Lajos Hlavacsek (1850–)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Ludwig Hlavacsek
falsche Namensschreibweise: Lajos Hlavatsek
falsche Namensschreibweise: Ludwig Hlawatschek
Geburtsdatum
1850
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch
Berufe

Ehe: mit Karoline [?]
Kinder: angeblich fünf bis zum Jahr 1883

Biographie

Lajos Hlavacsek absolvierte eine Schuhmacherlehre und kam um 1865 als Schuhmachergehilfe nach Wien, wo er sich früh der radicalen Arbeiterbewegung anschloss. In der Nacht vom 15. auf den 16. Oktober 1883 wurde in mehreren Vororten Wiens und in Wien selbst die Flugschrift »Ein Mahnruf an das Volk!«, gezeichnet »Im Sommer 1883, mehrere anarchistische Gruppen«, verteilt.1 Deshalb wurden in den frühen Morgenstunden des 16. Oktober 1883 in Wien und Umgebung mehrere Hausdurchsuchungen durchgeführt, insbesondere bei Schuhmachergehilfen. Zwölf Personen wurden wegen der bei ihnen gefundenen verbotenen Schriften verhaftet, jedoch später wieder auf freien Fuß gesetzt. Allerdings wurden zwei von ihnen, der Schuhmachergehilfe Ferenc Korwasz (1853–?) und Lajos Hlavacsek, am 1. November 1883 aus Niederösterreich in ihre ungarische Heimat abgeschafft. Zu ihrer Verabschiedung sollen sich an die dreitausend Arbeiter am Staatsbahnhof eingefunden haben.

Lajos Hlavacsek begab sich noch im November 1883 nach Budapest (Ungarn), wo er allerdings keine Arbeit finden konnte. Hlavacsek, seit seiner Ankunft unter polizeilicher Überwachung stehend, traf sich mit Budapester und aus Wien ausgewiesenen Anhängern der radicalen Arbeiterbewegung. In Zusammenhang mit dem Überfall auf die Eisert’sche Wechselstube in Wien am 10. Jänner 1884 und der Ermordung des Wechselstubenbesitzers Heinrich Eisert sen. (~1838–1884) und zwei seiner Kinder begann in Budapest am 13. März 1884 eine große Verhaftungswelle. Bis in die frühen Morgenstunden des 14. März 1884 wurden sechsunddreißig Personen festgenommen, darunter auch Lajos Hlavacsek. Neunzehn von ihnen wurden nach ersten Vernehmungen freigelassen und teilweise abgeschafft beziehungsweise ausgewiesen, siebzehn am 25. März 1884 in das Strafgericht Budapest eingeliefert, darunter wieder Lajos Hlavacsek. Schließlich wurde er am 11. April 1884 aus Budapest (Ungarn) für beständig ausgewiesen und nach Szabadka / Maria-Theresiopel (Ungarn [Subotica / Суботица, Serbien]) abgeschafft: »Wegen Theilnahme an sozialistischen Umtrieben, sohin wegen Gefährdung der öffentl. Interessen aus Budapest nach Einstellung des Strafverfahrens wegen Aufreizung gegen die bestehenden Staatsformen für beständig ausgewiesen und mittelst Zwangspasses in die Heimat befördert: [...] 1626 Hlavacsek Ludwig, geb. 1850 zu M.-Theresiopel, Comitat Bacs-Bodrogh, k., verh. [...] Oberstadthauptmannschaft Budapest 11/4.84.«2

Lajos Hlavacsek begab sich danach mit seiner Frau und seinen zwei Kindern nach Szabadka / Maria-Theresiopel. Im Mai 1884 ließ sich Lajos Hlavacsek mit seiner Famili in Újvidék / Neusatz (Ungarn [Novi Sad / Нови Сад, Serbien]) als Schuhmachergehilfe nieder.

Adressen

  • Budapest, Ungarn, Kertész utca 20 (1883)
  • Budapest, Ungarn, Imre utca 6 (1884)
Karte
  • 1

    Vgl. [anonym]: Ein Mahnruf an das Volk! [Wien]: [ohne Druckerangabe] 1883, Flugblatt. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 22. Oktober 1883 in Österreich verboten.

  • 2

    [Anonym]: 1626 Hlavacsek Ludwig, in: Central-Polizei-Blatt. Herausgegeben von der k. k. Polizei-Direktion zu Wien (Wien), Nr. 29 (27. April 1884), S. 166.