Anton Kautschek (1851–1919)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Mutter: Agnes Thorwartl: Handarbeiterin; später Heirat mit:
Vater: Bartholomäus Kautschek (Busitz, Böhmen [Buzice, Tschechien] um 1817 – ?): Taglöhner
Ehe: in Winer Neustadt (Niederösterreich) am 4. März 1878 mit Maria Stroh (Hirtenberg, Niederösterreich 19. März 1859 – Hirtenberg, Niederösterreich 15. Oktober 1938), Tochter einer Hausfrau und eines Tischlermeisters: Hausfrau, seit 1919 Kinobetreiberin
Tochter: Maria Katharina Thorwartl (Wiener Neustadt, Niederösterreich 9. September 1878 – Hirtenberg, Niederösterreich 29. Februar 1956)
Sohn: Gottlieb Thorwartl; seit 29. Mai 1907: Gottlieb Kautschek (Hirtenberg, Niederösterreich 2. September 1891 – Wien 16. Jänner 1928): Schlossergehilfe
Tochter: Agnes Thorwartl; seit 29. Mai 1907: Agnes Kautschek; seit 2. Juni 1919 verheiratete Secka (Hirtenberg, Niederösterreich 27. September 1893 – Hirtenberg, Niederösterreich 29. Februar 1956)
Biographie
Anton Thorwartl führte schon früh den Namen seines biologischen Vaters, durfte aber offiziell erst 1907 den Namen »Anton Kautschek« führen. Er arbeitete als Eisendreher, später als Schlosser in Wiener Neustadt (Niederösterreich), wo er sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss.
Am 22. September 1884 explodierte um 2 Uhr morgens am Pfarrkirchturm von Wiener Neustadt – er ist wegen Renovierungsarbeiten gerade eingerüstet – eine Patrone. Diese war am Fuß der Hauptkirchtürme in einer Nische deponiert worden und richtete lediglich leichten Sachschaden am Mauerwerk an. Am selben Tag, um 21 Uhr, ging eine weitere Bombe, diesmal an der rückwärtigen Front des Wiener Neustädter Rathauses, in der Sparkassengasse 2, hoch. Die Mauer zeigte ein großes Loch, und alle Fensterscheiben zur Straße hin gingen kaputt. Bald fiel der Verdacht auf Wiener Neustädter Radicale als Urheber der Dynamitattentate. Am 7. Dezember 1884 erschien der Maschinist und Schlosser Josef Mannsberger im Amtszimmer des seit 1874 amtierenden Bürgermeisters von Wiener Neustadt Josef Pöck (1826–1886) und teilte diesem mit, dass mehrere Arbeiter der Wiener Neustädter Lokomotivfabrik zu Weihnachten während der Christmette einen Bombenanschlag gegen die Pfarrkirche und das Kreisgerichtsgebäude planten. Am nächsten Tag, am 8. Dezember 1884, lud Josef Pöck um 22 Uhr Mannsberger zu sich nachhause ein, wobei ihm Mannsberger mehrere Namen von Verdächtigen nannte. Diese Denunziation führte zur großen Verhaftungswelle unter den Wiener Neustädter Radicalen, die am 9. Dezember 1884 begann. Zehn Radicale wurden verhaftet, darunter aufgrund der Denunziation des Schlossers Anton Kowalczuk (1864–?) im Dezember 1884 Anton Kautschek. Er wurde verdächtigt, an den Diebstählen jenes Dynamits beteilgt gewesen zu sein, welches bei den Dynamitattentaten in Wiener Neustadt verwendet worden war. Anton Kautschek wurde später ohne Anklageerhebung wieder freigelassen.
Anton Kautschek zog 1886 nach Hirtenberg (Niederösterreich), wo er Werkmeister wurde und sich der Sozialdemokratie anschloss. Er engagierte sich vor allem für die Konsumvereine und nahm auch am elften Verbandstag des »Verbandes der niederösterreichischen Consumvereine« in Großjedlersdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.] teil. Vom 18. Februar 1896 bis 21. Juni 1899 und vom 10. April 1901 bis 20. April 1904 gehörte er dem Vorstand des »Arbeiter-Consum-Vereins in Hirtenberg, registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung« an. Außerdem wurde am 24. März 1907 in den Vorstand der »Allgemeinen Arbeiter-Kranken- und Unterstützungskasse in Wiener Neustadt« gewählt. 1906 kandidierte Anton Kautschek – noch unter dem Namen »Anton Thorwartl« – bei den Gemeinderatswahlen in Wiener Neustadt für die »Sozialdemokratische Arbeiterpartei«.
Kategorien
Adresse
- Wiener Neustadt, Niederösterreich, Wiener Neustadt 476 (Geburtsadresse)
- Wiener Neustadt, Niederösterreich, Industriegasse 25 (belegt für 1878)
- Hirtenberg, Niederösterreich, Hirtenberg 77 (belegt seit 1891; Sterbeadresse)
Karte
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Autor: Reinhard Müller
Version: März 2025
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