Ernst Gutfreund (1872–1938)

Persönliche Daten
Namensvarianten
Pseudonym: Ernst Bonami
Pseudonym: Leo Freymann
Geburtsdatum
11. September 1872
Sterbedatum
3. Juli 1938
Sterbeort
Religionsbekenntnis
israelitisch

Vater: Simon Gutfreund (Swietla ob der Sasau, Böhmen [Světlá nad Sázavou, Tschechien] 8. September 1838 – Wien 8. Dezember 1901): Buchhalter; Heirat in Prag (Böhmen [Praha]) am 12. Februar 1864 mit:
Mutter: Barbara Gutfreund, geborene Plan, mit 22. Dezember 1904 umbenannt in Plohn (Prag, Böhmen [Praha, Tschechien 9 29. Februar 1843 – Wien 5. März 1904): Hausfrau
Schwester: Olga Gutfreund, seit 24. März 1894 verheiratete Schehrer, mit 22. Dezember 1904 umbenannt in Feyer (Auscha, Böhmen [Úštěk, Tschechien] 25. Dezember 1870 – Wien 12. Jänner 1934): Hausfrau
Schwester: Elsa Gutfreund (Prag, Böhmen [Praha, Tschechien] 1876 – Wien 5. Jänner 1898, Freitod): Private
erste Ehe: in Wien 1898 mit Maria Anna Theresia Reiter (Wien ? – ?)
zweite Ehe: standesamtlich in Wien am 29. September 1919 mit Hildegard Anna Udrycki (1905 – Wien Jänner 1965): Kontoristin; am 1. August 1943 in das Ghetto Theresienstadt (Protektorat Böhmen und Mähren [Terezín, Tschechien]) deportiert, überlebte den Holocaust
Sohn: Heliodor Gutfreund (Wien 26. April 1921 – Wien 4. April 2005): Mag. Dr.

Biographie

Ernst Gutfreund wuchs in Prag (Böhmen [Praha]) auf, wo er nach der Reifeprüfung auch ein Studium an der Universität begann.

1893 übersiedelte Ernst Gutfreund nach Wien, wo er 1895 bis 1908 Beamter der »Anglo-Österreichischen Bank« war. Daneben war er 1896 bis 1899 Redakteur und Administrator der »Mitteilungen der Ethischen Gesellschaft in Wien« (Wien), Organ der »Ethischen Gesellschaft«, deren Ausschuss er als Schriftführer angehörte. Seit dieser Zeit war Gutfreund auch schriftstellerisch tätig. Er schloss sich den anarchistischen Freiheitlichen Sozialisten um Hermann Kadisch (1862–1934) an und wurde Mitglied des 1895 gegründeten »Sozialistischen Volksvereins«. Für diesen gab er die Zeitung »Neue Bahnen. Socialfreiheitliches Organ« (Wien), von der vom April bis 31. Oktober 1899 vierzehn Nummern erschienen, heraus. Seit 1906 Mitglied des »Wiener Federklubs«, blieb Gutfreund der anarchistischen Bewegung durchaus verbunden. So arbeitete er 1910 bis 1912 an der Zeitung »Wohlstand für Alle« (Wien) und dessen literarischem Beiblatt »Ohne Herrschaft« (Wien) mit. Sein Drama »Leo Freymann« wurde auch von der von Rudolf Großmann alias Pierre Ramus (1882–1942) initiierten »Kulturgemeinschaft Freie Generation« vertrieben.

Daneben versuchte Ernst Gutfreund, im Pressewesen Fuß zu fassen. So war er 1904 Redakteur und Administrator der kurzlebigen Zeitung »Aktuelle Korrespondenz« (Wien) und 1911 Herausgeber der ebenfalls kurzlebigen Zeitungen »Der finanzielle Berater« (Wien) und »Wiener Börsenschau. Organ für Börsen und Finanzwesen« (Wien). Schließlich wurde er mit 13. November 1911 Herausgeber und Chefredakteur beziehungsweise verantwortlicher Redakteur und später auch Verleger der Wochenzeitung »Wiener Montagblatt. Oesterreichische Finanz-Revue. Unabhängiges Organ für Politik und Volkswirtschaft« (Wien). 1914 gab er noch die Schriftenreihe »Kriegsbroschüre des ›Wiener Montagblatt‹« heraus, doch im Dezember 1915 wurde seine Funktionen bei der Zeitung unterbrochen, weil als er als Fähnrich der Reserve, zuletzt Leutnant der Reserve, zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Nach Kriegsende nahm er seine Tätigkeit beim »Wiener Montagblatt« wieder auf. Kurzzeitig, vom 28. Februar bis 13. Juli 1920, war Gutfreund auch Geschäftsführer von »Rudolf Brzezowsky & Söhne, Buchdruckerei und Verlagsgesellschaft mit beschränkter Haftung«. Neben seiner Pressetätigkeit nahm Gutfreund auch seine schriftstellerischen Aktivitäten wieder auf. Seine Börsen-Komödie »Die Großen läßt man laufen…« wurde am 10. Oktober 1924 am Lustspieltheater in Wien uraufgeführt, sein Stück »Der Mord an der Frau Pinagl. Komödie in drei Akten« im Juli 1926 von der Exl-Bühne – Löwenhaustheater für die Aufführung angenommen. 1932 veröffentlichte er seine bemerkenswerte Broschüre »Der Niedergang der nordischen Rasse oder Der Nationalsozialismus im Lichte Nietzsches«, für die seine Mitkämpferin Margarethe Hofbauer (1880–1942) für den Inhalt verantwortlich zeichnete. Nach der Nummer vom 21. März 1938 wurde Ernst Gutfreund von den Nationalsozialisten seiner Funktionen bei der Zeitung »Wiener Montagblatt« enthoben.

