Anton Kowalczuk (1864–)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Anton Johann Kowalczuk
falsche Namensform: Anton Johann Kowalozuck
falsche Namensform: Anton Kowazek
Geburtsdatum
18. Dezember 1864
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch

Vater: Anton Kowalczuk (um 1828 – Wiener Neustadt, Niederösterreich 3. Juli 1883): Privatbeamter; Heirat am 2. Februar 1869 mit:
Mutter: Elisabeth Kowalczuk, geborene Pintyr, Tochter einer Haudfrau und eines Feldschergehilfen: Hausfrau
Ehe: in Budapest (Ungarn) am 30. Mai 1899 mit  Maria Anna Braunstein (Budapest, Ungarn 24. Dezember 1877 – ?): Hausfrau; evangelisch (A. B.)
Tochter: Maria Elisabeth Margitta Kowalczuk (Floridsdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.] 13. April 1900  – ?)

Biographie

Anton Kowalczuk, zuständig nach Stanislau (Galizien und Lodomerien [Iwano-Frankiwsk ‹Івано-Франківськ›, Ukraine]), absolvierte das Landes-Obergymnasium in Wiener Neustadt (Niederösterreich) und arbeitete danach als Schlosser in jener Fabrik, wo sein im Juli 1883 verstorbener Vater als Fabrikbeamter tätig war. Hier schloss er sich der radicalen Arbeiterbewegung an.

Am 22. September 1884 explodierte um 2 Uhr morgens am Pfarrkirchturm von Wiener Neustadt – er ist wegen Renovierungsarbeiten gerade eingerüstet – eine Patrone. Diese war am Fuß der Hauptkirchtürme in einer Nische deponiert worden und richtete lediglich leichten Sachschaden am Mauerwerk an. Am selben Tag, um 21 Uhr, ging eine weitere Bombe, diesmal an der rückwärtigen Front des Wiener Neustädter Rathauses, in der Sparkassengasse 2, hoch. Die Mauer zeigte ein großes Loch, und alle Fensterscheiben zur Straße hin gingen kaputt. Bald fiel der Verdacht auf Wiener Neustädter Radicale als Urheber der Dynamitattentate. Am 7. Dezember 1884 erschien der Maschinist und Schlosser Josef Mannsberger im Amtszimmer des seit 1874 amtierenden Bürgermeisters von Wiener Neustadt Josef Pöck (1826–1886) und teilte diesem mit, dass mehrere Arbeiter der Wiener Neustädter Lokomotivfabrik zu Weihnachten während der Christmette einen Bombenanschlag gegen die Pfarrkirche und das Kreisgerichtsgebäude planten. Am nächsten Tag, am 8. Dezember 1884, lud Josef Pöck um 22 Uhr Mannsberger zu sich nachhause ein, wobei ihm Mannsberger mehrere Namen von Verdächtigen nannte. Diese Denunziation führte zur großen Verhaftungswelle unter den Wiener Neustädter Radicalen, die am 9. Dezember 1884 begann. Zehn Radicale wurden verhaftet, darunter am 13. Dezember 1884 Anton Kowalczuk. Nach zweitägigem Verhör gab er Namen von Angehörigen der Wiener Neustädter radicalen Arbeiterbewegung preis und gab an, nur zufällig in diese Kreise geraten zu sein. Anton Kowalczuk wurde daraufhin ohne Anklageerhebung wieder freigelassen. Seine Aussagen führten zu mehrern Verhaftungen von Radicalen und spielten eine wesentliche Rolle  im großen so genannten Anarchistenprozess, der vom 11. bis 27. Mai 1885 – auch an den Pfingstfeiertagen wurde die Verhandlung fortgesetzt – vor dem Ausnahmsgericht Wiener Neustadt unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand. Wegen Verbrechens des Hochverrats wurden der Schlosser und Eisendreher Franz Partsch (1860–1931) zu zehn Jahren und der Beindrechsler Heinrich Schaden (~1854–?) zu fünf Jahren schwerem Kerker, jeweils verschärft durch einen Fasttag vierteljährig, der Eisendreher Adolf Hartmann (1854–1886) zu fünf Jahren, der Eisendreher Franz Wögerer (1843–1887) zu vier Jahren und der Fabrikarbeiter in einer Kammgarnfabrik Leopold Bronec (1867–1912) zu drei Jahren schwerem Kerker, jeweils verschärft durch einen Fasttag, verurteilt. Der bei einem Färber in Wiener Neustadt beschäftigte Taglöhner Wilhelm Ultz (1865–1951) wurde zwar vom Verbrechen des Hochverrats freigesprochen, jedoch wegen Übertretung des Diebstahls, begangen durch den Diebstahl von Sprengmitteln, zu vierzehn Tagen Arrest verurteilt. 

Anton Kowalczuk musste sich danach aus der Arbeiterbewegung zurückziehen und übersiedelte nach Wien, wo er sich 1893 in Wien 10., Schrottergasse 40, als Maschinentechniker niederließ. Hier betätigte er sich auch als Erfinder und meldete 1897 ein Patent für eine Walzenpresse zur Herstellung von fassonierten Metallgegenständen an. 1898 übersiedelte er, nunmehr Ingenieur, nach Floridsdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]). Prager Straße 192. Bald nach 1900 verließ Anton Kowalczuk mit seiner Familie Wien.

  • Wiener Neustadt, Niederösterreich, Wiener Neustadt 52 (Geburtsadresse)
  • Wiener Neustadt, Niederösterreich, Schreyergasse 3 (belegt für 1883)
  • Wien 10., Schröttergasse 40 (belegt für 1893 bis 1898)
  • Floridsdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.], Prager Straße 192 (belegt für 1898 bis 1900)
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