grund d. Verordnung des h. Gesammtministeriums vom 30. Jänner 1884 in Gemäßheit des §. 3 lit. c. d. Ges. vom 5. Mai 1869, R.-G.-Bl. Nr. 66, weg. Gefährlichkeit für die öffentl. Ordnung aus dem Geltungsgebiete der ob zitirten Ministerialverordnung ausgewiesen. Pol.-Dion. Wien 8/11. 87.«2
Arbeitslos und körperlich gewschwächt, traf König nach Wochen des Herumirrens in Graz (Steiermark) ein, wo er in ein Spital eingeliefert wurde. Von hier aus ersuchte er am 17. Februar 1888 um die Bewilligung der Rückkehr nach Wien, was aber am 3. März 1888 abgelehnt wurde.
Am 11. April 1888 reiste Erduard König dennoch nach Wien, wo er bei seinem Bruder Josef König wohnte. Am 22. April 1888 wurde er am Wiener Westbahnhof verhaftet. Im Zuge der Untersuchungen wurden neben einem gefälschten Rückkehr-Dekret, dessen Fälschung König gestand, auch Korrespondenzen mit dem Comptoiristen Josef Tikal (1865–1891), ein Autonomist, gefunden. Gegen Eduard König wurde nun ein Verfahren wegen Verbrechens der Geheimbündelei eingeleitet, doch nicht nur gegen König, sondern auch gegen den Arzt und Journalisten Victor Adler (1852–1918) und den Metalldreher Alois Gollen (1852–1920). Das Verfahren wegen Geheimbündelei wurde zwar im Juni 1888 eingestellt, aber Eduard König musste sich am 22. Juni 1888 vor dem Landes- als Erkenntnisgericht Wien wegen Urkundenfälschung verantworten. Eduard König, bereits wegen Ehrenbeleidigung zu fünf Wochen Arrest verurteilt, wurde im Sinne der Anklage zu drei Monaten einfachem Kerker verurteilt.
Eduard König begab sich später nach Römerstadt (Mähren [Rýmařov, Tschechien]), wo er sich der Sozialdemokratie anschloss und bis zu seinem Tod als Schneidermeister arbeitete.
Mitarbeiter*innen an Periodika
- Die Zukunft (Wien) 1883–1884
- Die Arbeit (Marburg / Graz) 1885
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Autor: Reinhard Müller
Version: Dezember 2024
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