Josef Gröger (1851–)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Vater: Josef Gröger: Webermeister; Heirat mit:
Mutter: Anna Gröger, geborene Demel: Hausfrau
Ehe: in Simmering (Niederösterreich [zu Wien 11.]) am 26. September 1875 mit Aloisia Lienhart (Klattau, Böhmen [Klatovy, Tschechien] 20. Mai 1852 – ?), Tochter einer Hausfrau und eines Färbermeisters: Weberin und Hausfrau
Tochter: Johanna Aloisia Gröger (Großjedlersdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.] 11. Mai 1876 – ?)
Sohn: Adalbert Gröger (Großjedlersdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.] 9. Dezember 1877 – Wien 5. Mai 1940)
Sohn: Alexander Gröger (Großjedlersdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.] 28. August 1879 – Großjedlersdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.] 31. Dezember 1879): an Lungenentzündung verstorben
Sohn: Josefus Aloysius Gröger (Södertälje, Schweden9. Februar 1892 – ?)
Biographie
Josef Gröger, geboren in und zuständig nach Römerstadt (Mähren [Rýmařov, Tschechien]), sprach nur Deutsch. Er kam 1875 nach Großjedlersdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]), wo er als Fabrikarbeiter Arbeit fand und sich früh der radicalen Arbeiterbewegung anschloss. Auf dem von den Gemäßigten der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« initiierten mährisch-schlesischen Arbeitertag (Parteitag), der am 9. und 10. April 1882 in Brünn stattfand, vertraten Josef Gröger als Vertreter der Zeitung »Die Zukunft« (Wien) und der Webergehilfe Josef Hybeš (1850–1921)) die Wiener Radicalen. Am 23. April 1882 fand in »Dreher’s Etablissement« (Anton Dreher) in Wien 3., Landstraßer Hauptstraße 97, eine Arbeiterversammlung der Gemäßigten zur Tagesordnung »Die Forderungen des vierten Standes« statt, an der rund tausendzweihundert Arbeiter teilnahmen. Die Versammlung nahm die Forderung nach dem allgemeinen Wahlrecht an, wenngleich zwei Redner der Radicalen, der Kunsttischlermeister Wenzel Führer (1853–?) und Josef Gröger, dagegen Stellung nahmen. Bald darauf, am 15. Mai 1882, fand im Gemeinde-Gasthaus in Großjedlersdorf 21 (Niederösterreich [zu Wien 21.]) eine Volksversammlung zur Tagesordnung »Die Forderungen des vierten Standes gegenüber dem Forum des Parlaments« statt, an der rund dreihundert Arbeiter teilnahmen. Auch hier ergriff Gröger das Wort gegen das Wahlrecht, gleich wie der spätere Attentäter, der Buchbindergehilfe und nunmehrige Eisenbahnarbeiter Anton Kammerer (1862–1884). Am Ende dieser Veranstaltung verwies Josef Gröger auf die Worte des liberalen Reichsratsabgeordneten Ferdinand Kronawetter (1838–1913): »Die Arbeiter werden ihr Wahlrecht nicht verlangen, nein, sie werden es bekommen.«1 Am 10. November 1882 fand vor dem Landes- als Erkenntnisgericht Wien der Prozess gegen Josef Gröger statt, angeklagt des Vergehens der Ruhestörung durch Gutheißung ungesetzlicher Handlungen. Diese habe er nach den Zeugenaussagen zweier Polizeibeamter bei dem Arbeiterfest begangen, welches am 20. August 1882 im Gasthaus »zum rothen Kreuz« (Antonie Jeschek) in Wien 10., Simmeringer Straße 119 [Gudrunstraße], stattgefunden hatte. In Grögers Ruf »Heut’ drah’n m’r auf! Hoch die Commune! Hoch das Petroleum!«2 sah die Staatsanwaltschaft eine Verherrlichung der Pariser Commune von 1871 und somit eine Anpreisung verbotener Handlungen. Im Sinne der Anklage wurde Gröger zu einem Monat strengem Arrest, verschärft durch zwei Fasttage, verurteilt.
Josef Gröger gehörte zu den ersten, die am 1. Februar 1884 aufgrund der Ausnahmsverordnungen von 30. Jänner 1884 aus Wien wegen sozialistischer Umtriebe ausgewiesen wurden. Seither stand er unter polizeilicher Überwachung: »Gröger Josef, Fabriksarbeiter, geb. u. zust, Römerstadt, 33 J. alt, k., verh., mittelgr., unters., mit rundem Ges., guter Gesichtf., br. Haaren, nied. Stirne, br. Augen, guten Zähnen, Backen- u. Schnurrb., rund. Kinn, spricht deutsch u. böhmisch.«3
Josef Gröger emigrierte mit seiner Familie nach Schweden, wo er sich in Södertälje (Schweden) niederließ.
Adressen
- Großjedlersdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.], Großjedlersdorf 190 (1875)
- Großjedlersdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.], Großjedlersdorf 198 (1876)
- Großjedlersdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.], Großjedlersdorf 126 (1877)
- Großjedlersdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.], Großjedlersdorf 213 (1879)
- Floridsdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.], Brünner Straße 213 (oder 218)
Mitarbeiter*innen an Periodika
- Die Zukunft (Wien) 1880, 1882
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Autor / Version / Copyleft
Autor: Reinhard Müller
Version: April 2024
Anarchistische Bibliothek | Archiv | Institut für Anarchismusforschung | Wien
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Karte
- 1
Zitiert nach [anonym]: Die Forderungen des Arbeiterstandes gegenüber dem Forum des Parlaments, in: Wiener Allgemeine Zeitung [/] Morgenblatt (Wien), [3]. Jg., Nr. 794 (15. Mai 1772), S. [1]–2
- 2
Zitiert nach [anonym]: Aus dem Gerichtssaale. [/] Wien, 10. November (Orig.-Ber.) (Ein übermüthiger Socialist.), in: Neue Freie Presse [/] Abendblatt (Wien), [19]. Jg., Nr. 6541 (10. November 1882), S. 2.
- 3
[Anonym]: 357 Gröger Josef, in: Central-Polizei-Blatt. Herausgegeben von der k. k. Polizei-Direktion zu Wien (Wien), Nr. 9 (6. Februar 1884), S. 32.