Johann Krainer (1862–1919)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Vater: Michael Krainer vulgo Mehlführer (Straßgang [zu Graz], Steiermark 14. September 1817 – ?): Bauer; Heirat in Feldkirchen bei Graz (Steiermark) am 15. Jänner 1850 mit:
Mutter: Johanna Krainer, geborene Kahr (Rudersdorf [zu Feldkirchen bei Graz], Steiermark 23. März 1831 – ?): Bäuerin
Ehe: mit Käthe Pehrek
Tochter: Rudolfine Krainer: Lehrerin
Biographie
Johann Krainer absolvierte eine Schuhmacherlehre und kam als Schuhmachergehilfe nach Graz (Steiermark), wo er sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss und 1880 bis 1883 an der Zeitung »Schuhmacher-Fachblatt« (Wien) mitarbeitete.
Am 5. Februar 1884 traf die Verfolgung der radicalen Arbeiterbewegung die Steiermark hart. Aufgrund der Denunziation des vom Landes- als Schwurgericht Graz am 30. Jänner 1884 wegen Hochverrats zu acht Jahren schwerem Kerker verurteilten Schuhmachergehilfen Franz Pronegg (1833–1886) wurden am 5. Februar 1884 in Graz zweiundzwanzig Radicale verhaftet, darunter auch Johann Krainer. Vom 11. bis 25. Juni 1884 fand vor dem Landes- als Schwurgericht Graz der Prozess gegen die zweiundzwanzig Radicalen wegen Verbrechens des Hochverrats statt, darunter Johann Krainer. Sie wurden angeklagt, mittels Sammlung von Geldern zur Anschaffung von Waffen, Munition, Sprengmitteln und revolutionären Druckschriften, durch Anwerbung weiterer Mitglieder, persönlichen Unterricht und tatsächliche Verbreitung solcher Druckschriften, welche die Vorbereitung einer gewaltsamen Erhebung der Arbeiter bezwecken, Handlungen unternommen zu haben, welche auf eine gewaltsame Veränderung der Regierungsform und auf die Herbeiführung einer Empörung oder eines Bürgerkriegs gerichtet wären. Kernstück der Anklage war der angebliche Beschluss, Kaiser Franz Joseph I. (1830–1916) bei seiner Reise nach Graz im April 1883 mit Dynamit in die Luft zu sprengen. Johann Krainer habe in einer geheimen Versammlung im Gasthaus »zum Königstiger« in Graz am 19. April 1883 einen Brief aus den USA verlesen, in dem berichtet wird, dass Bomben bereits unterwegs wären. Außerdem habe er ein Protokoll dieser Versammlung verfasst und chiffriert nach Wien geschickt. Von der Anklage des Hochverrats und des versuchten Attentats auf den Kaiser wurden alle Angeklagten, Johann Krainer allerdings wegen Verbrechens der Störung der öffentlichen Ruhe zu zweieinhalb Jahren schwerem, durch Fasttage verschärften Kerker verurteilt.
Nach seiner Haftentlassung aus dem Gefängnis Suben (Oberösterreich) übersiedelte Johann Krainer nach Marburg an der Drau (Steiermark [Maribor, Slowenien]), wo er sich als Parteifunktionär derr Sozialdemokratie anschloss. Hier wurde er Obmann des von ihm mitbegründeten Marburger »Allgemeinen Lesevereins«, Direktor des von ihm initiierten »Allgemeinen Verbrauchs- und Sparvereins Marburg«, Obmann der »I. Marburger Bau-Genossenschaft, registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung« und Obmann-Stellvertreter der Ortsgruppe Marburg der »Freien Schule«. Außerdem wurde er Hauptvertrauensmann der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« in Marburg an der Drau.
Nach Graz zurückgekehrt, arbeitete Johann Krainer als Kanzleivorstand und war Vorstandmitglied des »Allgemeinen Spar- und Konsumvereins«.
Mitarbeiter*innen an Periodika
- Schuhmacher-Fachblatt (Wien) 1880–1883
- Die Zukunft (Wien) 1882
Kategorien
Adresse
- Lebern [zu Feldkirchen bei Graz], Steiermark, Lebern 40 (Geburtsadresse)
- Graz, Steiermark, Feuerbachgasse 7 (Sterbeadresse)
Karte
Autor / Version / Copyleft
Autor: Reinhard Müller
Version: Februar 2025
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