Leopoldine Hermann (1866–1950)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Vater: Franz Pristovšek: Maschinführer; Heirat mit:
Mutter: Maria Pristovšek, geborene Schafer: Hausfrau
Ehe: in Wiener Neustadt (Niederösterrerich) am 29. Februar 1892 mit Franz Hermann (Wiener Neustadt, Niederösterrerich 17. Juni 1857 – Wiener Neustadt, Niederösterrerich 15. Jänner 1951): Eisendreher; Radicaler
Biographie
Leopoldine Hermann, zuständig nach Cilli (Steiermark [Celje, Slowenien]), kam nach Wiener Neustadt (Niederösterreich), wo sie als Fabrikarbeiterin, zunächst in einer Zündschnurfabrik, 1884 in einer Kartonahenfabrik Arbeit fand und sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss.
Am 22. September 1884 explodierte um 2 Uhr morgens am Pfarrkirchturm von Wiener Neustadt – er ist wegen Renovierungsarbeiten gerade eingerüstet – eine Patrone. Diese war am Fuß der Hauptkirchtürme in einer Nische deponiert worden und richtete lediglich leichten Sachschaden am Mauerwerk an. Am selben Tag, um 21 Uhr, ging eine weitere Bombe, diesmal an der rückwärtigen Front des Wiener Neustädter Rathauses, in der Sparkassengasse 2, hoch. Die Mauer zeigte ein großes Loch, und alle Fensterscheiben zur Straße hin gingen kaputt. Bald fiel der Verdacht auf Wiener Neustädter Radicale als Urheber der Dynamitattentate. Am 7. Dezember 1884 erschien der Maschinist und Schlosser Josef Mannsberger im Amtszimmer des seit 1874 amtierenden Bürgermeisters von Wiener Neustadt Josef Pöck (1826–1886) und teilte diesem mit, dass mehrere Arbeiter der Wiener Neustädter Lokomotivfabrik zu Weihnachten während der Christmette einen Bombenanschlag gegen die Pfarrkirche und das Kreisgerichtsgebäude planten. Am nächsten Tag, am 8. Dezember 1884, lud Josef Pöck um 22 Uhr Mannsberger zu sich nachhause ein, wobei ihm Mannsberger mehrere Namen von Verdächtigen nannte. Diese Denunziation führte zur großen Verhaftungswelle unter den Wiener Neustädter Radicalen, die am 9. Dezember 1884 begann. Zehn Radicale wurden verhaftet, darunter am 12. Dezember 1884 Leopoldine Hermann, damals noch ledige Pristovšek. Ihr wurde angelastet, in der Zündschnurfabrik eine acht Meter lange Zünschnur gestohlen zu haben. Und eine solche sei bei den Dynamitattentaten verwendet worden. Außerdem war sie damals noch die Lebensgefährtin des Eisendrehers Franz Hermann (1857–1951), der ebenfalls im Zusammenhang mit den Attentaten an diesem Tag verhaftet worden war. Leopoldine Hermann wurde später ohne Anklageerhebung wieder freigelassen.
Leopoldine Hermann, die sich danach aus der Arbeiterbewegung zurückzog, verblieb in Wiener Neustadt, wo sie 1892 ihren Lebensgefährten Franz Hermann heiratete. Noch einmal erregte sie gerichtliches Aufsehen: Ein Nachbar, wie ihr Ehemann Eisendreher, soll sie im Zuge einer Auseinandersetzung misshandelt haben, wofür er im Februar 1911 zu 10 Kronen Geldstrafe verurteilt wurde.
Adresse
- Ödemut, Slowenien [Udmat, zur Občina Laško, Slowenien], Ödemut 22 (Geburtsadresse)
- Wiener Neustadt, Niederösterreich, Hochburggasse 10 (Sterbeadresse)
Karte
Autor / Version / Copyleft
Autor: Reinhard Müller
Version: März 2025
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