Ambros Hruschka (1866–1944)

Persönliche Daten
Geburtsdatum
1866
Sterbedatum
27. August 1944
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch, dann konfessionslos

Ehe: mit Maria Nagele: bis zur Inslovenz 1892 Viktualienhändlerin in Meran (Tirol [Merano / Meran, Italien]), dann Hausfrau und sozialdemokratische Parteifunktionärin

Biographie

Ambros Hruschka absolvierte eine Lehre als Schuhmacher und schloss sich der radicalen Arbeiterbewergung in Wien an. Bereits als 16-jähriger Schuhmacherlehrling verteilte er am Abend des 11. September 1882 an der Gürtelstraße zwischen Neulerchenfeld (Niederösterreich [zu Wien 16.]) und Hernals (Niederösterreich [zu Wien 17.]) die Flugschrift »Manifest der sozialrevolutionären Arbeiter-Partei Oesterreichs an das arbeitende Volk«1 an Passanten in einem verschlossenen Briefumschlag und wurde prompt verhaftet. Am 26. Oktober 1882 fand deshalb vor dem Landes- als Schwurgericht Wien der Prozess gegen Hruschka wegen Vergehens der Ruhestörung durch Gutheißung ungesetzlicher Handlungen und der Verbreitung verbotener Druckschriften statt. Vom Vorwurf des Vergehens wurde er mit sechs gegen sechs Stimmen zwar freigesprochen, aber wegen Übertretung des Pressgesetzes durch verbotene Kolportage zu vierzehn Tagen einfachem Arrest verurteilt.

Bald wandte sich Ambros Hruschka dem Lager der Gemäßigten zu, und nach dem so genannten Einigungsparteitag von Hainfeld (Niederösterreich) zur Jahreswende 1888/1889 schloss er sich der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« an. 1891 trat er als Verkäufer beim »Arbeiter-Consumverein ›Landstraße‹ in Wien, registrierte Genossenschaft mit unbeschränkter Haftung« in den Dienst  ein. Bereits 1895 wurde er Obmann des »Fachvereins der Consumvereins-Bediensteten Nieder-Österreichs«. Schließlich wurde er Geschäftsführer mehrerer Konsumvereine in der Umgebung Wiens, etwa in Großjedlersdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.] und Stockerau (Niederösterreich). In der am 1. Juli 1899 in Stockerau abgehaltenen Volksversammlung zum Wahlrecht sprach Hruschka von einem »Wahlrechtsraub«, wofür er am 9. September 1899 vom Bezirksgericht Korneuburg wegen Aufreizung zu ungesetzlichen Handlungen zu vierzehn Tagen Arrest verurteilt wurde.

Ambros Hruschka war auch Mitbegründer des am 2. April 1892 gegründeten »Verbandes der Handels-Transport- und Verkehrsarbeiter und Arbeiterinnen Österreichs«, der ersten Eisenbahnergewerkschaft Österreichs, deren Sekretär er später kurz war. Außerdem war er als langjähriger Bezirksvertrauensmann und wichtiger Funktionär der sozialdemokratischen Konsumvereine Delegierter am Parteitag der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« in Salzburg (Salzburg), 26. bis 29. September 1904. Und 1914 verwaltete er Unterstützungsfonds der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei«.

1910 wurde Ambros Hruschka Leiter und Obmann des »Konsumvereins Bregenz und Umgebung, registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung« in Bregenz (Vorarlberg), dann seit 1914 des Konsumvereins in Bozen (Tirol [Bolzano / Bozen, Italien]) und schließlich bis 1918 des Konsumvereins in Meran (Tirol [Merano / Meran, Italien]), wo er auch als Meraner Parteisekretär der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« fungierte.

1918 übersiedelte Ambros Hruschka nach Linz an der Donau (Oberösterreich), wo er rasch zu den führenden Persönlichkeiten der oberösterreichischen Sozialdemokratie zählte und ein umtriebiger Referent im gesamten Bundesland war. Er war hier auch Leiter der Linzer Konsumgenossenschaft und Obmann der »Konsum- und Spargenossenschaft in Linz, registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung«, Vorstand des am 27. Jänner 1936 aufgelösten »Oberösterreichischen Verbandes von Konsumenten-Organisationen in Linz«, außerdem von 1927 bis 1931 Gemeinderat der Stadt Linz an der Donau. Hruschka war auch in den so genannten Februar-Aufstand 1934 zur Verteidigung der Demokratie auf Seiten des »Republikanischen Schutzbundes« involviert. Am 13. Juni 1934 wurde Ambros Hruschka vor dem Landes- als Schwurgericht angeklagt, in seiner Villa wissentlich Waffen und Munition für den »Republikanischen Schutzbund« versteckt zu haben, und er wurde zu fünf Monaten schwerem Kerker verurteilt. Bereits am 13. September 1934 begann vor dem Landes- als Schöffengericht Linz neuerlich ein Prozess gegen den nuunmehr ehemaligen Direktor der Konsumgenossenschaften Ambros Hruschka. Er habe Mitschuld an in den Jahren 1928 bis 1932 ausgestellten, fingierten Quittungen für die so genannten jährlichen Mehlaktionen zu Gunsten bedürftiger Arbeiterfamilien, weshalb er der Amtsveruntreuung angeklagt wurde. Der Prozess wurde nach Befragung der Angeklagten auf unbestimmte Zeit vertagt, Ambros Hruschka später strafrechtlich nicht weiter verfolgt.

Adressen

  • Linz an der Donau, Oberösterreich, Scharitzerstraße 23 (1918 bis 192?)
  • Linz an der Donau, Oberösterreich, Hörschingergutstraße 25 (192? bis 1944; Sterbeadresse)
Karte
  • 1

    Vgl. [anonym]: Manifest der sozialrevolutionären Arbeiter-Partei Oesterreichs an das arbeitende Volk. [London]: [Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit«] [1882], später abgedruckt in der Zeitung »Freiheit« (London), 4. Jg., Nr. 31 (23. September 1882) unter dem Titel »Manifest der socialrevolutionären Arbeiterpartei Oesterreichs an das arbeitende Volk«. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 9. September 1882 in Österreich verboten.