Mathias Stětka (1856–)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Matěj Štětka
Geburtsdatum
12. Februar 1856
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch

Vater: Mathias Stětka: Schneidermeister; Heirat mit:
Mutter: Katharina Stětka, geborene Blaha: Hausfrau
Ehe: in Favoriten (Niederösterreich [zu Wien 10.]) am 25. November 1883 mit Franziska Martinčik (Predmost, Mähren 3. Oktober 1856 – ?), Tochter einer Häuslerin und Häuslers: Putzerin
Sohn: Alexander Mathias Stětka (Favoriten, Niederösterreich [zu Wien 10.] 6. Dezember 1887 – ?) 

Biographie

Mathias Stětka absolvierte eine Schlosserlehre und arbeitete in Wien als Monteur und Maschinenarbeiter. Hier schloss er sich jener Gruppe von Sozialrevolutionären an, die – sich teilweise personell mit den Unabhängigen Socialisten überschneidend – noch sehr stark in der Tradition der Sozialrevolutionäre der 1880er-Jahre stand. Sie bekannte sich zur Anarchie als zu erstrebendem Ideal. Hervorgetreten ist sie vor allem mit selbst hergestellten Flugblättern. Bereits im Mai 1891 erschien das Flugblatt »Was thun?«, gezeichnet »Es lebe die Anarchie!«.1 Dieses Flugblatt wurde, wie auch die vier folgenden, teils stoßweise in den Straßen Wiens und seiner Vororte ausgestreut, teils auf Hausmauern und in Stiegenhäusern plakatiert. Weiters erschien das Flugblatt »Aufruf«.2 Im Dezember 1892 folgte der Nachdruck eines bereits 1887 erschienenen Flugblatts: »An die Arbeiter im Soldatenrock«, nun allerdings mit dem Zusatz »Es lebe die Soziale revolution [!]«.3 Im Jänner 1893 wurde die »Anweisung zur Herstellung eines Sprengstoffes von bedeutender Stärke«,4 veröffentlicht, gezeichnet »Es lebe die Anarchie«. Schließlich erschien noch der »Aufruf an die österreichische Volksmasse«.5 Urheber dieser Flugblätter waren die Tischlergehilfen Stefan Hanel (~1861–?) und Franz Haspel (1863–1935), welche sie in ihrer Untergrunddruckerei in Wien 5., Siebenbrunnengasse 65, herstellten.

Am 23. September 1893 hob die Polizei dieser Untergrunddruckerei aus, wobei auch eine Bombe und Materialien zur Herstellung von Bomben gefunden wurden. Am 23. und 24. September 1893 wurden in diesem Zusammenhang mehrere Sozialrevolutionäre verhaftet und zwölf von ihnen in das Landesgericht Wien eingeliefert, darunter Mathias Stětka. Vom 19. bis 23. Februar 1894 fand vor dem Landes- als Schwurgericht Wien unter Ausschluss der Öffentlichkeit der große so genannte Anarchistenprozess gegen vierzehn Sozialrevolutionäre statt, darunter auch Mathias Stětka, angeklagt des Verbrechens des Hochverrats, des Verbrechens gegen das Sprengstoffgesetz und des Verbrechen der Desertionsverleitung und des Aufrufs zum Bürgerkrieg angeklagt, indem er zum Kriegsdienst verpflichtete Männer zu einer Verletzung der angelobten Treue und des Gehorsams, nämlich sich im Bürgerkrieg auf Seite der Aufrührer zu beteiligen und ihre Waffen gegen ihre Vorgesetzten zu kehren, aufgefordert, angeeifert und zu verleiten gesucht hätte. Stětka, wegen Übertretung nach § 411 Strafgesetzbuch mit 5 Gulden Geldstrafe vorbestraft, verdächtigte man vor allem als technisch Verantwortlichen bei der Herstellung von Bomben. Außerdem wurde bei ihm im Zuge einer Hausdurchsuchung eine Stockflinte gefunden, die er aber nur zur Reparatur übernommen habe. Mathias Stětka, der schwerhörig und des Deutschen kaum mächtig war, wurde in allen Anklagepunkten freigesprochen.

  • Pratzowitz, Böhmen [Pracejovice, Tschechien], Pratzowitz 21 (Geburtsadresse)
  • Wien 10., Puchbaumgasse 49 (belegt für 1883)
  • Wien 10., Dampfgasse 23 (belegt für 1893 bis 1894)
Karte
  • 1

    Vgl. [anonym]: Was thun? [Wien]: [Stefan Hanel und Franz Haspel] [1891], unpaginiert (2 Seiten). Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 5. Mai 1891 in Österreich verboten.

  • 2

    Vgl. [anonym]: Aufruf. [Wien]: [Stefan Hanel und Franz Haspel] [1892], unpaginiert (2 Seiten).

  • 3

    Vgl. [anonym]: An die Arbeiter im Soldatenrock! [Wien]: [Stefan Hanel und Franz Haspel] [1892], Flugblatt; Fundort: Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung, Wien, Flugblattsammlung Lade 9, Mappe 12. Zum alten Flugblatt vgl. [anonym]: An die Arbeiter im Soldatenrock! [London]: [Druckerei der Zeitung »Die Autonomie«] [1887], Flugblatt; Sonderdruck aus der Zeitung »Die Autonomie« (London), 1. Jg., Nr. 1 (6. November 1886), S. 2–3, weshalb die Weiterverbreitung der Zeitung mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 17. November 1886 in Österreich verboten wurde. Die Weiterverbreitung des Flugblattes selbst wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 14. März 1887 in Österreich verboten.

  • 4

    Vgl. [anonym]: Anweisung zur Herstellung eines Sprengstoffes von bedeutender Stärke. [Wien]: [Stefan Hanel und Franz Haspel] [1893], unpaginiert (2 Seiten); Fundort: Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung, Wien, Flugblattsammlung Lade 9, Mappe 12. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 30. Jänner 1893 in Österreich verboten.

  • 5

    Vgl. [anonym]: Aufruf an die österreichische Volksmasse. [Wien]: [Stefan Hanel und Franz Haspel] [1893], unpaginiert (1 Seite, jedoch zum Falten gedacht); Fundort: Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung, Wien, Flugblattsammlung Lade 9, Mappe 12.