Kurt Sonnenfeld (1893–1938)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Vater: Michael Sonnenfeld (Fünfhaus, Niederösterreich [zu Wien 15.] 1. April 1863 – Wien 15. März 1938, Freitod), Sohn einer Hausfrau und eines Produktenhändlers: Kaufmann; Heirat in Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]) am 3. April 1892 mit:
Mutter: Hedwig Sonnenfeld, geborene Kohn (Prag, Böhmen [Praha, Tschechien] 27. August 1870 – Wien 16. Dezember 1907): nach der Geburt an Herzlähmung verstorben
Schwester: Vally Sonnenfeld (Wien 5. Februar 1897 – Wien 14. Februar 1905): verstorben an »Entzündung des Wurmfortsatzes«
Schwester: Totgeburt (Wien 16. Dezember 1907): dabei starb auch die Mutter im Sanatorium Wien 9., Pelikangasse 15
Ehe: mit Elfriede [?] (3. Dezember 1894 – Wien 15. März 1938, Freitod)
Biographie
Kurt Sonnenfeld, dessen Mutter bereits im Dezember 1907 bei einer Totgeburt verstarb, legte 1911 die Reifeprüfung ab und war seit 1911 schriftstellerisch tätig. Sonnenfeld studierte Rechtswissenschaften an der Universität Wien, wo er am 10. November 1915 die staatswissenschaftliche Prüfung ablegte und am 19. Mai 1916 zum Dr. jur. promoviert wurde. 1916 leistete er als Einjährig-Freiwilliger Kriegsdienst und verfasste Kriegslyrik, von der er sich aber 1917 distanzierte. Er studierte nun auch Philosophie und Germanistik an der Universität Wien, wo er am 18. Juni 1919 aus Philosophie zum Dr. phil. promoviert wurde. Anschließende studierte Sonnenfeld 1919 bis 1921 Medizin an der Universität Wien, ohne dieses Studium jedoch abzuschließen.
1919 wurde Kurt Sonnenfeld Mitglied der »Vereinigung individualistischer Anarchisten«, die im Juli 1919 in der »Anarchisten-Vereinigung Revolution!« aufging. Er war damals vor allem als Mitarbeiter der Zeitung »Neues Wiener Journal« (Wien) tätig. Bereits 1918 hatte Sonnenfeld Kontakt zu Rudolf Großmann alias Pierre Ramus (1882–1942) aufgenommen, wurde Mitglied des »Bundes herrschaftsloser Sozialisten« und war einer von Ramus’ engsten Mitarbeiter. Während dessen zweimonatiger Abwesenheit, als Ramus zum Antimilitaristenkongress nach Holland reiste, übernahm Sonnenfeld gemeinsam mit Olga Misař (1876–1950) von März bis April 1921 die redaktionelle Leitung der Zeitung »Erkenntnis und Befreiung« (Wien).1 Allerdings kam es dann zum Bruch mit Pierre Ramus.
Seit 1922 war Kurt Sonnenfeld Redakteur bei der Tageszeitung »Neue Freie Presse« (Wien), zunächst im Lokalteil, dann beim Feuilleton. Daneben war er als Schriftsteller tätig, und am 14. Mai 1926 wurde »Hände, das Drama einer Leidenschaft« am Modernen Theater in Wien uraufgeführt. Nach dem so genannten Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wählte Kurt Sonnenfeld gemeinsam mit seiner Ehefrau und seinem Vater in seiner Wohnung Wien 7., Mariahilfer Straße 126/2/14, den Freitod durch Leuchtgas.
Adressen
Wien 7., Mariahilfer Straße 108 (Geburtsadresse)
Wien 7., Mariahilfer Straße 126/2/14 (1919, Sterbeadresse)
Publikationen
Bücher: und Broschüren
Traum und Rausch. Gedichte von Kurt Sonnenfeld. Wien: Verlag Paul Knepler (Wallishausser’sche k. u. k. Hofbuchhandlung.) 1914, 80 [84] S.
