Carl Morburger (1875–1916)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Josef Schossberger
Pseudonym: Carl Morburger
Pseudonym: Karl Morburger
Geburtsdatum
1. März 1875
Sterbedatum
29. Dezember 1916
Sterbeort
Religionsbekenntnis
israelitisch

Ehe: keine
Kinder: keine

Biographie

Carl Morburger, der eigentlich Josef Schossberger hieß, wuchs in Brünn (Mähren [Brno, Tschechien]) auf, wo er 1885 bis 1888 das Zweite Deutsche Gymnasium und 1888/1889 die öffentliche Gremial-Handels-Fachschule besuchte. 1890 kam er nach Wien, wo er als Tuchhandlungskommis arbeitete und mit den Unabhängigen Socialisten verkehrte. Morburger, der zwischen Brünn und Wien hin und her pendelte, bezeichnete sich längere Zeit noch als Sozialdemokrat, wurde aber im Jänner 1896 aus der Brünner Lokalorganisation der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« wegen so genannten unehrenhaften Verhaltens ausgeschlossen.

Bald übersiedelte Carl Morburger nach München (Bayern), wo er als Comptoirist Arbeit fand. Im Jänner 1898 schrieb ihn die Münchner Staatsanwaltschaft zur Fahndung aus, weil das dortige Landesgericht eine Untersuchung wegen Betrugs eingeleitet hatte. 1899 übersiedelte Morburger als freier Schriftsteller nach Zürich / Zurich / Zurigo (Kanton Zürich, Schweiz), kehrte aber vorübergehend nach Wien zurück, wo er 1900 als Theaterberichterstatter der Zeitung »Prager Tagblatt« (Prag) arbeitete. Seit 1902 lebte er als Schriftsteller und Übersetzer wieder in Zürich / Zurich / Zurigo, seit 1905 in Lausanne / Losanna (Kanton Waadt, Schweiz) und bis 1907 in Genf / Genève / Ginevra (Kanton Genf, Schweiz), schließlich 1907 bis 1909 in Kristiana [Oslo] (Norwegen). Dazwischen war er jedoch viel auf Reisen, insbesonders in Schweden, Norwegen und Finnland, lebte aber auch kurze Zeit in Russland.

In all den Jahren hielt Carl Morburger noch immer Kontakte zu anarchistischen Bewegungen. »Ich habe«, schrieb er 1906 dem »werten Kameraden« Rudolf Großmann alias Pierre Ramus (1882–1942), »bis jetzt sehr unstet gelebt und leben müssen«. Und er bot dem damals in London (England) lebenden Anarchisten an: »Wenn ich jetzt ein wenig sesshafter werde, stehe ich Ihnen für Ihr Blatt gerne zur Verfügung.«1

Carl Morburger, der übrigens auch an der von Arthur Kahane (1872–1932) mitherausgegebenen Zeitschrift »Blätter des Deutschen Theaters« (Berlin) mitarbeitete,2 lebte kurz in Oderfurt (Mähren [Přívoz, Tschechien]) und übersiedelte 1911 nach Stockholm (Schweden), wo er auch als Korrespondent einer deutschen Zeitung arbeitete und vor allem Theaterstücke von – meist skandinavischen – Autoren übersetzte und diese teilweise für das Theater bearbeitete. 1913 zog er nach Berlin (Preußen [Berlin, Berlin]), wo er im November 1914 sein Theaterstück »Die Stimmen der Väter. Schauspiel in drei Akten« fertigstellte.

Im Ersten Weltkrieg zur österreichisch-ungarischen Armee eingezogen, starb Carl Morburger als Titularkorporal des Infanterie-Regiments 81 am 29. Dezember 1916 im Kriegsspital in Wien und wurde hier am 31. Dezember 1916 beigesetzt.

Carl Morburger schrieb zwei bemerkenswerte Werke, die im Anarchistenmilieu spielen: »Im Wirbel. Ein Buch aus der Anarchie des Lebens« (Leipzig 1899) und »Rebellen. Ein sozialer Roman« (Wien – Leipzig – Budapest 1904).3

Bücher und Broschüren

  • »Wie sie sind...« Ein Wiener Skizzenbuch von Carl Morburger. Leipzig: Verlag von Grübel & Sommerlatte 1899, 142 S.

  • Im Wirbel. Ein Buch aus der Anarchie des Lebens. Von Carl Morburger. Leipzig: Verlag von Grübel & Sommerlatte 1899, 236 S. Widmung S. [III]: Herrn Dr. Rudolf Steiner Berlin. Der hier S. [237] angekündigte zweite Teil, »Am Opfertisch. Ein Buch aus dem Leben der Anarchie«, ist ebenso wenig erschienen, wie das ebenfalls angekündigte Buch »Der Liebespfuhl. Ein Zeitenbild«.

  • Rebellen. Ein sozialer Roman von Karl Morburger. Wien – Leipzig – Budapest: Moderner Verlag [1904], 282 S. Erschien unter dem Autorennamen »Karl Morburger«. Umschlagtitel: Rebellen: Ein sozialer Roman von Carl Morburger.
    b) Rebellen. Ein sozialer Roman von Carl Morburger. 2. Auflage. Wien – Leipzig – Budapest: Moderner Verlag [1905], 282 S.

