Norbert Bartošek (1902–1959)

Persönliche Daten
Namensvarianten
Pseudonym: Norbert Bartoschek
Pseudonym: Norbert Bartosek
Pseudonym: Norbert Bartozek
Pseudonym: Gerald Liguda
Pseudonym: Gerardo Liguda
Pseudonym: Dr. X…
Geburtsdatum
11. September 1902
Sterbedatum
1959
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch, dann konfessionslos

Vater: Franz Bartošek (Mährisch Weißkirchen, Mähren [Hranice (okres Přerov), Tschechien] 1861 – Graz, Steiermark Juni 1929): Finanzbeamter. – Steueramtsadjunkt und ab 1884 Steueramtskontrollor bei der Finanzlandesbehörde in Czernowitz (Bukowina [Tscherniwzi ‹Чернівці›, Ukraine]), zugeteilt als Steuereinnehmer in Zastawna (Bukowina [Sastawna ‹Заставна›, Ukraine]), ab 1899 in Mahrenberg (Steiermark [Radlje ob Dravi, Slowenien]), ab 1906 in Murau (Steiermark), ab 1911 Steueroberverwalter bei der Finanzlandesdirektion in Graz (Steiermark); Heirat mit:
Mutter: Amalia Bartošek, geborene Jourets (1865 – ?), Tochter einer Hausfrau und eines Landesgerichtsrats: Hausfrau
Bruder: Johann Bartošek; genannt: Hans Bartošek; Pseudonym: Prometheus (Felsőgezés / Obergesäß, Ungarn [Ghijasa de Sus, zur comuna Alțâna, Rumänien] 1897 – Graz, Steiermark Juni 1960): Dr. med., Arzt, Aktivist der Vasektomie
Bruder: Franz Bartošek (Felsőgezés / Obergesäß, Ungarn [Ghijasa de Sus, zur comuna Alțâna, Rumänien], 6. September 1898 – Wien Jänner 1965): Musiker (Saxophon und Klarinette). – Zuerst Musiker im Städtischen Orchester Graz (Steiermark), ab 1. April 1933 bis zu seinem Tod bei den Wiener Philharmonikern am Wiener Opernhaus (Klarinette); Heirat mit »Lilli« Elisabeth Baumann (15. Oktober 1909 – Wien 18. November 1957): Harfenistin
Bruder: Klemens Bartošek, d. i. Clemens Bartošek; später: Klement Bartoschek (Mahrenberg, Steiermark [Radlje ob Dravi, Slowenien] 20. Juli 1904 – Graz, Steiermark Juni 1960): Dr. med., Arzt, Aktivist der Vasektomie
Bruder: Oskar Bartošek, d. i. Oscar Carl Bartošek (Murau, Steiermark 22. Februar 1906 – Graz, Steiermark 29. Mai 1975): kam mit seinen Eltern 1911 nach Graz (Steiermark)
Ehe: keine
Kinder: keine

Biographie

Norbert Bartošek wird bisweilen fälschlich als Arzt bezeichnet; allerdings waren seine Brüder, die Anarchisten Dr. med. Johann Bartošek (1897–1970) und Dr. med. Klemens Bartošek (1904–1960), tatsächlich Ärzte.

Norbert Bartošek besuchte das k. k. Staats-Gymnasium in Marburg an der Drau (Steiermark [Maribor, Slowenien]) und kam mit seinen Eltern 1911 nach Graz (Steiermark). Nach dem Besuch der Handelsakademie in Graz schlug er zunächst die Beamtenlaufbahn in Weiz (Steiermark) ein, wurde aber 1927 entlassen. In diesem Jahr trat er auch der Grazer Ortsgruppe des »Bundes der Kriegsdienstgegner«  bei. Die drei Brüder Johann Bartošek, Klemens Bartošek und Norbert Bartošek, alle Angehörige des »Bundes herrschaftsloser Sozialisten«, waren nicht nur wichtige Aktivisten in Sachen Vasektomie, sondern auch in der anarchistischen Freidenkerbewegung tätig. Norbert Bartošek war verantwortlicher Redakteur der von seinem Bruder Klemens Bartošek 1927 herausgegebenen anarchistischen Zeitung »Freie Denker« (Graz). Daneben veröffentlichte Norbert Bartošek auch in der von Rudolf Großmann alias Pierre Ramus (1882–1942) geleiteten Zeitung »Erkenntnis und Befreiung« (Wien / Wien – Graz / Graz – Wien – Ludwigshafen / Wien – Graz).

