Alois Hartel (1858–)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Aloys Hartel
falsche Namensschreibweise: Alois Hartl
Geburtsdatum
14. Juli 1858
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch
Berufe

Vater: Johann Hartel, Sohn einer Inwohnerin und eines Inwohners: Taglöhen; Heirat mit:
Mutter: Theresia Hartel, geborene Gröger, Tochter einer Hausfrau und eines Maurers: Hausfrau
Bruder: Rudolf Hartel (Jägerndorf, Österreichisch-Schlesien [Krnov, Tschechien] 14. Juli 1850 – ?): Tuchmachergehilfe; Radicaler
Bruder: Josef Hartel (Jägerndorf, Österreichisch-Schlesien [Krnov, Tschechien] 3. März 1853 – ?)

Biographie

Alois Hartel, Bruder des Tuchmachergehilfen Rudolf Hartel (1850–?), kam um 1876 nach Graz (Steiermark), wo er in einer Tuchfabrik Arbeit fand. Hier schloss er sich der radicalen Arbeiterbewegung an.

Am 5. Februar 1884 traf die Verfolgung der radicalen Arbeiterbewegung nun auch die Steiermark hart. Aufgrund der Denunziation des vom Landes- als Schwurgericht Graz am 30. Jänner 1884 wegen Hochverrats zu acht Jahren schwerem Kerker verurteilten Schuhmachergehilfen Franz Pronegg (1833–1886) wurden am 5. Februar 1884 in Graz zweiundzwanzig Radicale verhaftet, darunter Alois Hartel und sein Bruder Rudolf Hartel. Vom 11. bis 25. Juni 1884 fand vor dem Landes- als Schwurgericht Graz der Prozess gegen die zweiundzwanzig Radicalen wegen Verbrechens des Hochverrats statt, darunter die Brüder Alois und Rudolf Hartel. Sie wurden angeklagt, mittels Sammlung von Geldern zur Anschaffung von Waffen, Munition, Sprengmitteln und revolutionären Druckschriften, durch Anwerbung weiterer Mitglieder, persönlichen Unterricht und tatsächliche Verbreitung solcher Druckschriften, welche die Vorbereitung einer gewaltsamen Erhebung der Arbeiter bezwecken, Handlungen unternommen zu haben, welche auf eine gewaltsame Veränderung der Regierungsform und auf die Herbeiführung einer Empörung oder eines Bürgerkriegs gerichtet wären. Kernstück der Anklage war der angebliche Beschluss, Kaiser Franz Joseph I. (1830–1916) bei seiner Reise nach Graz im April 1883 mit Dynamit in die Luft zu sprengen. Von der Anklage des Hochverrats und des versuchten Attentats auf den Kaiser wurden alle Angeklagten freigesprochen. Allerdings wurde Rudolf Hartel wegen Verbrechens der Störung der öffentlichen Ruhe zu fünfzehn Monaten Kerker verurteilt. Sein Bruder Alois Hartel wurde gänzlich freigesprochen. Er war beschuldigt worden, am 8. und 9. September 1883 in Eibiswald (Steiermark) die verbotene Druckschrift »Nr. 2. Reaction – Revolution. 1883« der Flugblattzeitung »Erste Freie Presse Cisleithanien's« [Inzersdorf (Wien)]1 verteilt zu haben. An diesen Tagen betreute er jedoch nachweislich die nach Graz gekommenen Gäste des »Arbeiter-Sängerbundes in Wien«, weshalb der Staatsanwalt seine Anklage gegen Alois Hartel wegen Verbreitung hochverräterischer Druckschriften noch während des Prozesses zurückzog.

Alois Hartel kehrte später in seine Geburtsort Jägerndorf (Österreichisch-Schlesien [Krnov, Tschechien]) zurück, wo mittlerweile auch sein Bruder Rudolf Hartel Arbeit gefunden hatte. Am 13. und 14. April 1887 wurden hier sieben Arbeiter unter dem Verdacht anarchistischer Umtriebe festgenommen, darunter wieder die Brüder Alois und Rudolf Hartel. Bei den nachfolgenden Hausdurchsuchungen wurden zwar verbotene Flugschriften beschlagnahmt, darunter das Flugblatt »An die Arbeiter im Soldatenrock!«,2 die erhofften Sprengstoffe wurden jedoch nicht gefunden. Bis auf zwei wurden alle Festgenommen nach zwei Tagen wieder freigelassen werden, auch alois und Rudolf Hartel. Dieser Vorgang erregte auch in der österreichischen radicalen Arbeiterbewegung einige Empörung.

  • Jägerndorf, Österreichisch-Schlesien [Krnov, Tschechien], Jägerndorf 67 (Geburtsadresse)
Karte
  • 1

    Vgl. Erste Freie Presse Cisleithaniens. Nr. 2. Reaction – Revolution. [Inzersdorf (Wien)]: [Johann Ehn und Franziska Faber] 1883, Flugblattzeitung. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 18. Mai 1883 in Österreich verboten.

  • 2

    Vgl. [anonym]: An die Arbeiter im Soldatenrock! [London]: [Druckerei der Zeitung »Die Autonomie«] [1887], Flugblatt; Sonderdruck aus der Zeitung »Die Autonomie« (London), 1. Jg., Nr. 1 (6. November 1886), S. 2–3, weshalb die Weiterverbreitung der Zeitung mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 17. November 1886 in Österreich verboten wurde. Die Weiterverbreitung des Flugblattes wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 14. März 1887 in Österreich verboten. Der Text dieses Flugblattes wurde 1892 mit dem Zusatz »Es lebe die Soziale revolution.« von Sozialrevolutionären in Wien neu gedruckt.