Otto Wolfgang (1898–1980)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist bis 2. Dezember 1921: Otto Weiss
als britischer Staatsbürger: Otto Theodore Wolfgang
Pseudonym: Theo Heller
Pseudonym: Tom Hill
Pseudonym: Percy Gordon Roy
Pseudonym: O. W–g.
Pseudonym: O. Wolfg.
Geburtsdatum
16. April 1898
Geburtsort
Sterbedatum
20. September 1980
Religionsbekenntnis
israelitisch, seit 30. Juli 1919 konfessionslos

Vater: Moses Weiss (Andrichau, Galizien und Lodomerien [Andrychów, Polen] 11. Februar 1869 – ?): Buchhalter und Privatbeamter; Heirat in Prerau (Mähren [Přerov, Tschechien]) am 11. Juli 1897 mit:
Mutter: Ella Weiss, geborene Mandofsky (Hultschin, Preußen [Hlučín, Tschechien] 31. März 1873 – ?)
Schwester: Hertha Weiss (Wien 27. Februar 1903 – ?)
erste Ehe: mit Paula [?]: Näherin; 1946 geschieden
zweite Ehe: in London (England) 1947 mit Hermine Barbara Kurz (25. Februar 1909 – London, England 1985)

Biographie

Otto Wolfgang wuchs zunächst in Japan auf, kehrte 1905 nach Wien zurück, wo er an der Universität Sanskrit studierte. Er war Redakteur der Zeitschriften »Illustrierte Rundschau« (Wien) und »Kunst und Leben« (Wien).

1919 stieß Otto Wolfgang zur anarchistischen Bewegung um Karl F. Kocmata (1890–1941), publizierte 1919 in der Zeitung »Revolution!« (Wien) und war 1919 Autor der Schriftenreihe »Das neue Gedicht« im »Verlag des Ver!«. Am 29. Mai 1919 veranstaltete er gemeinsam mit dem Pianisten Paul Emerich (1895–1977) einen Vortragsabend im Saal des »Wissenschaftlichen Klubs« in Wien 1., Getreidemarkt 7, unter Mitwirkung von Emerichs Schwester, der Cellistin Lilly Neurath (1900–1998), und, am Lesepult, des Schriftstellers Ernst Neubach (1900–1968). Und am 9. Juli 1920 las er in einer Veranstaltung des Infanterieregiments Nr. 1/II in der Stiftskaserne in Wien 7., Stiftgasse 2 / Mariahilfer Straße 22–24, aus seiner Übersetzung des indischen Volksbuches »Die Abenteuer des Guru Paramârtha«. Für 1925 wurde im Verlag von Rudolf Geist (1900–1957) sein allerdings nicht erschienenes Buch »Lava« angekündigt.1 Otto Wolfgang, hauptberuflich ein Privatbeamter, war ein engagierter Freidenker und wurde am 8. März 1928 von einem Schwurgericht am Wiener Landesgericht I der Religionsstörung und des Vergehens der Beleidigung einer gesetzlich anerkannten Kirche angeklagt, begangen durch sein Buch »Biblischer Stumpfsinn«,2 wurde aber in allen Punkten freigesprochen.

Otto Wolfgang, der sich zunehmend von der anarchistischen Bewegung entfernt hatte, schloss sich 1932 der marxistisch-leninistischen »Revolutionären Freidenkeropposition« an.

Otto Wolfgang, der Wien um 1936 verließ, emigrierte über die Tschechoslowakei nach Großbritannien, dessen Staatsbürgerschaft er später als »Otto Theodore Wolfgang« erhielt, und ließ sich in London (England) nieder. Seine in Wien zurückgebliebene Ehefrau, die Näherin Paula Wolfgang, ließ sich 1946 scheiden, woraufhin er in London 1947 Hermine Barbara Kurz (1909–1985) heiratete. In Großbritannien war Otto Wolfgang zeitweise Secretary (Sekretär) des »National Council for Civil Liberties« (Nationaler Rat für staatsbürgerliche Freiheiten), trat als Amateur auch als Violinist auf und publizierte Artikel, teils unter dem Pseudonym »Percy Gordon Roy«.

