Franz Doležal (1846–)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Vater: Josef Doležal; Heirat mit:
Mutter: Barbora Doležal, geborene Macka, Tochter einer Bäuerin und eines Bauern: Bäuerin
Ehe: ja; Witwer
Biographie
Franz Doležal, gebürtig und zuständig nach Chejnow (Böhmen [Chýnov, Tschechien]), kam nach Wien, wo er als Modelltischler arbeitete und sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss. Im Februar 1884 wurde er aufgrund der Ausnahmsverordnungen vom 30. Jänner 1884 im Februar 1884 aus Wien ausgewiesen: »473 Doležal Franz, Modelltischler, geb. 1846 u. zust. Cheinów, Bez. Tabor, k., Witw., mittelgr., untersetzt, mit bld. H. u. Augenbr., röthl.-bld. Vollb., deutsch und böhmisch sprechend.«1
Franz Doležal begab sich nun nach Urfahr [zu Linz an der Donau] (Oberösterreich), wo er als Tischlergehilfe arbeitete. Am 14. Dezember 1884 begann unter Leitung des am Vorabend aus Wien angereisten Regierungsrats Karl Anton Breitenfeld (1830–1900), Vorstand des Sicherheits-Bureaus in Wien, die große Verhaftungswelle unter den oberösterreichischen Radicalen. Diese begann mit Hausdurchsuchungen in Linz an der Donau (Oberösterreich) und in Urfahr. Im Zuge dieser von Gendarmen durchgeführten Hausdurchsuchungen wurden in Urfahr mehrere Radicale verhaftet: Franz Doležal und der aus Gloggnitz (Niederösterreich) durch die Ausnahmsverordnungen vertriebene Schneidergehilfe und jetzige Schreiber Ludwig Philipp Schrödl (1851–1888) sowie die beiden kurz darauf wieder aus der Haft entlassenen, aber später neuerlich verhafteten Radicalen: der Schneider Arnold Mrňa (1860–?) und der Sattlergehilfe Anton Schenk (1842–1927). Gefunden wurden bei den Hausdurchsuchungen eiserne Walzen und Bestandteile einer Druckpresse, mehrere Projektile, teils chiffrierte Briefe und anarchistische Druckschriften, weshalb alle Verhafteten zunächst in das Polizei-Kommissariat Linz eingeliefert und nach Verhören am 16. Dezember 1884 ins Landesgericht Linz überstellt wurden. Arnold Mrňa und Anton Schenk wurden aber schon am 16. Dezember 1884 aus der Haft entlassen. Im Prozess, der am 5. Februar 1885 vor dem Landesgericht Linz stattfand, wurde Schrödl, der bei seiner Verhaftung einen Degenstock bei sich trug, wegen Übertretung des Waffenpatents zu vierundzwanzig Stunden Arrest verurteilt, wegen versuchter Zusammenstellung einer geheimen Presse Franz Doležal zu acht Tagen und der Schlosser und Armaturarbeiter in Steyr (Oberösterreich) Vinzenz Wiener (1851–?) zu drei Tagen Arrest. Nach Verbüßung der Strafe wurde Franz Doležal vom Strafgericht Linz an die Linzer Gemeinde-Vorstehung überstellt und von dieser aus dem Kronland Oberösterreich polizeilich abgeschafft und am 14. Februar 1885 in seine Heimatgemeinde abgeschoben.
Kategorien
Adresse
Chejnow (Böhmen [Chýnov, Tschechien], Chejnow 26 (Geburtsadresse)
Urfahr [zu Linz an der Donau] (Oberösterreich), Pflaster 35 (Wohnung 1884)
Karte
Autor / Version / Copyleft
Autor: Reinhard Müller
Version: Oktober 2025
Anarchistische Bibliothek | Archiv | Institut für Anarchismusforschung | Wien
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[Anonym]: 473 Doležal Franz, in: Central-Polizei-Blatt. Herausgegeben von der k. k. Polizei-Direktion zu Wien (Wien), Nr. 11 (13. Februar 1884), S. 38.