Bernhard Boyneburg (1874–1942)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Bernhard Barber
Pseudonym: Bernhard Boyneburg
Pseudonym: Lux
Geburtsdatum
26. Januar 1874
Geburtsort
Sterbedatum
13. Oktober 1942
Religionsbekenntnis
israelitisch

Vater: Max Barber (Wien 22. August 1835 – Wien 23. Jänner 1913): Handelsagent, dann Buchhalter; Heirat in Berlin (Preußen [Berlin] am 1. Juli 1873 mit:
Mutter: Ida Barber, geborene Punitzer (Berlin, Preußen [Berlin] 1. August 1842 – Wien 6. Oktober 1931), Tochter einer Hausfrau und eines Schneidermeisters: Schriftstellerin und Journalistin, benutzte auch die Pseudonyme »Ida Punitzer«, »Ida Baranow« und »Ivan Baranow«; Studium in Berlin, dann Lehrerin, Vorsteherin einer höheren Töchterschule, 1873 Übersiedlung nach Leipzig (Sachsen), 1876 Gründerin und Präsidentin des Hausfrauenvereins in Leipzig; 1879 Übersiedlung nach Wien, Obere Donaustraße 49; Mitbegründerin der Ferien-Kolonien,1885 Gründerin des »Studenten-Unterstützungs-Vereins« und 1886 des »Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien«, ab 1880 Mitarbeiterin der Zeitung »Pester Lloyd« (Budapest)
Bruder: Sigmund Barber (Leipzig, Sachsen 12. Juli 1875 – Wien 9. Oktober 1955): Bauunternehmer; 1938 Flucht nach Großbritannien, nach 1945 Rückkehr nach Wien; Heirat am 2. November 1902 mit Raja Barber-Waldberg, geborene Recha Karp (Wien 31. Jänner 1872 – Wien 9. Juli 1934): Konzertsängerin, Schriftstellerin und Übersetzerin
Bruder: Arnold Barber (Leipzig, Sachsen 12. März 1879 – Israel 1949): Architekt und Wiener Stadtbaumeister; 1938 in das Konzentrationslager Dachau (Bayern) deportiert, nach der Freilassung Flucht nach Palästina [Israel]; Heirat standesamtlich in Hegyeshalom / Straß-Sommerein [Hegyeshalom] (Ungarn) am 13. September 1908 und nach israelitischem Ritus in Wien am 20. September 1908 mit Rosalie Freund (Wien 22. Jänner 1879 – Israel um 1949), Tochter eines Handelsagenten: Hausfrau
Ehe: in Wien am 15. August 1901 mit Olga Prager (Gaudenzdorf, Niederösterreich [zu Wien 15.] 6. April 1879 – Ghetto Litzmannstadt, Generalgouvernement [Łódź, Republik Polen] oder Kulm, Generalgouvernement [Chełmno, Polen] nach dem 1. Jänner 1942, ermordet), Tochter einer Hausfrau und eines Kaufmanns: die Ehe wurde mit Beschluss des k. k. Bezirksgerichts Leopoldstadt I vom 15. Jänner 1903 für aufgelöst erklärt, jedoch neuerliche Eheschließung in Wien am 10. Oktober 1904
Sohn: Eduard Fritz Barber (Wien 28. Dezember 1905 – Ghetto Kielce, Generalgouvernement [Polen] 1943, ermordet): Autorennfahrer; zunächst in ein Lager in Belgien deportiert, von dort in das Ghetto Kielce
Tochter: Sophie Henriette Isolde Barber, verheiratete Sophie Barber Mann (Wien 18. September 1907 – Hallandale Beach, Florida, USA 29. Jänner 2004): Schulberaterin; 1938 Flucht über Frankreich 1939 in die USA

Biographie

Bernhard Barber alias Bernhard Boyneburg übersiedelte 1879 mit seinen Eltern nach Wien. Er wurde mit 22. April 1904 Alleininhaber der Firma »Brüder Barber«, gründete als Alleininhaber die am 26. April 1910 protokollierte und am 13. April 1923 aufgelöste Firma »Österreichische Gaulois-Pneumatik-Gesellschaft m. b. H.«. Er war ab 4. Oktober 1911 Geschäftsführer der »Auto-Ausrüstei Carl Oplatek, Ges. m. b. H.«, Prokurist der am 25. August 1914 protokollierten Firma »Wohnhaus-Gesellschaft m. b. H.« sowie bis 31. April 1917 Geschäftsführer und vom 1. Juli 1924 bis zur Auflösung am 31. Jänner 1925 Gesellschafter der »Aviauto Kraftwagen- und Flugzeug-Material-Gesellschaft m. b. H.«, war dann – ab 13. April 1928 alleiniger – Gesellschafter der am 26. September 1928 in den Ausgleich gegangenen »Aviauto Barber & Co.«, ab 1. April 1927 Kollektivprokurist der »Berkel-Waagen Gesellschaft m. b. H.« beziehungsweise später »Toledo-Waagen-Betriebsgesellschaft m. b. H.«, die am 3. Juli 1931 gelöscht wurde.

Daneben war Bernhard Boyneburg er ab mindestens ab 1909 schriftstellerisch tätig, meist unter dem Pseudonym »Bernhard Boyneburg«. Außerdem war er 1909 bis 1914 Schriftführer des »Vereins von Fahrrad-Teile-Grossisten Österreich-Ungarns« und ab März 1921 Vorstandsmitglied des »Verbandes der Pneumatik- und Vollgummihändler«. Im Oktober 1911 spendete er 100 Kronen als Grundstein für einen von allen bürgerlichen Parteien zu bildenden Fonds zur Unterstützung von Angehörigen der anlässlich der Teuerungsdemonstrationen Inhaftierten oder ums Leben Gekommenen.1 Boyneburg wurde am 23. Mai 1915 vom Appellsenat in Wien wegen Preistreiberei zu 2.000 Kronen Geldstrafe verurteilt, nachdem der Staatsanwalt gegen den vom Bezirksgericht Josefstadt gefällten Freispruch berufen hatte.

