Adolf Zinram (1845–1920)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Adolph Theodor Zinram
Geburtsdatum
10. Januar 1845
Sterbedatum
26. August 1920
Sterbeort
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch, seit 5. September 1906 konfessionslos

Vater: Georg Heinrich Zinram (Wiedigshof, Braunschweig [zu Walkenried, Niedersachsen] um 1807 – ?), Sohn einer Hausfrau und eines Tischlermeisters: Maschinentischler; evangelisch (A. B.); Heirat in Leopoldstadt (Niederösterreich [Wien 2.]) am 5. Juli 1840 mit:
Mutter: Maria Zinram, geborene Kratel, verwitwete Holup (Augezd, Böhmen [Újezd, Tschechien] um 1809 – ?), Tochter einer Hausfrau und eines Braumeisters: Hausfrau; römisch-katholisch
Schwester: Anna Amalia Kratel, mit 20. Jänner 1840 legitimierte Zinram (Leopoldstadt (Niederösterreich [Wien 2.]) 19. Jänner 1840 – Leopoldstadt (Niederösterreich [Wien 2.]) 4. März 1842): an Auszehrung verstorben
Ehe: in Wien am 21. Juli 1872 mit Marie Doleischi (Iglau, Mähren [Jihlava, Tschechien] 22. September 1850 – Wien 14. März 1895), Tochter einer Hausfrau und eines Invaliden und Profosen beim k. k. Infanterieregiment: Hausfrau
Sohn: Karl Adolf Zinram (Wien 30. März 1873 – Wien 14. Jänner 1877)
Sohn: Adolf Georg Zinram (Wien um 1875 – Wien 1. November 1933): Privatbeamter, Geschäftsführer des Hauptverbandes österreichischer Arbeiterkrankenkassen

Biographie

Adolf Zinram, gelernter Tischler und seit 1856 Etuimacher, schloss sich bereits 1867 der sozialistischen Arbeiterbewegung in Wien an. 1879 war er Revisor der Kasse der Zeitung »Der Sozialist. Zentralorgan der Sozial-Demokratischen Arbeiterpartei Oesterreichs« (Wien) und, nunmehr Anhänger der radicalen Arbeiterbewegung1880 der Kasse der Zeitung »Die Zukunft« (Wien). weil sein Arbeitgeber, der Futteralmacher Franz Preiß (~1805–1883), heimlich mit der radicalen Arbeiterbewegung sympathisierte, konnte er siebenundzwanzig Jahre in dessen Betrieb durchgängig arbeiten. 

Am 25. Juli 1882 fanden im Zusammenhang mit der so genannten Merstallinger-Affäre, also dem von den Tischlergehilfen Josef Engel (~1858–?) und Franz Pfleger (1831–1884) am 4. Juli 1882 verübten Raubüberfall auf den Schuhwarenfabrikanten Josef Merstallinger (1832–?) zur Geldbeschaffung für die radicale Arbeiterbewegung, mehrere Hausdurchsuchungen in Wien und seinen Vororten statt, darunter auch bei Adolf Zinram.

Es war auch Adolf Zinram, der als provisorischer Obmann den Wiener »Arbeiter-Bildungsverein« durch die schwierige Zeit der Ausnahmsverordnungen vom 30. Jänner 1884 führte. Zinram zählte auch noch 1887 zum radicalen Flügel. Dies zeigte sich am 17. Oktober 1887 in der halbjährigen Generalversammlung des »Arbeiter-Bildungsvereins« im Gasthaus »zur schönen Schäferin« (Franz Schindler) in Wien 6., Gumpendorfer Straße 101. Zinram, der schon 1884 Obmann-Stellvertreter dieses Vereins war, sollte auf Wunsch der Radicalen zum Obmann gewählt werden. Den Vorsitz dieser Generalversammlung hatte der bisherige Obmann-Stellvertreter, der Bildhauer und Redakteur Ludwig Bretschneider (1860–1929), inne, ein exponierter Gemäßigter. In einer Art Überrumpelungsaktion schlug das Wahlkomitee zwei Kandidaten für die Funktion eines ersten Obmanns vor: Ludwig Bretschneider und Adolf Zinram. Da der bisherige Obmann, der Knopfdrechslergehilfe Josef Temke (1841–?), ein Radicaler, vom Wahlkomitee nominiert wurde, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Gemäßigten und Radicalen. Nachdem mehrere Radicale, darunter auch der Bäckergehilfe und Redakteur August Krčal (1860–1894), zur Wahl von Adolf Zinram aufgerufen hatten, fand diese antraggemäß per Akklamation statt. Adolf Zinram wurde tatsächlich gewählt, doch wurde die Wahl für ungültig erklärt, weil auch Nichtmitglieder des Vereins mitabgestimmt hätten. Deshalb wurde die Wahl unter Ausschluss der Nichtstimmberechtigten wiederholt: Ludwig Bretschneider erhielt nun 47, Adolf Zinram 46 Stimmen. Es kam wieder zu einem Tumult und Josef Temke warf dem Arzt und Journalisten Victor Adler (1852–1918) vor, als nur unterstützendes Mitglied nicht stimmberechtigt zu sein, worauf Victor Adler betonte, dass er nicht abgestimmt habe. Nach einem neuerlichen Tumult unterbrach der Vorsitzende Ludwig Bretschneider die Sitzung und erklärte anschließend seinen Rücktritt von der Wahl. Bei der neuerlichen Wahl wurden Adolf Zinram zum Obmann und Ludwig Bretschneider zum Obmann-Stellvertreter gewählt. Diese Generalversammlung zeugt nicht nur vom gespannten Verhältnis zwischen Gemäßigten und Radicalen, sie zeigt auch, dass die Radicalen in Wien zu diesem Zeitpunkt noch sehr einflussreich waren.

Nach dem so genannten Einigungsparteitag von Hainfeld (Niederösterreich) zur Jahreswende 1888/1889 schloss sich Adolf Zinram der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« an und war viele Jahre Kassier der Bezirksorganisation Rudolfsheim (Wien 14.). 1889 wurde er Comptoirist (Büromitarbeiter) und war 1892 bis 1919 Beamter der von ihm mitbegründeten »Allgemeinen Arbeiter-Kranken- und Unterstützungs-Kasse« in Wien. Es war Adolf Zinram, der in der halbjährigen Generalversammlung des »Arbeiter-Bildungsvereins« anlässlich seines Ausscheidens als Obmann am 10. August 1889 den Antrag stellte, auch Frauen das Mitgliedrecht im Verein zuzugestehen, wobei er betonte, dass er dieser Antrag gegen seine eigene Überzeugung stelle. Der Antrag wurde mit achtundneunzig gegen fünf Stimmen angenommen.

Adressen

  • Leopoldstadt, Niederösterreich [zu Wien 2.], Leopoldstadt 542 (Geburtsadresse)
  • Wien 7., Siebensterngasse 23 (1872)
  • Wien 6., Esterházygasse 21 (1877)
  • Wien 6., Mollardgasse 11, 2. Stock, Tür 15 (1879)
  • Wien 6., Gumpendorfer Straße 64 (1892–1893)
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