Norbert Bartošek sollte im Grazer Vasektomie-Prozess 1933 angeklagt werden, flüchtete aber bereits 1932 nach Spanien, wo er – meist unter dem Namen »Gerald Liguda« – am 9. Dezember 1933 in Madrid (Spanien) im Administrationsbüro der Zeitung der anarchosyndikalistischen »Confederación Nacional del Trabajo« (CNT) vorübergehend verhaftet wurde.

Kurz danach begab sich Norbert Bartošek nach Frankreich, wo er zunächst einige Monate in Lyon (Frankreich), dann in Bordeaux (Frankreich) Vasektomien durchführte. Als diese Vasektomie-Affäre aufflog, floh er am 1. April 1935 nach Brüssel ‹Ville de Bruxelle / Stad Brussel› (Belgien), wo er den Namen »Norbert Bartozek« führte, wurde aber am 4. Dezember 1935 an Frankreich ausgeliefert und im so genannten Sterilisationsprozess in Bordeaux als Hauptoperateur am 2. Mai 1936 zu drei Jahren Gefängnis und zu einem zehnjährigen Aufenthaltsverbot verurteilt. Im Berufungsverfahren vom 1. Juli 1936 wurde die Strafe auf ein Jahr Haft reduziert. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis ließ er sich in La Faute-sur-Mer (Frankreich) nieder, wo er weiterhin als Operateur im Untergrund tätig war. Er veröffentlichte auch 1936 eine informative Schrift über die Vasektomie.1

Im Mai 1938 flüchtete Norbert Bartošek nach Genf / Genêve / Ginevra (Kanton Genf, Schweiz), war aber ab 1940 in Paris (Frankreich), wo er 1941 vorübergehend verhaftet wurde. In diesen Jahren begann er, sich mit Astrologie zu beschäftigen.

Als Norbert Bartošek nach dem Zweiten Weltkrieg nach Graz (Steiermark) zurückkehrte, veröffentlichte er ab 1946, nunmehr unter dem Namen »Norbert Bartoschek«, mehrere astrologische Schriften und hielt ab Jänner 1946 regelmäßig astrologische Vorträge. Im Mai 1947 war er Mitbegründer und bis 1949 Obmann des Grazer Esperantovereins »Unueco« [Esperanto: Einheit].

Um 1950 emigrierte Norbert Bartošek nach Argentinien, wo er in Buenos Aires ab 1952 als »Don Norbert Bartoschek« ein Importgeschäft mit südamerikanischen und japanischen Waren betrieb, das aber beim Putsch gegen den Perónismus 1955 Pleite machte.

Adressen

  • Graz, Steyrergasse 147 /192? bis 1932)
  • Graz, Bergmanngasse 5/II (1947)
  • Buenos Aires, Casilla de Correo Central 4811 (1952)