Adressen

  • Wien 9., Dietrichsteingasse 7 (1893–1895)
  • Wien 9., Pramergasse 10 (1895–1898)
  • Wien 1., Strauchgasse 1 (Büro: 1898)
  • Wien 4., Belvederegasse 20 (1899)
  • Wien 18., Währinger Straße 108 (1900)
  • Wien 9., Michelbeuerngasse 4 A (1901)
  • Wien 18., Pötzleinsdorfer Straße 79 (1902)
  • Wien 18., Edelhofgasse 17 (1902–1908)
  • Wien 3., Hörnesgasse 24 (1908–?)
  • Wien 15., Weiglgasse 5 (?–1912)
  • Wien 4., Wohllebengasse 3 (1912–1920)
  • Wien 6., Gumpendorfer Straße 46, und Wien 4., Wohllebengasse 3 (1921–1938)

Bücher und Broschüren

  1. In letzter Stunde. Moderne Dichtung. Von Ernst Gutfreund. Dresden – Leipzig – Wien: E. Pierson’s Verlag 1897, 335 S.
  2. Leo Freymann. Sociales Zeitbild in vier Aufzügen von Ernst Gutfreund. (Den Bühnen gegenüber als Manuscript gedruckt.) Wien – Leipzig: Verlag von M. Breitenstein 1900, 79 S.
    bLeo Freymann. Soziales Zeitbild in vier Aufzügen von Ernst Gutfreund. Zweite Auflage. (Den Bühnen gegenüber als Manuskript gedruckt.) Leipzig: Verlag Teichmann & Compagnie [1910], 80 S.
    A) Arbetarledare. Social tidsbild i fyra akter av Ernst Gutfreund. Översättning av Hinke Bergegren. Örebro: Syndikalistens förlag 1918, 112 [116] S. Übersetzer: Hinke Bergegren (1861–1936). Schwedisch: Arbeiterführer. Soziales Zeitbild in vier Akten. Übersetzt von Hinke Bergegren.
  3. Das Opfer. Schauspiel in vier Akten. Von Ernst Gutfreund. Dresden – Leipzig – Wien: E. Pierson’s Verlag 1904 [recte 1903], 40 S.
  4. Die Großen läßt man laufen… Lustspiel in drei Akten von Ernst Gutfreund. Den Bühnen gegenüber Manuskript. Wien – Berlin: R. Löwit Verlag 1925, 56 S. Uraufführung am 10. Oktober 1924 am Lustspieltheater, Wien.
  5. Der Niedergang der nordischen Rasse oder Der Nationalsozialismus im Lichte Nietzsches. [Von] Ernst Gutfreund. (Für den Inhalt verantwortlich Margarethe Hofbauer, Wien, IV., Wohllebengasse 3.) Wien: Verlag Wiener Montagblatt / Eigentümer, Herausgeber und Verleger Ernst Gutfreund 1932, 30 S. Wird in einzelnen Bibliografien als Nummer 1 der von Ernst Gutfreund herausgegebenen Schriftenreihe »Dokumente der Zeit. Vierteljahrsschrift« geführt, obwohl auf dem Buch kein entsprechender Vermerk aufgedruckt wurde. Für den Inhalt verantwortlich: Margarethe Hofbauer (1880–1942). Betrifft Friedrich Nietzsche (1844–1900).

