Johann Tureček (1855–)

Persönliche Daten
Namensvarianten
tschechische Namensform: Jan Tureček
deutsche Namensform: Johann Turecek
Geburtsdatum
1855
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch
Biographie

Johann Tureček abslovierte eine Lehre als Schlosser und arbeitete als Maschinenschlosser in der Lokomotivfabrik in Wiener Neustadt (Niederösterreich), wo er sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss.

Am 23. September 1883 machten rund zwanzig Radicale einen Ausflug in die Umgebung der Stadt. Sie wollten mit dem Zug zurückfahren, doch als sie zum Bahnhof Pottendorf (Niederösterreich) kamen, war dieser bereits abgefahren. Als sie das Bahnhofsgelände verließen kam ihnen unter Führung zweier Gendarmen eine Gruppe von Bauern, mit Sensen, Heugabeln und Dreschflegeln bewaffnet, entgegen. Fünf Arbeiter, darunter Johann Tureček, wurden unter dem Verdacht, verbotene Flugschriften verteilt zu haben, verhaftet und in das Bezirksgericht Wiener Neustadt eingeliefert. Sie wurden erst nach sechs Wochen ohne Anklageerhebung aus der Untersuchungshaft entlassen. Allerdings wurde Johann Turecek aufgrund der Ausnahmsverordnungen vom 30. Jänner 1884 mit Beschluss des Stadtrats Wiener Neustadt vom 4. Februar 1884 aus dem Geltungsbereich ausgewiesen und musste die Stadt am 12. Februar 1884 verlassen: »503 Turecek Johann, Schlosser, zu Neu-Bielau, Bez. Polička in Böhmen geb. u. zust., 29 J. alt, k., I. [...] Stadtath Wr.-Neustadt 4/2. 84.«1

Johann Tureček begab sich zunächst nach Budapest (Ungarn), wo er enge Kontakte zu den aus Österreich ausgewiesenen Radicalen unterhielt. Doch schon am 18. November 1884 wurde er durch die Oberhauptmannschaft Budapest aus sämtlichen Ländern der ungarischen Krone (also aus der ungarischen Reichshälfte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie) für beständig ausgewiesen: »4892 Tureček Johann, Schlossergehilfe, – Bl. Nr. 11, Art. 503 v. J. 1884 – wurde laut Mittheilung der Oberstadthauptmannschaft zu Budapest vom 18. November I. J. weg. staatsgefährlichen Umtrieben aus ganz Ungarn für immer ausgewiesen u. hierauf nach Marchegg befördert. Pol.-Dion . Wien 26/11. 84.«2

Johann Tureček, an die Grenze zum Grenzbahnhof Marchegg (Niederösterreich) eskortiert, zog sich nun weitgehend von der Arbeiterbewegung zurück. Er wurde Privatbeamter der Staatsbahn. Er begab sich nach Selzthal (Steiermark), wo er zunächts als Schlosser, seit 1890 als Heizer, seit 1891 als Lokomotivführer-Stellvertreter und seit 1893 als Lokomotivführer bei der Staatsbahn arbeitete. 1896 kam er als Lokomotivführer zur Staatsbahn in Graz (Steiermark). Mit 1. April 1910 trat Johann Tureček als Maschinist bei der Heizhausleitung der Staatsbahn in St. Veit an der Glan / Šentvid ob Glini (Kärnten) in den Ruhestand.

Karte
  • 1

    [Anonym]: 503 Turecek Johann, in: Central-Polizei-Blatt. Herausgegeben von der k. k. Polizei-Direktion zu Wien (Wien), Nr. 11 (13. Februar 1884), S. 39.

  • 2

    [Anonym]: 4892 Tureček Johann, in: Central-Polizei-Blatt. Herausgegeben von der k. k. Polizei-Direktion zu Wien (Wien), Nr. 85 (31. Dezember 1884), S. 340.