Bücher und Broschüren

  1. La Stérilisation sexuelle. Son importance eugénique, médicale, sociale. Avant-propos de Hem Day. Bruxelles: Editions »Pensée & Action« [1936], 103 [108] S. Erschien unter dem Autorennamen »Norbert Bartosek«. Vorwort: Hem Day (1902–1969). Enthält auch Hemday: Avant-Propos, S. 3–8. Die Schrift betrifft unter anderem ausführlich Hermann Schmerz (1881–1941) und die Vasektomie in Graz sowie Norbert Bartošeks Verurteilung in der so genannten Sterilisationsaffäre vom April 1935. Französisch: Die geschlechtliche Sterilisation. Seine eugenische, medizinische und soziale Bedeutung. Vorwort von Hem Day.
  2. Die astrologische Praxis. Lehrgang der modernen astrologischen Wissenschaft. Privatmanuskript. Graz: Norbert Bartoschek Selbstverlag 1946, 2 Bände:
    1. Band: Die astrologische Praxis. I. Teil. Lehrgang der modernen astrologischen Wissenschaft. Privatmanuskript. Graz: Leykam, Norbert Bartoschek Selbstverlag 1946, 51 Bl. Als Manuskript vervielfältigt.
    2. Band: Die astrologische Praxis. II. Teil. Lehrgang der modernen astrologischen Wissenschaft. Privatmanuskript. Graz: Leykam, Norbert Bartoschek Selbstverlag 1946, 57 Bl. Als Manuskript vervielfältigt.
    Erschien unter dem Autorennamen »Norbert Bartoschek«.
  3. Nostradamus und seine berühmten Prophezeiungen. Das Leben und Werk des astrologischen Sehers von Salon mit einem Ausblick auf 1947. Graz: Leykam, Norbert Bartoschek Selbstverlag 1946, 31 S. Als Manuskript vervielfältigt. Erschien unter dem Autorennamen »Norbert Bartoschek«.
  4. Astrologische Ephemeriden. 1881 – 1914. Privatmanuskript. Graz: Leykam, Norbert Bartoschek Selbstverlag 1947, 70 Bl. Als Manuskript vervielfältigt. Erschien unter dem Autorennamen »Norbert Bartoschek«.
  5. Astrologische Ephemeriden. 1915 – 1950. Privatmanuskript. Graz: Leykam, Norbert Bartoschek Selbstverlag 1947, 72 Bl. Als Manuskript vervielfältigt. Erschien unter dem Autorennamen »Norbert Bartoschek«.
  6. Atombombe droht? Graz: Leykam, Norbert Bartoschek Selbstverlag 1947, 34 S. Als Manuskript vervielfältigt. Erschien unter dem Autorennamen »Norbert Bartoschek«.
    A) Ĉu atom-bombo minacas? Graz: Leykam, en propria eldonejo 1947, 31 S. Als Manuskript vervielfältigt. Erschien unter dem Autorennamen »Norbert Bartoschek«. Esperanto: Die Atombombe droht?
  7. Ihr Schicksal 1947. Privatmanuskript. Graz: Leykam, Norbert Bartoschek Selbstverlag 1947, 46 S. Als Manuskript vervielfältigt. Erschien unter dem Autorennamen »Norbert Bartoschek«.
  8. Ihr Schicksal 1948. Graz: Leykam, Norbert Bartoschek Selbstverlag [1947], 44 S. Als Manuskript vervielfältigt. Erschien unter dem Autorennamen »Norbert Bartoschek«.
  9. Die Runengeomantik. Das Ur-Orakel der Menschheit. Innsbruck: Selbstverlag 1948, 90 Bl. Als Manuskript vervielfältigt. Erschien unter dem Autorennamen »Norbert Bartoschek«.
  10. Astrologische Ephemeriden. 1951 – 1970. Innsbruck: Selbstverlag [1949], a–c [3 Bl.], 41 Bl. Als Manuskript vervielfältigt. Erschien unter dem Autorennamen »Norbert Bartoschek«.
    b) Astrologische Ephemeriden. 1951 – 1970. 10tägige Ephemeriden in Dezimalen. Memmingen/Bayern: Uranus-Verlag [1950], 95 S. Erschien unter dem Autorennamen »Norbert Bartoschek«.

Periodika

  1. Freie Denker. Organ der freigeistigen Bewegung (Graz), 1. Jg. (August – September 1927), 2 Nummern: verantwortlicher Redakteur.
Karte