Johann Schwarzinger (1846–1928)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Johann Evangelista Schwarzinger
Geburtsdatum
17. November 1846
Sterbedatum
25. November 1928
Sterbeort
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch, dann konfessionslos
Berufe

Vater: Josef Schwarzinger (Pillersdorf [zu Zellendorf], Niederösterreich um 1821 – ?), Sohn einer Hausfrau und eines Weinhauers: Schuhmachermeister; Heirat in Landstraße (Niederösterreich [zu Wien 3.]) am 26. Oktober 1845 mit:
Mutter: Maria Schwarzinger, geborene Dasch (Wien um 1823 – ?), Tochter einer Hausfrau und eines Handarbeiters: Hausfrau
Bruder: Josef Schwarzinger (Pillersdorf [zu Zellendorf], Niederösterreich 31. Oktober 1848 – Wien 16. Dezember 1910): Buchdruckergehilfe, Druckereileiter, Buchdruckereibesitzer, Journalist, sozialdemokratischer Politiker; Sozialdemokrat
Ehe: ja
Kinder: zwei

Biographie

Johann Schwarzinger absolvierte eine Lehre als Schriftsetzer und arbeitete seit 1863 als Schriftsetzer in verschiedenen Buchdruckereien. 1870 wurde er Ausschussmitglied des Wiener »Arbeiter-Bildungsvereins«. Er wurde wegen einer Rede in einer Arbeiterversammlung vom Landesgericht Graz (Steiermark) wegen Störung der öffentlichen Ruhe inhaftiert, aber am 11. Februar 1871 aufgrund einer vom Ministerium verfügten Amnestie aus der Untersuchungshaft entlassen. Schwarzinger war an den Vorbereitungen des Gründungsparteitags der »Sozialdemokratischen Partei Österreichs« in Lajtaszentmiklós / Neudörfl (Ungarn [Neudörfl, Burgenland]), 5. und 6. April 1874, beteiligt und betrieb danach die Gründung eines Zentralkomitees. Ab Jänner 1876 gab er bis zu deren Auflösung die sozialdemokratische Zeitung »Gleichheit« (Wiener Neustadt) in Wiener Neustadt (Niederösterreich) heraus. 1878 wurde er Redakteur und Administrator der Zeitungen »Der Sozialist. Zentralorgan der Sozial-Demokratischen Arbeiterpartei Oesterreichs« (Wien) und »Der Gewerkschafter« (Wien). Wegen einiger Artikel in der Zeitung »Der Sozialist« wurde Johann Schwarzinger vom Landes- als Schwurgericht Wien am 9. Juli 1878 wegen Verbrechens der Störung der öffentlichen Ruhe und Vergehens der Aufreizung zu Hass und Verachtung gegen einzelne Stände der Gesellschaft zu einem Jahr schwerem Kerker verurteilt; außerdem wurde die von der Zeitung erlegten Kaution in der Höhe von 500 Gulden für verfallen erklärt. Im Amnestieweg am 25. April 1879 aus der Strafanstalt Suben (Oberösterreich) entlassen, wurde Schwarzinger im August 1879 als Vertreter der Gemäßigten in das Herausgeberkomitee der Zeitung »Die Freiheit« (Wien) gewählt, welche, um der Kautionspflicht zu entgehen, zusammen mit der Zeitung »Der Proletarier« (Wien) abwechselnd zweimal monatlich erscheinen sollte. Es handelte sich dabei um die ersten Zeitungen der radicalen Arbeiterbewegung. Im Prozess gegen die Herausgeber und Redakteure der beiden Zeitungen, verhandelt am 3. Jänner 1880 vor dem Landes- als Erkenntnisgericht Wien, wurde Schwarzinger der Übertretung des Pressegesetzes durch Irreführung der Behörde angeklagt und zu 50 Gulden Geldstrafe, eventuell zehn Tage Arrest, sowie zu drei Tagen Arrest, verschärft durch einen Fasttag, verurteilt; seine Nichtigkeitsbeschwerde wurde vom Kassationsgerichtshof in Wien am 15. Mai 1880 verworfen.

Bemerkenswert ist, dass sich der Gemäßigte Johann Schwarzinger – nach anderen Quellen der ebenfalls dem gemäßigten Lager angehörende Holzbildhauermeister Ferdinand Dunnstätter – in einer geheimen Besprechung von Wiener Arbeiterführern Mitte Dezember 1879 als erster für die Schaffung geheimer Clubs einsetzte, welche die öffentliche Organisationsform der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« ersetzen sollten.

1880 begab sich Johann Schwarzinger nach Zürich / Zurich / Zurigo (Kanton Zürich), um an der Zeitung »Der Sozial-Demokrat« (Zürich) mitzuarbeiten. Hier war er gemeinsam mit dem Woll- und Seidenfärbergehilfen und nunmehrigen Redakteur Josef Bardorf (1847–1922), dem Journalisten Karl Kautsky (1854–1938) und dem Lackierergehilfen Johann Ondra (1856–?) Gründungsmitglied der am 12. Dezember 1880 gegründeten tschechischen Sektion des »Österreichischen Arbeiterbunds«.

Schon bald nach Wien zurückgekehrt, wurde Johann Schwarzinger am 17. März 1884 als Obmann der Druckereigehilfen im Gremium der Drucker bestätigt. 1889 bis 1903 arbeitete er als Schriftsetzer und 1903 bis 1925 als erster Metteur bei der Tageszeitung »Wiener Allgemeine Zeitung« (Wien). Johann Schwarzinger schloss sich zwar vorübergehend der 1896 gegründeten »Sozialpolitischen Partei« um Ferdinand Kronawetter (1838–1913) an, war aber bis zu seinem Tod Mitglied der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei«, Bezirksorganisation Josefstadt.

Adressen

  • Landstraße, Niederösterreich [zu Wien 3.], Landstraße 311 (Geburtsadresse)
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