Franz Tichy (1852–1895)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Vater: Josef Tichy: Häusler; Heirat mit:
Mutter: Rosalia Tichy, geborene Čížek; tschechische Namensform: Rozálie Čížek: Häuslerin
Ehe: in Wien am 22. April 1877 mit Josefa Buchta (Swolla, Mähren [Zvole (okres Žďár nad Sázavou), Tschechien] 28. April 1855 – ?), Tochter einer Hausfrau und eines Fleischhauers: Handarbeiterin und Hausfrau
Sohn: Franz Buchta, mit 22. April 1877 legitimierter Tichy (Wien 7. Mai 1876 – Wien 7. August 1894): Tischlergehilfe; an Lungentuberkulose verstorben
Tochter: Amalia Josefa Tichy (Wien 6. Oktober 1878 – Wien 10. Jänner 1880): an Lungenentzündung verstorben
Tochter: Amalia Josefa Tichy (Wien 28. Jänner 1881 – Wien 20. März 1899): Kleidermacherin; an Lungentuberkulose verstorben
Tochter: Rosa Marie Tichy (Wien 23. August 1889 – Wien 17. März 1890): an Lungenentzündung verstorben
Biographie
Franz Tichy absolvierte eine Tischlerlehre und arbeitete als Tischlergehilfe in Wien, wo er sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss. Am Vorabend der Feier für die so genannten Märzgefallenen fand am 12. März 1882 im Gasthaus »zum grünen Jäger« (Franz Weißmayer) in Wien 5., Hundsturmer Straße 13 [Schönbrunner Straße], eine Versammlung von rund dreihundert Tischlergehilfen statt. Anschließend zogen diese in kleinen Gruppen, die meisten Arbeiter mit einer roten Krawatte versehen, zum Schmelzer Friedhof, um sich vor dem Obelisken wieder zu sammeln. Der Tischlergehilfe Josef Kreps (1859–1945) wollte eine Ansprache halten, was ihm von einem Polizisten untersagt wurde. Josef Kreps rief daraufhin »Den Männern der Freiheit ein Hoch!« und wurde verhaftet. Vier Tischlergehilfen, die seine Arretierung verhindern wollten, wurden ebenfalls festgenommen: Karl Slonek (1855–1927) versuchte, den Polizeiagenten von hinten niederzureißen, Franz Hansl entriss dem Polizeiagenten jenen Stock, der Josef Kreps zuvor abgenommen wurde, und Franz Tichy rief nach seiner Festnahme laut »Auslassen! Es lebe die Freiheit!« Der wegen Renitenz festgenommene Tischlergehilfe Josef Kowalik wurde später ohne Anklageerhebung wieder freigelassen. Trotz dieses Vorfalls konnte beim Denkmal für die Märzgefallenen ein Kranz mit roter Schleife und der Aufschrift »Gewidmet von den Arbeitern Oesterreichs« niedergelegt werden. Am 13. April 1882 fand vor dem Bezirksgericht Sechshaus (Niederösterreich [zu Wien 15.]) der Prozess anlässlich der Vorfälle bei der Feier für die Märzgefallenen gegen die Tischlergehilfen Franz Hansl, Karl Slonek und Franz Tichy statt. Wegen Einmengens in eine Amtshandlung wurden Franz Hansl und Karl Slonek zu je vierundzwanzig sowie Franz Tichy zu zwölf Stunden Arrest verurteilt. Der Tischlergehilfe Josef Kreps wurde am selben Tag in einem gesonderten Verfahren zu vier Tagen Arrest verurteilt. Franz Tichy dürfte auch danach der radicalen Arbeiterbewegung verbunden geblieben sein.
Adressen
Wien 8., Blindengasse 26 (1877)
Wien 8., Stolzenthalergasse 15 (1878–1882)
Wien 7., Kaiserstraße 117 (1889–1890)
Wien 7., Bernardgasse 32 (Sterbeadresse)
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Autor: Reinhard Müller
Version: September 2024
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