Nikolaus Nicolits (1872–)

Persönliche Daten
Namensvarianten
Pseudonym: Ein Eisenbahner
Pseudonym: Hoffmann
Pseudonym: Nicolits-Hoffmann
auch: Nikolaus Nikolits
Geburtsdatum
1872
Geburtsort
Biographie

Nikolaus Nicolits, Angestellter bei der Südbahn in Wien-Liesing, war bereits seit 1900 schriftstellerisch tätig und veröffentlichte unter anderem zahlreiche Reiseartikel über die Bahn. 

Als Nikolaus Nicolit als Südbahn-Adjunkt 1910 zum Hauptbahnhof in Innsbruck (Tirol) kam, wurde er Obmann des am 22. August 1908 von sozialistischen und anarchistischen Freidenkern gegründeten Vereins »Freie Weltanschauung«; sein Obmannstellvertreter war der Monteur Adalbert Maletz, der aber bereits 1911 nach Kärnten verzog. Bereits am 7. Dezember 1910 wurde Nicolits, Hauptreferent des Vereines, wegen Übertretung des §15 Vereinsgesetz vom k. k. Bezirksgericht Innsbruck zu 10 Kronen Geldstrafe verurteilt. Organ dieses Vereines war die Zeitschrift »Freie Weltanschauung« (Innsbruck), deren verantwortlicher Redakteur der Drechslergehilfe Karl Hermann (1875–1916) und deren Herausgeber Nikolaus Nicolits war. Nachdem bereits die erste Nummer vom 1. März 1911 konfisziert wurde, erfolgte die Einstellung dieser anarchistischen Zeitschrift, die übrigens in der »Druckerei R. & M. Jenny« von Rudolf Christoph Jenny (1858–1917) gedruckt wurde. Seit 1911 war er der Kontaktmann von Rudolf Großmann alias Pierre Ramus (1882–1942) für Tirol.1 Am 17. April 1911 organisierte Nicolits eine öffentliche Versammlung in Innsbruck mit Pierre Ramus als Redner, dessen heftige Angriffe auf die Sozialdemokratie zu Tumulten der anwesenden Sozialdemokraten führten, sodass die Versammlung behördlich aufgelöst wurde. Dennoch unternahm Ramus im Juni 1912 erneut eine Vortragsreise nach Tirol, die ihn nach Innsbruck und Bozen (Torol [Bolzano / Bozen, Italien]) führte. Nicolits versicherte Ramus, seiner »vollsten Zustimmung«, exponierte sich aber vor allem als radikaler Freidenker und Kirchengegner, der sich so gar nicht auf Ramus’ grundsätzlicher Linie absoluter Gewaltfreiheit befand: »Gienge es nach mir, so würde ich Pfaffen nur mit Gewaltmitteln von unseren Kulturstätten entfernen; es bleibt meine unumstössliche Ansicht, dass der Pfaffe und seine Weltherrschaft mit geistigen Waffen nimmermehr zu bekämpfen und zu besiegen ist. Der Jesuitismus ist das in bitterer Wahrheit Weltbeherrschende [!] System von dessen fur[ch]tbahrer [!] weittragender Bedeutung sich so wenige Menschen einen richtigen Begriff machen können. Was vermögen da Worte?» Allerdings fügt er hinzu: »Je härter das Joch wird, desto näher die Befreiung und zwar ohne Parlament und priv[ilegierte] Führer!«2

Im Juni 1913 wurde Nikolaus Nicolits an den Hauptbahnhof  in Marburg an der Drau (Steiermark [Maribor, Slowenien]) versetzt, wo er im Oktober 1913 zum Südbahn-Revidenten befördert wurde. Hier bemühte er sich 1914 um die Gründung eines »Steirischen Freidenkerbundes«.

Als Nikolaus Nicolits 1914 nach Graz (Steiermark) versetzt wurde, unterhielt er engen Kontakt zu dem am 20. August 1910 konstituierten »Freien politischen Verein ›Volkswille‹ für Graz und Umgebung«, in dessen Rahmen er am 25. April 1914 in Graz über »Jahrhunderte der Finsternis im Zeichen des Kreuzes« sprach.3 Am 15. Jänner 1919 gab Nicolits die einzige Nummer der Zeitung »Der Sturmruf. Sozialistisches Organ für Politik, geistigen und kulturellen Fortschritt, Volkswirtschaft und Kunst« (Graz) heraus, gedacht als Fortsetzung der 1911 bis 1914 erschienenen Zeitung »Der Volkswille« (Graz).

Anlässlich der Grazer Revolte vom 22. Februar 1919, bei der fünfzehn Demonstranten getötet wurden, übersiedelte der mittlerweile zum Südbahn-Oberrevidenten beförderte Nikolaus Nicolits nach seiner vorübergehenden Festnahme nach Wien, wo er, teilweise als »Nicolits-Hoffmann«, von 1921 bis 1935 vor allem in der »Österreichischen Okkultistischen Großloge« aktiv war.

Nikolaus Nicolits, der sich um 1931 in Brunn am Gebirge (Niederösterreich) niederließ, ging 1933 als Oberinspektor in Pension.

Adressen

  • Innsbruck, Tirol, Pradler Straße 23 (1911)
  • Marburg an der Drau, Steiermark [Maribor, Slowenien], Mellingerstraße 74/1 (1914)

Periodika

  1. Freie Weltanschauung (Innsbruck), 1. Jg., Nr. 1 (1. März 1911): Herausgeber; mehr nicht erschienen.
  2. Der Sturmruf. Sozialistisches Organ für Politik, geistigen und kulturellen Fortschritt, Volkswirtschaft und Kunst (Graz), 1. Jg., Nr. 1 (15. Jänner 1919): verantwortlicher Redakteur und Herausgeber; mehr nicht erschienen.
Karte
  • 1

    Vgl. die Korrespondenz von Nikolaus Nicolits mit Rudolf Großmann alias Pierre Ramus (1882–1942) im Nachlass Pierre Ramus, Mappen 141 und 143, sowie von Adalbert Maletz, Mappe 140, im Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis, Amsterdam.

  • 2

    N[ikolaus] Nicolits: Brief  an [Rudolf Großmann alias Pierre Ramus] in [Klosterneiburg]. Innsbruck, am 8. Juni 1912, im Nachlass Pierre Ramus, Mappe 143, im Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis, Amsterdam.

  • 3

    Vgl. [anonym]: Vereinsnachrichten, in: Der Volkswille (Graz), 4. Jg., Nr. 4 (15. April 1914), S. 4.