Anton Tempfli (1862–)

Anton Tempfli absolvierte eine Schuhmacherlehre und kam als Schuhmachergehilfe nach Wien, wo er sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss.

Am 11. Juni 1884 fand vor dem Ausnahmsgericht Wien in geheimer Verhandlung der Prozess gegen Anton Tempfli wegen der Verbrechen des Hochverrats, der Majestätsbeleidigung und der Beleidigung der Mitglieder des kaiserlichen Hauses statt, begangen durch die Verteilung des Flugblatts »Arbeiter! Brüder!«.1 Bei der Verhandlung waren auch keine Vertrauensmänner des Angeklagten anwesend. Vom Hochverrat freigesprochen, wurde Anton Tempfli wegen der Verbrechen der Majestätsbeleidigung und der Beleidigung der Mitglieder des kaiserlichen Hauses zu achtzehn Monaten schwerem Kerker und anschließender Verweisung aus sämtlichen im Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern (also aus der österreichischen Reichshälfte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie) verurteilt. Nach Verbüßung der Haftstrafe wurde Anton Tempfli am 4. Jänner 1886 nach Ungarn ausgewiesen: »58 Tempfli Anton, Schuhmachergehilfe, aus Csanalos, Szathmarer Komitat in Ungarn, 24 J. alt, 161cm groß, mit ovalem Ges., br. H., Aug. u. Augenbr., großer Nase, solchem Munde, rundem Kinn, deutsch und ungarisch sprechend, am 14. Jänner 1886 vom Land.-Ger. Wien nach wegen Verbr. der Majestätsbeleidigung und der Beleidigung der Mitglieder des kais. Hauses verb. 18monatl. Kerkerstrafe.«2

Anton Tempfli begab sich nach Budapest (Ungarn), wo er im Februar 1889 seinen Namen in »Antal Teleki« amtlich ändern ließ. Noch einmal erregte Anton Tempfli, nunmehr als Antal Teleki Schuhmachermeister, öffentliches Aufsehen. 1895 feuerte ein bei ihm angestellter Schuhmachergehilfe einen Revolverschuss auf ihn ab, der aber sein Ziel verfehlte: Der Schuhmachergehilfe hatte ihm zuvor 52 Gulden gestohlen.