Neue Kriegsgedichte. Gewidmet dem k. k. Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 24. Wien: Im Selbstverlag des Verfassers 1916, 12 S. Kurt Sonnenfeld distanzierte sich noch vor Kriegsende von dieser Publikation.
1914. Dem Roten Kreuz gewidmet. Wien: Im Selbstverlag des Verfassers 1917, 22 S. Kurt Sonnenfeld distanzierte sich noch vor Kriegsende von dieser Publikation.
Vom Antifeminismus. Wien 1918, ? Bl., Maschinschrift; Philosophische Dissertation an der Universität Wien 18. Juni 1919.
Hände. Die Geschichte einer Absonderlichkeit. Wien – Leipzig: Frisch & Co., Verlag 1923, 206 [213] S.
b) Hände. Roman einer Absonderlichkeit. Wien – Berlin – Leipzig – New York: Internationaler Verlag »Renaissance« (Erdtracht) [1925], 206 S. Neuauflage.Hände, das Drama einer Leidenschaft. Drei Akte. (Als Manuskript gedruckt.) Wien – Berlin – Leipzig – New York: Internationaler Verlag »Renaissance« (Erdtracht) [1926], II, 72 S. Uraufführung: Wien, Modernes Theater, am 14. Mai 1926.
Der rote Schleier. Roman. Mit einem Vorwort von Rudolf Urbantschitsch. Umschlagzeichnung und Illustrationen vom Maler Josef Tengler. Berlin – Wien: Maximilian Salzer Verlag 1927, 212 S. Illustrator: Josef Tengler (1893–1964).
Eros und der Wahnsinnige. Ein Grosstadtroman. Mit einem Geleitwort von Felix Salten. Wien – Leipzig: Maximilian Salzer Verlag 1929, 415 [424] S. Geleitwort: Felix Salten (1869–1947).
Fräulein Narziss. Der Roman einer Schönheitskönigin. Wien: Saturn-Verlag 1930, 496 [512] S. und Schutzumschlag.
Die Ehen des Doktor Wank. Roman. Wien – Leipzig: Fiba-Verlag 1933 [recte 1932], 325 S.
b) Die Ehen des Doktor Wank. Roman. (Titelzeichnung: Ludwig Schwarzer.) Linz – Wien: Ibis-Verlag [1946], 216 [224] S. Illustrator: Ludwig Schwarzer (1912–1989).Sanatorium der verwandelten Gesichter. Roman, in: Der literarische Zeitspiegel, das internationale Lesemagazin. Herausgegeben von Erich Hoffmann (Wien), [1]. Jg. (1934), Folge 1/2, S. 5–84. Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Erich Hoffmann und Max Fau; für den Inhalt verantwortlich: Max Fürst. Diese unselbstständige Publikation Kurt Sonnenscheins wird wiederholt irrtümlich als selbstständige Publikation zitiert. Enthält auch Dora von Stockert-Meynert (1870–1947): Tiere hinter Gittern. Novelle, S. 85–92; Gisela Freiin von Berger (1878–1961): Don Juan spricht. Novelle, S. 93–193; Lilly Klaudy (1876–1960): Theodor. Novelle, S. 105–117; Emil Klein: Bridge. Problem, S. 119–121.
Schopenhauer – heute. Der Versuch einer Zeitkritik. Wien – Leipzig: Europäischer Verlag [1936], 88 S. Betrifft: Arthur Schopenhauer (1788–1860).
Mitarbeiter*innen an Periodika
- Ver! (Wien) 1918 bis 1919
- Revolution! (Wien / Wien – Leipzig – Berlin / Wien – Berlin) 1919
- Erkenntnis und Befreiung (Wien / Wien – Graz / Graz – Wien – Ludwigshafen / Wien – Graz) 1921
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Autor: Reinhard Müller
Version: Juni 2024
Anarchistische Bibliothek | Archiv | Institut für Anarchismusforschung | Wien
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Karte
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Vgl. »Erkenntnis und Befreiung« (Wien) vom 3. Jg., Nr. 17 (27. März bis 2. April 1921), bis 3. Jg., Nr. 26 (29. Mai bis 4. Juni 1921).