  • Die da gefallen sind… Eine Geschichte aus den Niederungen. Von Carl Morburger. Wien: Szelinski & Comp. Verlag [1905], 85 S. Der Prosatext geht nur bis Seite 79; Umschlagseite 2 und Seite 80–90 sind Rezensionen von Morburgers Roman »Rebellen« von Kurt Aram (d. i. Hans Fischer; 1869–1934), H. Dt., Emil Robert (d. i. Robert Emil Blazincic; 1874–1954) und Pierre Ramus (d. i. Rudolf Großmann; 1882–1942).

  • Knut Hamsun. Eine literarische und psychologische Studie von Carl Morburger. (Das diesem Buche beigegebene Porträt Hamsuns ist die Reproduktion eines Ölgemäldes von Henrik Lund aus dem Jahre 1909.) Leipzig: Im Xenien-Verlag 1910, 121 [134] S. Illustrator: Henrik Lund (1879–1935). Betrifft Knut Hamsun (1859–1952).
    A) Knut Hamsun. En studie. Oversat efter manuskriptet ved Einar Skavlan. Kristiania [Oslo] – København: Gyldendalske Boghandel . Nordisk Forlag 1910, 125 S. Übersetzer: Einar Skavlan (1882–1954). Norwegisch: Knut Hamsun. Eine Studie. Nach dem Manuskript übersetzt von Einar Skavlan.

  • Sturmvögel. Erzählungen aus der russischen Revolution von Carl Morburger. München – Leipzig: b. Georg Müller 1912, 184 S.

Übersetzungen

  • Hamsun, Knut [d. i. Knud Pedersen (1859–1952)]: Vom Teufel geholt. Schauspiel in vier Akten. Autorisierte Übersetzung nach dem norwegischen Manuskripte von Carl Morburger. München: Albert Langen [1911], 297 S. Übersetzer: Carl Morburger. Original: Livet ivold. Skuespil i fire akter. Kristiania [Oslo]–København 1910.
    b) Vom Teufel geholt. Schauspiel in vier Akten. Autorisierte Übersetzung nach dem norwegischen Manuskripte von CarlMorburger. (2. Auflage.) München: Bei Georg Müller [1912], 254 S.
    c) Vom Teufel geholt. Schauspiel in vier Akten. Autorisierte Übersetzung nach dem norwegischen Manuskripte von CarlMorburger. Als unverkäufliches Manuskript vervielfältigt. Berlin: Vertriebsstelle des Verbandes Deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten 1929, 182 S.

  • Zilliacus, Konni (1855–1924): Revolution und Gegenrevolution in Russland und Finnland. Autorisierte Übersetzung aus dem Manuskripte von Carl Morburger. München: Bei Georg Müller 1912, 252 S. Übersetzer: Carl Morburger. Original: Revolution och kontrarevolution i Ryssland och Finland. Stockholm 1912.
    b) Revolution und Gegenrevolution in Russland und Finnland. Autorisierte Übersetzung aus dem Manuskript von Carl Morburger. (2. Auflage.) München: Bei Georg Müller 1912, 252 S.

  • Key, Ellen (1849–1926): Die junge Generation. (Autorisierte Übersetzung aus dem Schwedischen von Carl Morburger.) München: Bei Georg Müller 1913, 133 S. Übersetzer: Carl Morburger. Enthält: Was die Zeit der Jugend gibt und was sie von ihr fordert, S. 11–30; Vereinsleben und persönliche Kultur, S. 31–62; Das Friedensproblem, S. 63–96; Die Jugend, die Frau und der Antimilitarismus, 97–114; Merkmale der Klassen, S. 115–128; Ein Kapitel aus dem Kinderrecht, S. 129–?. Original: Tal till Sverges ungdom. Stockholm 1910.
    b) Die junge Generation. (Autorisierte Übersetzung aus dem Schwedischen von Carl Morburger. 2. Auflage.) München: Bei Georg Müller 1913, 133 S.
    c) Die junge Generation. (Autorisierte Übersetzung aus dem Schwedischen von Carl Morburger. 3. Auflage.) München: Bei Georg Müller 1913, 133 S.
    d) Die junge Generation. (Autorisierte Übersetzung aus dem Schwedischen von Carl Morburger. 4. Auflage.) München: Bei Georg Müller 1913, 133 S.
    e) Die junge Generation. (Autorisierte Übersetzung aus dem Schwedischen von Carl Morburger. 5. Auflage.) München: Bei Georg Müller 1913, 133 S.