Seit 1918 bewegte sich Bernhard Boyneburg in anarchistischen Kreisen, unterhielt Kontakte zu Karl F. Kocmata (1890–1941), arbeitete 1918 bis 1919 an der Zeitschrift »Ver!« (Wien) und 1919 an der Zeitung »Revolution!« (Wien) mit und war unter dem Pseudonym »Lux« 1918 Autor der Schriftenreihe »Das neue Gedicht« im »Verlag des Ver!«. Er unterhielt aber auch Kontakt zu Rudolf Großmann alias Pierre Ramus (1882–1942), dem er 1919 schrieb: »Ich diene ja nur – wie Sie – einer Idee, wenn ich mich schriftstellerisch betätige! Der Weg ist weit, riesenweit! Ich bin Praktiker, schon dank meines Hauptberufes. Ich weiss zu gut, dass wir Alle zuviel in ›Geistigkeit‹ machen. Was nützen uns die Anhänger im Lande, wenn nicht draussen bei den ehemaligen und ›noch‹ Feinden unsere Ideen sich durchsetzen.«2 Boyneburg, der eine eigenständige anarchistische Sichtweise vertrat und sich nie einer anarchistischen Bewegung anschloss, publizierte noch 1936 in der Zeitschrift »Gerechtigkeit. Gegen Rassenhaß und Menschennot« (Wien).

Bernhard Boyneburg wurde gemeinsam mit seiner Ehefrau Olga Barber (1879–1942) und seinem Sohn Eduard Fritz Barber (1905–1943) am 15. Oktober 1941 aus dem Wiener Ghetto Mühlgasse 4 in das Ghetto Litzmannstadt (Generalgouvernement [Łódź, Republik Polen]) deportiert, wo er an Unterernährung starb.

Adressen

  • Wien 3., Radetzkystraße 12 (1879 bis 1880, bei der Mutter)
  • Wien 3., Münzgasse 3 (1881; bei der Mutter)
  • Wien 2., Obere Donaustraße 59 (1882 bis 1885, bei der Mutter bzw. den Eltern)
  • Wien 2., Rembrandtstraße 27 (1886 bis 1887; bei den Eltern)
  • Wien 3., Radetzkystraße 12 (1888 bis 1889, bei den Eltern)
  • Wien 18., Währinger Gürtel 25 (1890 bis 1893, bei den Eltern)
  • Wien 3., Stammgasse 6 (1894; bei der Mutter)
  • Wien 18., Gemeindegasse 1 (1895; bei der Mutter)
  • Wien 9.,Sechsschimmelgasse 14 (1896 bis 1902, bei den Eltern)
  • Wien 9.,Sechsschimmelgasse 14 & Wien 20., Rauscherstraße 2 (1903)
  • Wien 9.,Sechsschimmelgasse 14 & Wien 19., Döblinger Hauptstraße 74 (1904 bis 1905)
  • Wien 9.,Sechsschimmelgasse 14 (1905 bis 1911)
  • Wien 19., Cottagegasse 80 (1912 bis 1913)
  • Wien 2., Untere Donaustraße 39 (1914 bis 1938)

Bücher und Broschüren

  1. – – – Dreißig Gedichte den Bureaukraten, Diplomaten und Potentaten gewidmet. Wien: Im Verlag des Ver 1918 (= Das neue Gedicht. Eine zwanglose Folge. Herausgeber: Karl F. Kocmata. IV/V.), 32 S. und ein Zettel mit dem Vermerk: »Infolge Zensurunterdrückung erst jetzt erschienen!«. Erschien unter dem Autorennamen »Lux«.
  2. Die Despotie der Mittel. Ihre Erkenntnis: Die Grundlage rascher Völkerversöhnung. Wien – Leipzig: Anzengruber-Verlag Brüder Suschitzky 1919, 92 [96] S., gilt meist als Band 1 des Werkes »Die Despotie«. Erschien unter dem Autorennamen »Bernhard Boyneburg«.
  3. Die Despotie. 2 Teile. 1919, 1920. Wien: Verlag der Wiener Graphischen Werkstätte [1921], 90 S., gilt meist als Band 2 des Werkes »Die Despotie«. Erschien unter dem Autorennamen »Bernhard Boyneburg«.
  4. Der Weg aus dem Chaos. Neues zum Satze von der Despotie der Mittel. Zürich – Leipzig – Wien: Amalthea-Verlag 1927, 93 [100] S. Erschien unter dem Autorennamen »Bernhard Boyneburg«.
  • Ver! (Wien): 1918
  • Revolution! (Wien / Wien – Leipzig – Berlin / Wien – Berlin) 1919
Karte
  • 1

    Vgl. [anonym]: Spende, in: Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ (Wien), 45. Jg., Nr. 273 (4. Oktober 1911), S. 13.

  • 2

    Bernhard Boyneburg [d. i. Bernhard Barber]: Brief an [Pierre] Ramus [d. i. Rudolf Großmann] in [Klosterneuburg]. Machhofen, am 26. Juli 1919, im Nachlass Pierre Ramus,  Mappe 150, im Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis, Amsterdam.