Franz Železnikar (1843–1903)

Persönliche Daten
Namensvarianten
slowenische Namensform: Franz Železnikar
deutsche Namensform: Franz Zeleznikar
genannt: der rote Schneider
Geburtsdatum
1. Dezember 1843
Sterbedatum
23. Februar 1903
Biographie

Franz Železnikar absolvierte 1859 nach dem Besuch der Volksschule eine Schneiderlehre. Er hielt sich danach in Graz (Steiermark), Wien und in anderen Orten Österreichs auf. Schon früh engagierte sich der Schneidergehilfe in der republikanisch-nationalistischen Bewegung in Laibach (Krain [Ljubljana, Slowenien]), für die er auch für den Gemeinderat kanditierte. Er war auch Mitglied des Turnvereins »Južni sokol« (Der südliche Falke). Nach dem Begräbnis eines Sokolisten-Mitglieds kam es in der Nacht vom 23. auf den 24. Juli 1867 zum sogenannten Sokolisten-Exzess, gewalttätige Auseinendersetzungen zwischen Mitgliedern des »Južni sokol« und des »Ljubljanski sokol« (Der Laibacher Falke). Deswegen wurde Franz Železnikar zusammen mit zehn Genossen im Prozess, der vom 11. bis 14. März 1868 vor dem Landesgericht Laibach stattfand, des Vergehens gegen die Ruhe und öffentliche Ordnung und der Übertretung gegen die öffentliche Sicherheit und gegen die Sicherheit des Eigentum angeklagt. Er wurde im Sinne der Anklage zu sechs Wochen strengem Arrest verurteilt.

Danach hielt sich Franz Železnikar acht Monate in der Schweiz auf und begab sich dann nach Montluçon (Frankreich), Lyon (Frankreich) und Paris (Frankreich). Hier soll er am Barrikadenkampf während der Pariser Commune 1871 beteilgt gewesen und verwundet worden sein. Železnikar, der Deutsch, Slowenisch, Italienisch und Französisch sprach, lernte hier auch sozialistische Ideen kennen. Nach Laibach zurückgekehrt, ließ er sich hier als Schneidermeister mit einer eigenen Werkstätte nieder. Hier engagierte er sich nun in der sozialistischen Arbeiterbewegung und schloss sich der radicalen Arbeiterbewegung an. Als im November 1882 der Scheidergehilfe Jakob Waitz nach Laibach kam, um für das Programm der Wiener Radicalen zu werben, sprach sich Železnikar für dieses aus. 

Am 21. April 1884 wurden nach einem Hinweis der Polizei-Direktion Wien in Laibach der »roter Schneider« genannte Franz Železnikar und der Schuhmachermeister Ferdinand Tuma (1843–1926), ehemaliger Obmann des »Arbeiter-Bildungsvereins in Laibach«, verhaftet. Bei den nachfogenden Hausdurchsuchungen wurden zahlreiche sozialistische Druckschriften gefunden, bei Železnikar am Dachboden versteckt, bei Tuma in einer Holzlage bei seinem Wohnhaus. Die große Verhaftungswelle von Radicalen in Laibach begann aber erst am 8. Juli 1884. Das Verfahren gegen Franz Železnikar und Genossen wurde auf Weisung des Oberlandesgerichts Graz (Steiermark) vom 25. November 1884 von Laibach nach Klagenfurt / Celovec verlegt, weshalb auch die Gefangenen nach Klagenfurt / Celovec transportiert werden mussten.

Vom 6. bis 11. Dezember 1884 fand vor dem Landes- als Schwurgericht Klagenfurt / Celovec [Klagenfurt am Wörthersee / Celovec ob Vrbskem jezeru ] (Kärnten) der so genannte Anarchistenprozess gegen fünf verhaftete Radicale aus Laibach wegen der Verbrechen des Hochverrats, der Majestätsbeleidigung und der Störung der öffentlichen Ruhe sowie des Vergehens gegen die öffentliche Sicherheit statt: Franz Železnikar, der Schuhmachergehilfe Franz Dhü (~1857–1939), der Buchbindergehilfe Eduard Kriegl (1858–?), der Schneidermeister und Gastwirt Franz Sturm (1851–?) und der Schuhmachermeister Ferdinand Tuma. Franz Železnikar habe dies durch seine Reden im »Arbeiter-Bildungsvereins in Laibach« und durch die Verbreitung des Flugblatts »Ein Mahnruf an das Volk!«1 sowie durch Äüßerungen anlässlich der Ermordung des russischen Zaren Alexander II. (1818–1881) begangen. Železnikar wurde wegen der Verbrechen des Hochverrats und der Störung der öffentlichen Ruhe zu acht Jahren schwerem Kerker verurteilt, die anderen Angeklagten wurden freigesprochen. Im Rekursverfahren erhöhte das Oberlandesgericht Graz die Strafe Franz Železnikars am 27. Jänner 1885 auf zehn Jahre schwerem Kerker, verschärft durch Fasten. Bei dem Prozess kam es übrigens zu einem heftigen Gefühlsausbruch: Publikum wie Geschworene brachen in Tränen aus, als der Verteidiger Friedrich Elbogen (1854–1909) in seinem Plädoyer berichtete, wie das Kind Franz Sturms starb, als aus der Mutterbrust Blut statt Milch gekommen sei. Dies sei eine Folge des Schreckens über die Verhaftung des Familienvaters gewesen.

Nach seiner Begnadigung kehrte Franz Železnikar im Herbst 1892 nach Laibach zurück. Er wandte sich nun der Sozialdemokratie zu, wurde ein wichtiger Funltionär der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« in Krain und kanditierte für diese bei den Reichsratswahlen 1897 und 1901. Außerdem war er jahrelang Ausschussmitglied der »Allgemeinen Arbeiter-Fortbildungs-, Rechtsschutz- und Unterstützungsvereins für Krain«. Franz Železnikar gilt als das erste Justizopfer der slowenischen Arbeiterbewegung. Franz Železnikar, zuletzt in ärmlichen Verhältnissen lebend, erhängte sich am 23. Februar 1903 in seinem Geschäftslokal in Laibach.

  • Laibach, Krain [Ljubljana, Slowenien], Schellenburggasse 1 (1896 bis 1903; Sterbeadresse)
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