Emil Schindler (1860–)

Persönliche Daten
Geburtsdatum
1860
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch
Berufe

Kind: eines (Wien 1875 – ?)

Biographie

Emil Schindler besuchte nur zwei Jahre die Schule, wobei er in dieser Zeit zweihundertachtzig Mal als fehlend eingetragen wurde. Als er aus der Schule ausschied, konnte er kaum lesen und schreiben. Noch vor seinem fünfzehnten Geburtstag ging er eine Beziehung ein und hatte mit seiner Lebensgefährtin ein 1875 geborenes Kind. Als Webergehilfe bemühte sich Emil Schindler, nunmehr Anhänger der radicalen Arbeiterbewegung, seine Familie redlich zu ernähren, wie auch das Gericht später anerkannte.

Am 11. September 1881 erhielt die Polizei die Anzeige, dass Radicale das Flugblatt »An das österreichische Volk«1 anschlagen wollen. In der Nacht wurde dieses tatsächlich an mehreren Orten Wiens und den Vororten hinterlegt, ausgestreut und plakatiert. In Simmering (Niederösterreich [zu Wien 11.]) wurden Emil Schindler und der Webergehilfe Josef Thielmann (1855–?), beide in der Simmeringer Webwaren- und Spinnfabrik beschäftigt, beim Plakatieren dieser Flugschrift ertappt, festgenommen und am 13. September 1881 ins Landesgericht Wien eingeliefert. Am 22. November 1881 fand vor dem Landes- als Schwurgericht Wien in geheimer Verhandlung der Prozess gegen die beiden statt, angeklagt, die Rechtsbegriffe über das Eigentum erschüttern zu wollen und zu verbotenen Handlungen aufgefordert zu haben. Thielmann und Schindler wurden wegen Vergehens der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung zu je zwei Monaten Arrest verurteilt. Der Verteidiger legte Berufung ein, und die Strafe von Emil Schindler, der als Analphabet das Flugblatt nicht einmal lesen konnte, wurde dann auf einen Monat Arrest reduziert.

Nach Verbüßung seiner Strafe verließ Emil Schindler im Jänner 1882 Wien.

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