Gustav Rabinek (1863–1901)

Persönliche Daten
Namensvarianten
nannte sich später: Gustav Maria Rabinek
Geburtsdatum
19. Juni 1863
Sterbedatum
1. September 1901
Religionsbekenntnis
israelitisch

Vater: Israel Rabinek (Ungarisch-Ostrau, Mähren [Uherský Ostroh, Tschechien] 1826 – Wien 30. September 1888): Ingenieur, Eisenbahnbeamter, Stationsvorsteher; Heirat in erster Ehe am 18. Mai 1862 mit:
Mutter: Klara Rabinek, geborenen Hájek (Kremsier, Mähren [Kroměříž, Tschechien] 1838 – Kremsier, Mähren [Kroměříž, Tschechien] 20. Februar 1873): Hausfrau
Bruder: Leonhard Rabinek (Ungarisch-Ostrau, Mähren [Uherský Ostroh, Tschechien]  22. Februar 1863 – Wien Wien 22. Juni 1932): Bankbeamter
Schwester: Gisela Rabinek, seit 24. Juni 1888 verheiratete Kremer (Pohl, Mähren [Polom (okres Přerov), Tschechien] 28. Februar 1868 – Vernichtungslager Maly Trostinez, Reichskommissariat Ostland [Maly Traszjanez ‹Малы Трасцянец›, Belarus] 11. Mai 1942, ermordet)
Schwester: »Gaby« Gabriele Rabinek, seit 2. Februar 1892 verheiratete Roger (Zauchtel, Mähren [Suchdol nad Odrou, Tschechien] 22. Jänner 1870 – Newark, New Jersey, USA 19. Oktober 1952):
Heirat in zweiter Ehe mit:
Stiefmutter: Františka Rabinek, geborene Fanny Fischel (4. April 1846 – Wien 30. Oktober 1917): Hausfrau
Stiefbruder: Emil Rabinek (Ungarisch-Ostrau, Mähren [Uherský Ostroh, Tschechien] 17. April 1878 – Vernichtungslager Maly Trostinez, Reichskommissariat Ostland [Maly Traszjanez ‹Малы Трасцянец›, Belarus] 9. September 1942, ermordet): Elektriker, Ingenieur und Kaufmann
Stiefbruder: Hugo Rabinek (Ungarisch-Ostrau, Mähren [Uherský Ostroh, Tschechien] Bielitz, Österreichisch-Schlesien [Bielsko-Biała, Polen] 7. Jänner 1877 – Jänner 1883)
Ehe: keine
Kinder: keine

Biographie

Gustav Rabinek, seit 1884 Leutnant der Reserve, lebte viele Jahre in Wien, war zunächst Beamter der Nordbahn-Gesellschaft, seit Jänner 1889 Oberexpediteur bei der Lemberg-Czernowitz-Jassy-Eisenbahn. Doch Rabinek schied bald darauf aus dem Dienst bei der Eisenbahn aus. Er bereiste Konstantinopel (Osmanisches Reich [Istanbul ‹İstanbul›, Türkei]) und Kahire / Kairo (Osmanisches Reich [Kairo ‹القاهره›, Ägypten]) und das so genannte Schutzgebiet Deutsch-Ostafrika, eine deutsche Kolonie, die Gebiete der heutigen Länder Tansania, Burundi und Ruanda umfasste. 1891 ließ er sich schließlich im Sultanat Sansibar ‹Usultani wa Zanzibar / Sultanate of Zanzibar / سلطنة زنجبار› [Kenia und Tansania] nieder.

Seit Dezember 1893 wartete Gustav Rabinek an der ostafrikanischen Küste, um die Ankunft der Vorausexpedition der Freiland-Expedition an den Fluss Tana im Sultanat Sansibar [Kenia] vorzubereiten. Die Beteiligung von Gustav Rabinek an der Freiland-Bewegung von Theodor Hertzka (1845–1924) blieb lediglich eine kurzes Zwischenspiel.