  • Holberg, Ludvig (1684–1754): Ludwig Holbergs Komödien. Übersetzt, bearbeitet und herausgegeben von Carl Morburger. I. Band. München: Bei Georg Müller 1914 [recte 1913], XXIV, 419 S. Mehr nicht erschienen. Übersetzer: Carl Morburger. Originalausgabe, enthält: Einleitung, S. I–XXIV; Die Wetterfahne. Komödie in drei Akten, S. 1–63; Meister Gert Westfaler oder Der redselige Barbier. Komödie in drei Akten, S. 65–121; Die Wochenstube. Komödie in drei Akten, S. 123–199; Der Mann, der keine Zeit hat. Komödie in drei Akten, S. 201–277; Erasmus Montanus. Komödie in fünf Akten, S. 279–339; Held Ulysses von Ithaka. Eine Haupt- und Staatsaktionskomödie in fünf Akten, S. 341–419.
    b) Meisterkomödien. Übersetzt, bearbeitet und herausgegeben von Carl Morburger. München: Bei Georg Müller 1921, XXIV, 419 S. Neuauflage.

  • Hedberg, Tor (1862–1931): Das verlorene Heim. Schauspiel in drei Akten. Autorisierte Übersetzung aus dem Schwedischen von Carl Morburger. Als Manuskript vervielfältigt. Berlin: Bühnenverlag Ahn und Simrock, G. m. b. H. 1914, 44 S. Übersetzer: Carl Morburger. Original: Ett hems drama. Tre akter. Stockholm 1905.

  • Kjær, Nils (1870–1924): Die glückliche Wahl. Komödie in fünf Akten. München – Leipzig: Bei Georg Müller 1914, 149 S. Ungenannter Übersetzer: Carl Morburger. Original: Det lykkelige valg. Komedie i fem akter. Kristiania [Oslo] 1913.
    b) Die glückliche Wahl. Komödie in fünf Akten. Berlin: Vertriebsstelle des Verbandes deutscher Bühnenschriftsteller 1914, 149 S.

  • Wied, Gustav (1858–1914): Die Eule. Komödie in vier Akten. Autorisierte Übersetzung und Bearbeitung von Carl Morburger. München: Bei Georg Müller 1914 (= Theater der Gegenwart.), 125 S. Übersetzer: Carl Morburger. Original: Thummelumsen. Komedie I Fem Billeder. København 1901.

  • Bojer, Johan [d. i. Johan Kristoffer Hansen; 1872–1959): Ein Mann des Volkes. Roman aus dem norwegischen Bauernleben. Berechtigte Übertragung aus dem Norwegischen von Carl Morburger. Berlin: S. Fischer Verlag 1915, 187 S. Übersetzer: Carl Morburger. Original: Et folketog. Roman. Kristiania [Oslo] 1896.
    b) Ein Mann des Volkes. Roman aus dem norwegischen Bauernleben. Berechtigte Übertragung aus dem Norwegischen von Carl Morburger. (2. Auflage.) Berlin: S. Fischer Verlag 1920, 187 S.

  • Elster, Kristian (1881–1947): Meine rechte Hand. Lustspiel in drei Akten. Autorisierte Übersetzung aus dem Norwegischen von Carl Morburger. Regie- und Soufflierbuch, als Manuskript gedruckt. Leipzig – Wien: Verlag Max Pfeffer 1915, 77 S. Übersetzer: Carl Morburger. Original: Min høire haand. Lystspil i fyra akter. Kristiania [Oslo] 1914.

  • Hedberg, Tor (1862–1931): Der Weg zur Ehe. Berlin: Vertriebsstelle des Verbandes deutscher Bühnenschriftsteller 1915, 80 S. Ungenannter Übersetzer: Carl Morburger. Original: Kärlekens krokvägar. Lustspel i dre akter. Stockholm 1910.
  • Egge, Peter (1869–1959): Der Freund und seine Frau. Lustspiel in drei Akten. Autorisierte Übersetzung aus dem Norwegischen von Carl Morburger. Als Manuskript vervielfältigt. Berlin: [o. V.] [1918], 37, 31, 18 Bl. Übersetzer: Carl Morburger. Original: Kjærlighed og venskab. Skuespil i tre akter. Kristiania [Oslo] – København 1904.

  • Die Zukunft (Wien): kein namentlich gezeichneter Beitrag bekannt
  • Wien 9., Pulverturmgasse 15 (belegt für 1901)

Karte
  • 1

    Carl Morburger [d. i. Josef Schossberger (1875–1916)]: Postkarte an Pierre Ramus [d. i. Rudolf Großmann (1882–1942)] in London. [Lausanne], 4. September 1906, im Nachlass Pierre Ramus, Mappe 186, im Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis, Amsterdam. Die Mitarbeit betraf die Zeitschrift »Die Freie Generation. Dokumente der Weltanschauung des Anarchismus« (London).

  • 2

    Vgl. beispielsweise Carl Morburger [d. i. Josef Schossberger (1875–1916)]: Tolstoianer, in: Blätter des Deutschen Theaters (Berlin), 2. Jg., (1912/1913), Der ganzen Reihe Nr. 28 (1913), S. 452–454.

  • 3

    Vgl. Karl Lammerhuber (1956–): Die deutschsprachige anarchistische Presse Österreich-Ungarns. Antimodernismus und die Herstellung von Gegenöffentlichkeit in der anarchistischen Subkultur. Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades an der Grund- und Integrativwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. Wien 1992 (Maschinschrift), S. 93–96, wo neben einer Interpretation der beiden Werke auch Inhaltsangaben geboten werden.