Franz Fischer (1859–)

Persönliche Daten
Namensvarianten
tschechische Namensform: František Fischer
Geburtsdatum
25. Mai 1859
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch, dann konfessionslos
Berufe

Vater: Josef Fischer, Sohn einer Hausfrau und eines Sattlermeisters: Schneidermeister; Heirat mit:
Mutter: Theresia Fischer, geborene Halbhuber, Tochter einer Hausfrau und eines Webermeisters: Hausfrau

Biographie

Franz Fischer absolvierte eine Lehre als Schuhmacher und begab sich als Schuhmachergehilfe nach Ungarn, wo er sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss. Er unternahm Agitationsreisen durch Slawonien und wurde 1879 wegen sozialistischer Umtriebe aus Eszék / Essegg (Slawonien [Osjek, Kroatien]) abgeschafft und in seinen Geburtsort Kriegern (Böhmen [Kryry, Tschechien]) zwangsweise zurückgeschickt. Er kehrte wieder nach Ungarn zurück und ließ sich in Budapest (Ungarn) nieder. Von hier aus schickte er einem ehemaligen Schulfreund Exemplare der Zeitungen »Radikal« (Budapest) und »Freiheit« (New York). Vom 29. Juli bis 2. Oktober 1881 besuchte er seinen vermeintlichen Freund in Kriegern. Nach Fischers Abreise übergab dieser die Druckschriften dem örtlichen Gendarmen. Wieder in Eszék / Essegg, wurde Franz Fischer auf einer Agitationsreise verhaftet und am 3. April 1882 aus dem Königreich Slawonien ausgewiesen. Er kehrte nach Budapest zurück, wurde aber mittels Zwangpasses wieder nach Kriegern abgeschafft. Hier wurde er am Bahnhof sofort verhaftet und am 6. September 1882 ins Landesgericht Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]) eingeliefert.

Vom 19. bis 21. März 1883 fand vor dem Landes- als Schwurgericht Prag in geheimer Verhandlung der Prozess gegen Franz Fischer statt, angeklagt der Verbrechen des Hochverrats und der Majestätsbeleidigung sowie des Vergehens der Verbreitung verbotener Druckschriften. Franz Fischer wurde im Sinne der Anklage zu zwölf Jahren schwerem Kerker und zu einer Geldstrafe von 50 Gulden, eventuell zehn Tagen Arrest, verurteilt, wobei der Gerichtshof keinen, nicht einmal den vom Staatsanwalt geltend gemachten Milderungsgrund anerkannte. Fischer wurde in das St. Wenzel-Gefängnis [Svatováclavská trestnice] in Prag eingeliefert, wo er einer »Sonderbehandlung« unterzogen wurden. Franz Fischer gelang es jedoch mittels eines entlassenen Sträflings dem Maler- und Anstreichergehilfen Josef Peukert (1855–1910) Ende Mai 1883 darüber zu informieren, dass er an Skorbut leide und sich kaum aufrecht halten könne. Josef Peukert und der Webergehilfe Josef Hybeš (1850–1921) richteten am 1. Juni 1883 ein Schreiben an Justizminister Alois von Pražák (1820–1901) in Sachen Franz Fischer. Nach dieser Intervention von Josef Hybeš und Josef Peukert soll sich Franz Fischers Lage etwas verbessert haben. Franz Fischer wurde im Mai 1887 auf dem Wege der Amnestie – schwer krank – aus dem Gefängnis entlassen.

  • Kriegern, Böhmen [Kryry, Tschechien], Kriegern 108 (Geburtsadresse)
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