Alois Toplican

Persönliche Daten
Berufe
Biographie

Alois Toplican absolvierte ein Bäckerlehre und kam als Bäckergehilfe nach Marburg an der Drau (Steiermark [Maribor, Slowenien]), wo er sich den Unabhängigen Socialisten anschloss. Obwohl er in Marburg an der Drau arbeitete und wohnte, war er auch Schriftführer der am 27. November 1892 als Firma gegründeten »Ersten steiermärkischen Arbeiter-Bäckerei, registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung« in Eggenberg [zu Graz] (Steiermark), langjährige Hochburg der anarchistischen Bewegungen in Graz und Umgebung.

Am 6. Dezember 1894 wurde in Marburg an der Drau Alois Toplican auf Grund einer Denunziation unter dem Verdacht der Majestätsbeleidigung verhaftet. Als man bei ihm einen Aufgabeschein für die in Österreich verbotene Schrift »An die jungen Leute« (Berlin 1893) von Pjotr Alexejewitsch KropotkinПётр Алексеевич Кропоткин› (1842–1921)1 fand, wurde Toplican ins Kreisgerichts Cilli nach Cilli (Steiermark [Celje, Slowenien]) eingeliefert. Die Schriften hätten an den Bäckergehilfen Anton Schantl (1867–1936) in Graz (Steiermark) gehen sollen, der dann in die Schweiz und weiter nach Budapest (Ungarn) flüchtete, wo er wegen Hochverrats verhaftet wurde. Nach sechs Wochen wurde Schantl auf Requisition des Kreisgerichts Cilli dorthin überstellt. In diesem Zusammenhang wurden der Bäckergehilfe Josef Schmied (1870–?) steckbrieflich gesucht und bei einem deklarierten Sozialdemokraten, dem Bäckergehilfen Franz Steiner von der »Ersten steiermärkischen Arbeiter-Bäckerei« in Eggenberg, eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Auch bei den in dieser Bäckerei beschäftigten Bäckergehilfen Vinzenz Muchitsch (1873–1942), Anton Notzar (1848–1917) und Anton Strametz, alle drei Unabhängige Socialisten, wurden am 16. August 1895 Hausdurchsuchungen, jedoch keine Verhaftungen vorgenommen. Nach zehnmonatiger Untersuchungshaft wurden Toplican und Schantl im Prozess, der am 25. und 26. September 1895 vor dem Kreis- als Schwurgericht Cilli unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt wurde, der Verbrechen des Hochverrats und der Religionsstörung, Schantl zusätzlich des Vergehens gegen das Pressegesetz durch Verbreitung verbotener Schriften und Toplican des Verbrechens der Majestätsbeleidigung angeklagt. Sie wurden zwar von der Anklage des Hochverrats freigesprochen, aber Anton Schantl wurde wegen Religionsstörung und Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung zu achtzehn Monaten schwerem Kerker, Alois Toplican wegen Religionsstörung und Aufreizung zu zehn Monaten einfachem Kerker und anschließendem Landesverweis nach Kroatien verurteilt.

Im Zusammenhang mit diesem Prozess gegen die Bäckergehilfen Anton Schantl und Alois Toplican wurde der Bäckergehilfe Vinzenz Muchitsch (1873–1942) am 10. Dezember 1895 vom Kreisgericht Cilli wegen Verleitung zu falscher Zeugenaussage zu vier Monaten schwerem Kerker verurteilt. Muchitsch,damals noch Anhänger der Unabhängigen Socialisten, trat kurz danach der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« bei und wurde später der erste sozialdemokratische Bürgermeister von Graz.

Nach seiner Haftentlassung verliert sich die Spur von Alois Toplican.

Karte
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    Vgl. [Pjotr Alexejewitsch Kropotkin ‹Пётр Алексеевич Кропоткин› (1842–1921)]: An die jungen Leute. Berlin: Herausgegeben von Albert Brock, gedruckt von W. Werner [1893] (= Anarchistische Bibliothek. 2.), 15 S. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Kreis- als Pressgericht St. Pölten (Niederösterreich) vom 1. Dezember 1893 in Österreich verboten.