Johann Steinbauer (1864–)

Persönliche Daten
Geburtsdatum
17. Oktober 1864
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch

Ehe: am 23. November 1890 mit Helena Baumann (Oplotnitz, Steiermark [Oplotnica, zur Občina Oplotnica, Slowenien] 9. Aptil 1872 – ?), Tochter einer Hausfrau und eines Tischlermeisters: Hausfrau
Tochter: Anna Steinbauer, seit 30. November 1919 verheiratete Schneider (Waidhofen an der Ybbs, Niederösterreich 19. Jänner 1892 – ?): Beamtin
Sohn: Adolf Steinbauer (Waidhofen an der Ybbs, Niederösterreich 24. Juli 1893 – Graz, Steiermark 19. Jänner 1969): Beamter
Tochter: Hilda Steinbauer (Waidhofen an der Ybbs, Niederösterreich 19. Jänner 1892 1. November 1896 – Waidhofen an der Ybbs, Niederösterreich 22. Mai 1898): an Pseudokrupp verstorben

Biographie

Johann Steinbauer arbeitete in einem Sensenwerk in Kindberg (Steiermark), wo er sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss. Am 16. Juli 1883 wurde aufgrund der Denunziation des Schuhmachergehilfen Johann Ederer in Kindberg eine Hausdurchsuchung beim Sensenwerkarbeiter Johann Steinbauer vorgenommen, bei dem unter anderem das Druckwerk »Stieber’s Verdruß«1 entdeckt wurde. Als während der Hausdurchsuchung der der Sensenwerkarbeiter Adolf Schwarzelmüller (1862–?), Obmann des »Arbeiter-Bildungs-Vereins Kindberg«, auftauchte und sich sofort fluchtartig entfernte, wurde auch bei diesem eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Bei ihm wurden unter anderem die Nummer 1 der Untergrundzeitung »Erste Freie Presse Cisleithanien's« [Inzersdorf (Wien)], weiters »Stieber’s Verdruß« und ein Setzkasten zum Zusammensetzen der Chiffrenschrift gefunden. Schließlich wurde auch noch der Sensenwerkarbeiter Raimund Reiter (~1863–?) verhaftet. Die drei Verhafteten wurden am 22. Juli 1883 in das Kreisgericht Leoben (Steiermark) eingeliefert. Da weiterhin verbotene Druckschriften ausgestreut und plakatiert wurden, wurden kurz darauf in Mürzzuschlag (Steiermark) der Sensenwerkarbeiter Johann Lorberau (1863–?) und der Feilenhauer Konrad Weitruba (1854–?) und am 30. Juli 1883 in Bruck an der Mur (Steiermark) der Schuhmachergehilfe Johann Maritschnig (~1846–?) verhaftet und in Untersuchungshaft genommen.

Vom 5. bis 13. Dezember 1883 fand vor dem Kreis- als Schwurgericht Leoben unter Ausschluss der Öffentlichkeit der Prozess gegen die sechs in Untersuchungshaft befindlichen Radicalen statt. Johann Lorberau, Johann Maritschnig, Raimund Reiter, Adolf Schwarzelmüller, Johann Steinbauer und Konrad Weitruba wurden der Verbrechen des Hochverrats sowie der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung, der Schmähung und Verachtung gegen den Reichsrat, der Verachtung und des Hasses gegen einzelne Klassen der bürgerlichen Gesellschaft sowie der Beleidigung von Angehörigen der Armee angeklagt, vor allem begangen durch Verbreitung verbotener Druckwerke. Adolf Schwarzelmüller wurde zusätzlich des Verbrechens der Majestätsbeleidigung beschuldigt, begangen durch die Ehrfurcht gegen den Kaiser getätigte Äußerungen anlässlich dessen Reise nach Kärnten im September 1882. Die Angeklagten wurden von den Geschworenen in allen siebenundfünfzig Fragen einstimmig freigesprochen und nach fünf Monaten Untersuchungshaft entlassen. Der vermeintlich große Schlag der Behörden gegen die radicale Arbeiterbewegung in der Obersteiermark war damit gescheitert.

Johann Steinbauer, mittlerweile Mitglied der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei«, begab sich später nach Waidhofen an der Ybbs (Niederösterreich), wo er als Sensenschmied arbeitete und am 24. September 1893 zum Obmann des »Arbeiter-Fortbildungsvereins« gewählt wurde. Um 1897 pbersiedelte Steinbauer nach Graz (Steiermark), wo er ein wichtiger Aktivist der Sozialdemokratie wurde und zunächst in der Metallfabrik in Andritz [zu Graz] (Steiermark) Arbeit fand und dann als Privatbeamter in Graz tätig war. Johann Steinbauer wurde auch Gemeinderat der Stadt Graz, musste aber 1924 schwer erkrankt diese Funktion aufgeben.

Karte