Franz Maennl (1838–)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Ehe: ja
Biographie
Franz Maennl absolvierte eine Lehr als Schmied und kam als Schmiedgehilfe nach Wien, wo er sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss. Als engagierter Sozialrevolutionär war er in die Affäre um eine wichtige geheime Druckerei involviert.
Am 18. November 1883 wurde früh morgens im Keller des Hauses in Altmannsdorf (Niederösterreich [zu Wien 12.]), Laxenburger Straße 67 [Altmannsdorfer Straße], eine geheime Druckerpresse der Radicalen ausgehoben. Es begann mit einer fünfstündigen Hausdurchsuchung der Wohnung wie des Kellers des Schlossergehilfen Johann Rouget (1847–1893). Dabei wurden Schlüssel für ein benachbartes Kellerabteil gefunden, welches Franz Maennl gehörte. Hier wurden, unter einem Haufen Kohlen, Schutt und Erdreich vergraben, die in ihre Bestandteile zerlegte Handdruckerpresse, Lettern und ein Setzkasten entdeckt. Franz Maennl, Johann Rouget und dessen Ehefrau, die Hausfrau Josepha Maria Rouget (1839–?), wurden sofort verhaftet. Franz Maennl und Josepha Maria Rouget wurden jedoch am 7. Dezember 1883 wieder auf freien Fuß gesetzt.
Es war dies jene Handpresse, welche zunächst in Inzersdorf (Niederösterreich [zu Wien 10.]) vom Tischlergehilfen Johann Ehn (1852–1937) und dessen Lebensgefährtin Franziska Faber betrieben wurde und auf der seit April 1883 die Untergrundzeitung »Erste Freie Presse Cisleithanien’s« [Inzersdorf (Wien)] sowie die Flugblätter »Manifest der social-revolutionären Arbeiterpartei Oesterreichs an das arbeitende Volk«,1 »Mahnruf an alle Arbeiter und Männer des Volkes«,2 das zweisprachige Flugblatt »Arbeiter! Große Krankheiten […] [/] Dělníci! Vzbůru lide pracujici […]«,3 die tschechische Untergrundzeitung »Lipanské červánky« (Ženeva [recte Wien-Inzersdorf]) und wohl einige andere mehr gedruckt wurden. Teile dieser Handpresse hatte der am 5. November 1883 in die USA geflüchtete Tischlergehilfe Johann Slezák (1851–1907) in dem nunmehr durchsuchten Kellerabteil zur Verwahrung deponiert. In der Nacht vom 20. auf den 21. November 1883 wurden in allen Stockwerken des Hauses Laxenburger Straße 67 an die Korridorfenster illegale Druckwerke sozialistischen Inhalts aufgeklebt. Später wurde auch der Buchbindergehilfe und Schriftsetzer Eduard Brady (1853–?) als wichtiger Teilnehmer an dieser Druckerpresse ermittelt. Auf die Aushebung dieser Druckerpresse reagierten die Radicalen am 26. Dezember 1883 mit der Flugschrift »Zur Richtschnur!«.4
Franz Maennl wurde aufgrund der Ausnahmsverordnungen vom 30. Jänner 1884 am 12. Februar 1884 aus Wien ausgewiesen: »551 Maennl Franz, Schmied, geb. 1838 Deutschtrebetitsch, zuständ. Weß u. Liez, Bez. Podersam, verh., groß, stark, beleibt, mit rund. Ges., br. H., hoher Stirne lichtbr. Augenbr., gr. Augen, bld. Schnurrb. und Fliege, rundem Kinn, deutsch sprechend. [...] K. k. Polizei-Direktion Wien 12/2. 84.«5
Franz Maennl begab sich daraufhin nach Budapest (Ungarn), wo er enge Kontakte zu den aus Wien ausgewiesenen Radicalen unterhielt. Doch schon am 9. Dezember 1884 wurde er durch die Oberhauptmannschaft Budapest aus sämtlichen Ländern der ungarischen Krone (also aus der ungarischen Reichshälfte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie) für beständig ausgewiesen: »4890 Maennl Franz, Schmied, – Bl. Nr. 12, Art. 551 v. J. 1884 – wurde laut Mittheilung der Oberstadthauptmannschaft Budapest vom 9. Dezember l. J. wegen staatsgefährlichen Umtrieben aus ganz Ungarn für beständig ausgewiesen u. sofort nach Marchegg befördert. Pol.-Dion. Wien 12/12. 84.«6
Franz Maennl wurde an die Grenze zum Grenzbahnhof Marchegg (Niederösterreich) eskortiert.
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Autor: Reinhard Müller
Version: Dezember 2024
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