Adressen

  • Wien 8., Lange Gasse 41 (Geburtsadresse)
  • Wien 16., Odoakergasse 24, Tür 10 (1926)
  • Wien 16., Possingergasse 65, Stiege 14 (1933)
  • Wien 13., Hütteldorfer Straße 111 A (1936)

Bücher und Broschüren

  1. Pastelle. Wien: Im Verlag des Ver! 1919 (= Das neue Gedicht. Eine zwanglose Folge. Herausgeber: Karl F. Kocmata. XIII.), 15 S.
  2. Der Tanz um die Flamme. Ausgewählte Dichtungen. Wien – Berlin – Leipzig – Zürich: Frisch & Co. Verlag 1920 (= Die lebendige Dichtung. 4.), 31 S.
  3. Wozu wir leben. Literarische Essays über die Unmoral Gottes. Stendal: Otto-Busch-Verlag 1923, ? S.
  4. Drillschule und Idealunterricht. (Mit Vorschlägen zur Vereinfachung der Schrift und Rechtschreibung. 1.–5. Tausend.) Leipzig-Lindenau: Verlagsanstalt proletarischer Freidenker 1924 [= Große Agitationsbibliothek. 28.], 36 S.
  5. Biblischer Stumpfsinn. Wien: Verlag Rudolf Cerny 1927 (= Die gottlosen Bücher. 6.), 80 S.
  6. Heidnisches im Christentum. Wien: Freidenkerverlag 1927 (= Freidenkerbücherei. 20.), 24 S.

Übersetzungen

  1. Die Porzellanpagode. Nachdichtungen chinesischer Lyriker von Otto Wolfgang. Buchausstattung mit Originalsteinzeichnungen von Viktor Leyrer. Wien: Gloriette-Verlag 1921, mehrteiliges Leporello (etwa 390 cm lang, 13 x 12 cm, 32 S.). Illustrator: Viktor Leyrer (1893–1961).
  2. Alfred de Musset (1810–1857): Memoiren einer weißen Amsel. Erzählung aus den besten Pariser Vogelkreisen. Deutsche Wiedergabe von Otto Wolfgang. Wien – Leipzig – Zürich: Verlag der Wiener Graphischen Werkstätte 1921, 67 S, Original: Histoire d’un merle blanc, in: Le Journal des débats (Paris) vom 14. und 15. Oktober 1842.
  3. Constantius Joseph Beschi [d. i. Constanzo Giuseppe Beschi (1680–1747)]: Meister Jämmerling oder die Abenteuer des Guru Paramarta. Ein talmudisches Narrenbüchlein in freier Wiedergabe von Otto Wolfgang. Mit Zeichnungen von Viktor Leyrer. Hannover: Orient-Buchhandlung Heinz Lafaire K.-G. 1927, 60 S. Illustrator: Viktor Leyrer (1893–1961). Original: பரமார்த்த குருவின் கதை (Paramarthaguruvin kathai). புதுச்சேரி [Puducherry] 1728.
  4. Erich Kästner (1899–1974): Heiterkeit kennt keine Grenzen. Ausländischer Humor der Gegenwart in Wort und Bild, eingeleitet und herausgegeben von Erich Kästner. Hannover: Fackelträger-Verlag Schmidt-Küster 1960, 413 S., Mitübersetzer einzelner Texte.
  • Revolution! (Wien / Wien – Leipzig – Berlin / Wien – Berlin) 1919
Karte
  • 1

    Otto Wolfgang: Lava. Wien-Ober St. Veit: Verlag der »Schriften« (= Verse und Gesäng.), nicht erschienen.

  • 2

    Vgl. Otto Wolfgang: Biblischer Stumpfsinn. Wien: Verlag Rudolf Cerny 1927 (= Die gottlosen Bücher. 6.), 80 S.