Gustav Rabinek lebte dann in Karonga (Sultanat Sansibar [Tansania]) und arbeitete schließlich als Bürochef der Usambara-Eisenbahn in Tanga (Sultanat Sansibar [Tansania]). 1897 ließ er sich als Kautschuk- und Elfenbeinhändler in in Daressalam (Sultanat Sansibar [Dar es Salam / Daressalam, Tansania]) nieder, wo er im Mai 1897 seine Firma »G. M. Rabinek« gründete. Mit dieser unterhielt Rabinek enge Handelsbeziehungen zu britischen, portugiesischen und deutschen Handelsfirmen in Zentral- und Ostafrika. Allerdings musste Rabinek mit seiner Firma »G. M. Rabinek« im August 1899 in Konkurs gehen, und er wurde angestellter Kaufmann bei der Firma »Deuß & Co.«. Am 10. September 1899 hielt er sich im Distrikt Kilwa (Sultanat Sansibar [Tansania]), auf, wo ihm eine Handelslizenz ausgestellt wurde, mit dem Hinweis, Katanga (Kongo-Freistaat [Tansania]) wäre seit Oktober 1892 Territorium des Kongo-Freistaates, einer belgischen Kolonie. Am 23. September 1900 vereinbarte Rabinek mit dem Direktor der belgischen »Katanga Company«, dass er für fünf Jahre Kautschuk und Elfenbein in dem von den Batetela-Rebellen kontrollierten Gebiet Katangas ausbeuten dürfe.

Am 17. Dezember 1900 erließ die Staatsanwaltschaft in Albertville (Kongo-Freistaat [Kalemie, Kongo]) gegen Gustav Rabinek einen Haftbefehl wegen Verstoßes gegen das Kautschukgesetz. Bald wurde er auch beschuldigt, Rebellen mit Waffen versorgt zu haben. Um gegen die enthobenen Vorwürfe zu entkräften, wollte er zum Gericht nach Boma (Kongo-Freistaat [Kongo]) reisen. Am 14. Mai 1901 schiffte sich Rabinek ein, wurde am 15. Mai 1901 während eines Aufenthalt im Hafen von Pweto (Kongo-Freistaat [Kongo]) an Bord des britischen Schiffes »Scotia« verhaftet und nach zwei Wochen nach Albertville gebracht. Am 14. Juni 1901 verurteilte ihn das Kriegsgericht in Albertville wegen illegalen Kautschukabbaues und wegen Hehlerei mit Elfenbein zu einem Jahr Gefängnis und einer Geldstrafe von 1.000 Francs, eventuell zwei Monate Gefängnis. Außerdem wurden Rabineks Güter beschlagnahmt. Dagegen wollte er vor dem Appellationsgericht in Boma (Kongo) Berufung einlegen.

Gustav Rabinek verließ am 17. Juni 1901, also drei Tage nach dem Prozess, Albertville, kam am 29. Juni 1901 in Kabambare (Kongo-Freistaat [Kongo]) an, das er am 30. Juni 1901 verließ. Am 6. Juli 1901 traf er in in Kasorigo (Kongo-Freistaat [Kongo]) ein, von wo er am 7. Juli 1901 nach Nyangwe (Kongo-Freistaat [Kongo]) abreiste, wo er am 8. Juli 1901 ankam. Das waren einundzwanzig Tage Landreise als Gefangener unter einheimischer Bewachung. Am 9. Juli 1901 verließ Rabinek Nyangwe, kam am 16. Juli 1901 in Ponthierville (Kongo-Freistaat [Ubundu, Kongo]) und am 17. Juli 1901 in Stanleyville (Kongo-Freistaat [Kisangani, Kongo]) an. Hier kam es zu einer Verzögerung von fast einem Monat. Erst am 18. August 1891 reiste er ab. Gustav Rabinek verstarb am 1. September 1901 an Bord des belgischen Dampfers »Hainaut« auf dem Black River nahe Léopoldville (Kongo-Freistaat [Kinshasa, Kongo]) an Gallenfieber.

Der so genannte »Fall Rabinek« erregte noch über Jahre hinweg öffentliches Aufsehen, wobei seine Verurteilung als Bruch des Völkerrechts erachtet und die mit der Reise verbundenen Strapazen sowie Misshandlungen durch Einheimische als Todesursache angeprangert wurden. Natürlich wurden der auf Ausbeutung beruhende Kolonialismus Rabineks und anderer als Selbstverständlichkeit nicht einmal erwähnt. Stattdessen machten Gustav Rabineks Erben eine Eingabe beim österreichischen Ministerium des Äußeren wegen der beschlagnahmten Güter Rabineks im angeblichen Wert von etwa 300.000 Kronen, nachdem das Appellationsgericht in Boma die Beschlagnahme aufgehoben hatte. Außerdem wurde der gesamte »Fall Rabinek« 1903 vor das Schiedsgericht in Den Haag / ’s-Gravenhage (Niederlande) gebracht. 1922 erhielt der noch lebende Erbe nach Gustav Rabinek eine Entschädigung.

  • Olmütz, Mähren [Olomouc, Tschechien], Bahnstation Olmütz (Geburtsadresse)
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