Klemens Schütz (1861–)
Persönliche Daten
Biographie
Klemens Schütz, zuständig nach Weikersdorf (Mähren [Vikýřovice, Tschechien]), absolvierte eine Lehre als Tischler und kam als Tischlergehilfe nach Wien, wo er dann allerdings als Geschäftsdiener arbeitete und sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss. Hier verkehrte er unter anderem mit dem gelernten Gold- und Silberplatinierer und nunmehrigen Anton Wordak (1846–?). Von Wien aus sandte Schütz Ende Juni 1883 ein Pakt mit der Nummer 2 der Untergrundzeitung »Erste Freie Presse Cisleithaniens« [Inzersdorf (Wien)] vom Mai 1883 und der Zeitung »Freiheit« (New York) nach Marschendorf (Mähren [ Horní Maršov, Tschechien ]), wobei er eigene, handgeschriebene Instruktionen zu deren Verbreitung beilegte. Außerdem habe er in verschiedenen Gasthäusern in Weikersdorf (Mähren [Vikýřovice, Tschechien]) und in Reitendorf (Mähren [Rapotín, Tschechien]) sozialistische Reden gehalten haben. Er ward auch Mitglied des »Arbeiter-Lesevereins ›Freundschaftsquelle‹« in Reitendorf, wo er sich 1882 bis 1883 wiederholt aufhielt. Klemens Schütz wurde auf Ersuchen des Bezirksgerichts Mährisch-Schönberg (Mähren [Šumperk, Tschechien]) in Wien 6., Webgasse 17, verhaftet und nach Mährisch-Schönberg überstellt. Am 11. September 1883 gelang ihm die Flucht aus der Untersuchungshjaft, indem er die Arresttüre in der Kaserne in Mährisch-Schönberg erbrach. Schütz flüchtete in die Schweiz, von wo er dem Untersuchungsrichter einen Dankesbrief für die »humane Behandlung« sandte. Schütz wurde noch am 11. September 1883 vom Bezirksgericht Mährisch-Schönberg zur Fahndung ausgeschrieben: »3281 Schütz Klement, mit dem Spitznamen ›Bunks‹, Tischler, aus Weikersdorf, Bez. Mähr.-Schönberg, 22 J. alt, sehr gr., stark, untersetzt, mit längl., blassem Ges., dunkelbr. H., Augenbr. u. Augen, hoher Stirne, stumpfer Nase, kl., schwachem, dunkelbr. Voll- u. Schnurrb., rundem Kinn, Blähhals, bekl. mit schwz., weichem Hute mit breiter Krämpe, bräunl.-schwz. karrirtem, kurzem Sacco, solcher Hose u. Weste, roth karrirtem Oxfordhemde mit Stehkragen, gr., niederen, bis an die Knöchel reichenden Schuhen, mit Federn bei den Knöcheln, wegen Verbr. des Hochverrathes h. g. in Untersuchungshaft, ist in der Nacht zum 11. d. M. nach Erbrechen der Arrestthüre aus der hiesigen Kaserne entwichen. Er kann sehr gewandt deutsch lesen u. schreiben u. ist in den Wiener radikalen Sozialistenkreisen sehr bekannt. Festnehmen u. anher einliefern. Bez.-Ger. Mähr.-Schönberg 11/9. 83.«1
Vom 15. bis 25. Oktober 1883 fand vor dem Kreis- als Schwurgericht Olmütz (Mähren [Olomouc, Tschechien]) teils in geheimer Sitzung der Prozess gegen siebzehn Sozialisten, größtenteils Radicale, statt, darunter der flüchtige Klemens Schütz. Angeklagt wurden sie der Verbrechen des Hochverrats, der Beleidigung kaiserlicher Prinzen, der Aufreizung wider einzelne Klassen der bürgerlichen Gesellschaft, der Gutheißung ungesetzlicher Handlungen, der Religionsstörung und der Geheimbündelei sowie des Vergehens gegen das Pressegesetz durch Verbreitung verbotener Druckschriften. Unter anderem sollen sie dies durch die Verbreitung der Nummer 2 der Untergrundzeitung »Erste Freie Presse Cisleithaniens« [Inzersdorf (Wien)] vom Mai 1883 und der Zeitung »Freiheit« (New York) begangen haben. Auch wurde ihnen die Verbindung mit dem Maler- und Anstreichergehilfen Josef Peukert (1855–1910) in Wien zur Last gelegt. Alle Angeklagten wurden in den Hauptanklagepunkten einstimmig, bei der Religionsstörung mit neun gegen drei und beim Vergehen der unbefugten Kolportage mit Stimmengleichheit freigesprochen. Damit war der bislang schwerste Schlag der Behörden gegen die Radicalen in Mähren gescheitert.
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- Wien 6., Webgasse 17 (1883)
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Autor: Reinhard Müller
Version: Jänner 2025
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