Josef Seifert (1844–1885)
Persönliche Daten
Biographie
Josef Seifert, zuständig nach Reitendorf (Mähren [Rapotín, Tschechien]), Anhänger der radicalen Arbeiterbewegung, arbeitete als Webergehilfe in Reigersdorf (Mähren [Rejchartice, Tschechien]). Er wurde als Mitglied des »Arbeiter-Lesevereins ›Freundschaftsquelle‹« in Reitendorf (Mähren [Rapotín, Tschechien]), laut Einstufung der Behörden eine Geheimgesellschaft, festgenommern, dann aber bis zum Prozess auf freiem Fuß belassen. Josef Seifert war schon früher der Geheimbündelei angeklagt und vom Gericht Brünn (Mähren [Brno, Tschechien]) zu sieben Tagen Arrest verurteilt worden.
Vom 15. bis 25. Oktober 1883 fand vor dem Kreis- als Schwurgericht Olmütz (Mähren [Olomouc, Tschechien]) teils in geheimer Sitzung der Prozess gegen siebzehn Sozialisten, größtenteils Radicale, statt, darunter Josef Seifert. Angeklagt wurden sie der Verbrechen des Hochverrats, der Beleidigung kaiserlicher Prinzen, der Aufreizung wider einzelne Klassen der bürgerlichen Gesellschaft, der Gutheißung ungesetzlicher Handlungen, der Religionsstörung und der Geheimbündelei sowie des Vergehens gegen das Pressegesetz durch Verbreitung verbotener Druckschriften. Unter anderem sollen sie dies durch die Verbreitung der Nummer 2 der Untergrundzeitung »Erste Freie Presse Cisleithaniens« [Inzersdorf (Wien)] vom Mai 1883 und der Zeitung »Freiheit« (New York) begangen haben. Auch wurde ihnen die Verbindung mit dem Maler- und Anstreichergehilfen Josef Peukert (1855–1910) in Wien zur Last gelegt. Alle Angeklagten wurden in den Hauptanklagepunkten einstimmig, bei der Religionsstörung mit neun gegen drei und beim Vergehen der unbefugten Kolportage mit Stimmengleichheit freigesprochen. Damit war der bislang schwerste Schlag der Behörden gegen die Radicalen in Mähren gescheitert.
Josef Seifert verstarb im Juni 1885 als Armenpfründner in Olmütz.
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Autor: Reinhard Müller
Version: Jänner 2025
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