Herausgeber

  1. Kriegsbroschüre des »Wiener Montagblatt«. Herausgeber und verantwortlicher Redakteur Ernst Gutfreund. Wien: Verlag von Ernst Gutfreund (Broschüre 3: Verlag des »Wiener Montagblatt«) 1914, 3 Hefte:
    1. Broschüre: Wie lang wird der Krieg dauern? Wiener Montagblatt. Groß-Österreichisches Organ. VI. Jahrgang. August 1914. Nr. 34. Kriegsnummer. Herausgeber und verantwortlicher Redakteur Ernst Gutfreund. [Wien]: [Verlag von Ernst Gutfreund] 1914 [= Erste Kriegsbroschüre des »Wiener Montagblatt«.], 13 S. Enthält [anonym]: Wie lange wird der Krieg noch dauern? (Vom k. u. k. Kriegsministerium genehmigt.), S. 1–2; [anonym]: Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges, S. 2–8; [anonym]: Die Verwundungen im modernen Kriege, S. 8–9; [anonym]: Die Verluste der Feldtruppen durch den Feind und durch Krankheiten, S. 9–10; [anonym]: Die Kosten des Weltkrieges, S. 10–11; [anonym]: Statistisches aus den letzten Kriegen, S. 12–13.
    2. Broschüre: Wer wird siegen? Wien: Verlag von Ernst Gutfreund [1914] [= Zweite Kriegsbroschüre des »Wiener Montagblatt«.], 16 S. Anonymer Herausgeber. Enthält [anonym]: Wie lange wird der Krieg dauern?, S. 1–2; Julius Andrassy [d. i. Gyula gróf Andrássy]: Die Räumung Lembergs, S. 2–4; G.: Der Krieg und die Juden, S. 4–6; W. R.: Prinz Eugen und König Friedrich, S. 6–9; [anonym]: Der Aufruf der Russen an die Preußen, S. 9–10, betrifft: Eugen von Savoyen (1663–1736) und Friedrich II. von Preußen (1712–1786); [Ernst] Gutfreund: Wer wird siegen?, S. 10–12; [anonym]: Zu den Waffen des Boykotts, S. 12–14; [Ernst Gutfreund]: Der Krieg und die Montanindustrie, S. 14–16.
    3. Broschüre: Waffenstillstand oder Winterfeldzug? Herausgeber Ernst Gutfreund. Wien: Verlag des »Wiener Montagblatt« [1914] (= Dritte Kriegsbroschüre des »Wiener Montagblatt«.), 16 S. Enthält [anonym]: Waffenstillstand oder Winterfeldzug, S. 1–5; [Richard] Paltauf: Verbreitungswege und Bekämpfung der Cholera, S. 5–9; [anonym]: Die Ruhr, S. 9–12; [anonym]: Das Stärkeverhältnis der kriegführenden und neutralen Staaten, S. 12–13; [anonym]: Humor im Schützengraben, S. 13–16.

Zeitungen und Zeitschriften

  1. Mitteilungen der Ethischen Gesellschaft in Wien. Redigiert von Ernst Gutfreund (Wien), 2.–5. Jg. (1896–1899), Redakteur und Administrator.
  2. Neue Bahnen. Socialfreiheitliches Organ (Wien), 1. Jg. (1899), Herausgeber.
  3. Aktuelle Korrespondenz (Wien), 1. Jg. (1904), Redakteur und Administrator.
  4. Der finanzielle Berater (Wien), 1. Jg. (1911), Herausgeber.
  5. Wiener Börsenschau. Organ für Börsen und Finanzwesen (Wien), 1. Jg. (1911), Herausgeber.
  6. Wiener Montagblatt. Oesterreichische Finanz-Revue. Unabhängiges Organ für Politik und Volkswirtschaft (seit 11. März 1912: Wiener Montagblatt. Oesterreichische Finanz-Revue. Groß-Oesterreichisches Organ; seit 18. November 1918: Wiener Montagblatt. Oesterreichische Finanz-Revue. Deutschösterreichisches Organ; seit 21. Februar 1927: Wiener Montagblatt. Verlosungs-Anzeiger und Unterhaltungsblatt; seit 25. April 1927: Wiener Montagblatt. Organ für Volkswirtschaft und Börse. Verlosungs-Anzeiger; seit 13. Juni 1927: Wiener Montagblatt. Organ für Volkswirtschaft und Belletristik. Verlosungs-Anzeiger; seit 12. September 1927: Wiener Montagblatt. Organ für Volkswirtschaft und Börse. Verlosungs-Anzeiger; seit 11. November 1929: Wiener Montagblatt. Organ für Volkswirtschaft und Börse. Verlosungsblatt (Wien), 3.–26. Jg. (13. November 1911–26. September 1932), 882 Nummern, Redakteur, Administrator und Verleger. Fortsetzung siehe: Freies Wiener Montagblatt.
  7. Wiener volkswirtschaftliche Korrespondenz (Wien), Februar 1921–August 1922, Herausgeber und Redakteur Sonderausgabe von »Wiener Montagblatt«.
  8. Freies Wiener Montagblatt. Offizielles Organ der Vereinigung zum Schutze der Losbesitzer Oesterreichs. Verlosungsanzeiger (Wien), 26.–32. Jg. (14. November 1932–21. März 1938), Nr. 383ff.; bis 2. Januar 1932: Eigentümer, Herausgeber, Verleger; 14. Mai 1934–21. März 1938: Margarethe Hofbauer (Eigentümerin, Verlegerin), Ernst Gutfreund (Herausgeber). Vorgänger siehe: Wiener Montagblatt.
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