Josef Obrist (1844–1933)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Vater: Joseph Obrist (Großebersdorf, Niederösterreich 11. Dezember 1807 – ?), Sohn einer Kleinhäuslerin und eines Kleinhäuslers: Zuckersieder; Heirat in Wiener Neustadt (Niederösterreich) am 11. September 1842 mit:
Mutter: Anna Maria Obrist, geborene Maurer (Großebersdorf, Niederösterreich 23. Jänner 1815 – ?), Tochter einer Inwohnerin und eines Inwohners: Handarbeiterin und Hausfrau
Ehe: in Wien 1914 mit Johanna [?] (8. Februar 1868 – Wien Juni 1934): Inhaberein einer chemischen Putzerei und Färberei, Hausfrau
Biographie
Josef Obrist absolvierte eine Lehre als Spengler. Er kam nach Jahren der Wanderschaft 1867 als Spenglergehilfe nach Wien, wo er sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss. 1869 wurde er Obmann des »Fachverbands der Eisenarbeiter« und 1870 Mitglied des Herausgeberkomitees der Gewerkschaftszeitung »Der Metallarbeiter« (Wien). Am 24. Juli 1882 fand vor dem Landes- als Schwurgericht Wien der Prozess gegen Josef Obrist wegen Vergehens der Aufreizung gegen einzelne Klassen der Gesellschaft statt. Auf einer Versammlung der Spenglergehilfen im Gasthaus »zum goldenen Sieb« (Michael Buberl) in Wien 4., Paniglgasse 17, hatte er am dem 27. Februar 1882 (Montag) öffentlich gefragt: »Leben wir denn in einem Staate, wo die Knute herrscht?«1 Außerdem machte er Feststellungen wie: »Der Arbeiter bleibt immer die Melkkuh. […] In unserem Staate ist es ganz gleich, wenn Tausende hungern und sterben. […] Wer ist schuld? Die heutige Gesellschaft, welche nicht helfen will.«2 Die Geschworenen sprachen Josef Obrist einstimmig frei. Obrist, der bei der Mechaniker-Firma »Mayer & Wolf« arbeitete, wurde am 8. Oktober 1882 bei den Wahlen zum Gewerbegericht für die Maschinen- und Metallwarenindustrie als Kandidat der »Gewerkschaft der Eisen- und Metallarbeiter für Wien und Niederösterreich« für drei Jahre zum Mitglied und am 12. März 1884 zum Mitglied des Gewerbegerichts für die Maschinen- und Metallwarenindustrie gewählt. Kurz zuvor, im Februar 1884, war Obrist aufgrund der Ausnahmsverordnungen vom 30. Jänner 1884 ausgewiesen worden: »451 Obrist Josef, Spenglergeh., geb. 1844 Wr.-Neustadt, konfessionslos, v., gr., schlank, mit längl. Ges., br. H., hoher Stirne, br. Augenbr. u. Augen, guten Zähnen, Voll- u. Schnurrb., ovalem Kinn, deutsch sprechend.«3
Schon 1885 wurde Josef Obrist die Rückkehr nach Wien erlaubt. Er schloss sich nun der Sozialdemokratie an und kanditierte unter anderem für die »Sozialdemokratische Arbeiterpartei« bei den Reichsratswahlen 1907 und 1911.
Adressen
- Wiener Neustadt, Niederösterreich, Neugasse 265 (Geburtsadresse)
- Währing, Niederösterreich [zu Wien 18.], Schulgasse 8, 2. Stock, Tür 10 (1879)
Mitarbeiter*innen an Periodika
- Schuhmacher-Fachblatt (Wien) 1879
Kategorien
Autor / Version / Copyleft
Autor: Reinhard Müller
Version: September 2024
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Karte
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Zitiert nach [anonym]: Aus dem Gerichtssaale. [/] Wien, 24. Juli. (Orig.-Ber.) (Prozeß gegen einen Arbeiter.), in. Neue Freie Presse [/] Abendblatt (Wien), [19]. Jg., Nr. 6432 (24. Juli 1882), S. 2.
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Zitiert nach [anonym]: Aus dem Gerichtssaale. [/] Wien, 24. Juli. (Orig.-Ber.) (Prozeß gegen einen Arbeiter.), in. Neue Freie Presse [/] Abendblatt (Wien), [19]. Jg., Nr. 6432 (24. Juli 1882), S. 2.
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[Anonym]: 451 Obrist Josef, in: Central-Polizei-Blatt. Herausgegeben von der k. k. Polizei-Direktion zu Wien (Wien), Nr. 11 (13. Februar 1884), S. 38.