Rudolf Bernreiter (1895–1917)

Persönliche Daten
Namensvarianten
Pseudonym: Rudi Bern
Geburtsdatum
25. März 1895
Sterbedatum
18. Mai 1917
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch

Vater: Johann Bernreiter (Treskowitz, Mähren [Troskotovice, Tschechien] 8. Februar 1820 – Marburg an der Drau, Steiermark [Maribor, Slowenien] 24. Jänner 1899): Gasthauspächter und Pyrotechniker; heiratete in erster Ehe Maria Stampfl (um 1841 – Brunndorf bei Marburg (Steiermark [Studenci pri Mariboru, zu Maribor, Slowenien] 6. März 1888); Heirat in zweiter Ehe in Marburg an der Drau (Steiermark [Maribor, Slowenien]) am 12. Mai 1890 mit:
Mutter: Maria Bernreiter, geborene Kamenšek (Weindorf, Steiermark [Vinec, zu Rogaška Slatina, Slowenien] 10. August 1860 – Marburg an der Drau, Steiermark [Maribor, Slowenien] 2. September 1910), Tochter einer Bäuerin und eines Halbhüblers: Hausfrau und Gastwirtin
Bruder: Johann Laurentius Bernreiter (Marburg an der Drau, Steiermark [Maribor, Slowenien] 23. Juli 1890 – Langenzersdorf, Niederösterreich 21. April 1929): Bundesbahnbeamter; Heirat in Langenzersdorf (Niederösterreich) am 24. Februar 1925 mit Dorothea Maria Penka (Pilsdorf, Böhmen [Pilníkov, Tschechien] 5. März 1904 – Langenzersdorf, Niederösterreich 2. Oktober 1931), Tochter einer Hausfrau und eines Bahninspektors: Hausfrau
Schwester: Gabriela Maria Bernreiter (Marburg an der Drau, Steiermark [Maribor, Slowenien] 13. November 1891 – Solbad Hall [Hall in Tirol], Tirol 26. November 1968)
Schwester: Maria Josefa Bernreiter, verheiratete Bödedorfer (Marburg an der Drau, Steiermark [Maribor, Slowenien] 28. April 1893 – ?): Hausfrau; Heirat in Marburg an der Drau (Steiermark [Maribor, Slowenien]) am 15. Februar 1915 mit Peter Bödedorfer (Micheldorf [zu St. Walburgen / Sveta Valpurga, zu Eberstein], Kärnten 25. März 1888 – ?), Sohn einer Hausfrau und eines Küfers: Lokomotivführer
Bruder: Edmund Bernreiter (Marburg an der Drau, Steiermark [Maribor, Slowenien] 21. November 1896 – Wien April 1981): Spezereiwarenhändler in Wien

Biographie

Rudolf Bernreiter, Sohn des Pyrotechnikers und Pächters der Gastwirtschaft »Kreuzhof« im Stadtviertel Brunndorf bei Marburg (Steiermark [Studenci pri Mariboru, zu Maribor, Slowenien]), verlor als Vierjähriger seinen Vater im Jänner 1899 und im September 1910 seine Mutter. Mit fünfzehn Jahren Vollwaise, wuchs Rudolf Bernreiter seither mit seinen vier Geschwistern bei einer Tante auf. Nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule in Marburg an der Drau (Steiermark [Maribor, Slowenien]) begann er eine 1914 abgeschlossene Lehre zum Schriftsetzergehilfen in der Buchdruckerei der »Marburger Zeitung« (Marburg), wo er danach kurze Zeit als Schriftsetzer angestellt war.

Schon als Fünfzehnjähriger wurde Rudolf Bernreiter schriftstellerisch tätig. Zunächst war es die »Deutsche Turnerriege Brunndorf« in Marburg an der Drau, bei der er am 21. Jänner 1911 seinen ersten Auftritt als Schauspieler hatte und die seine Stücke uraufführte: »Des Meisters Ehre. Volkskomödie in vier Bildern« in Brunndorf am 5. November 1910, »Heimgekehrt. Ein Dramolett« in Brunndorf am 5. März 1911, »Schwere Sünden. Tragödie in einem Akt« in Windisch-Feistritz (Steiermark [Slovenska Bistrica, Slowenien]) am 28. Juni 1911. Bernreiter gehörte zu den Mitbegründern der aus der Turnerriege im November 1911 entstandenen »Deutschen Schutzvereinsbühne Brunndorf«, die nunmehr für die Uraufführung seiner dramatischen Werke verantwortlich war: »Der Prinz von Koburg. Posse in einem Akt« in Brunndorf am 25. November 1911, »O du mein Volk. Ein Neujahrspiel« in Brunndorf am 31. Dezember 1912, »Krieg. Einakter« im Stadttheater Pettau (Steiermark [Ptuj, Slowenien]) am 11. Mai 1916. Schließlich führte das Marburger Stadttheater Bernreiters Einakter »Heilige Flammen, die Komödie junger Menschen« in Marburg an der Drau am 4. März 1913 auf. Die hier für den 18. Februar 1914 geplante Uraufführung des Dramas »Das Elendsfeuer« wurde von der Zensur verboten. Das Stück behandelt die Revolte der Arbeiterschaft in Wien am 17. September 1911, die auch Arnold Aleksandrowicz (1888–1944) in seinem Drama »An der Verkehrsstraße« 1913 verarbeitete. Eigentlich war »Das Elendsfeuer« eine Neuschaffung des Einakters »Ottakring. Ein soziales Drama«, dessen für den 25. November 1911 in Brunndorf durch die »Deutsche Schutzvereinsbühne Brunndorf« ebenfalls von der Zensurbehörde verboten worden war. Rudolf Bernreiter, Mitbegründer des am 13. April 1912 gegründeten »Turnvereins Körner« in Brunndorf, war außerdem 1913 bis April 1915 Literaturkritiker bei der Zeitung »Unterkärntner Nachrichten (vormals Lavanttaler Bote)« (Wolfsberg).

Nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs erhielt Rudolf Bernreiter das Einjährig-Freiwilligenrecht und besuchte 1914/1915 die Offiziersschule. Danach kam er als Kadett des Infanterieregiments Nr. 47 an die Front zu Russland, musste aber noch 1915 nach einer Verletzung am rechten Fuß und wegen eines Herzleidens zunächst in ein Krankenhaus in Ungarn und später nach Meran (Tirol [Merano / Meran, Italien]) eingeliefert werden. Schließlich wurde er als Fähnrich an die Front zu Italien abkommandiert. Am 30. Mai 1916 erstürmte Bernreiter aus eigenem Entschluss mit 30 Infanteristen einen italienischen Stützpunkt auf der Kapellenhöhe in den Vizentiner Alpen, bei Sieben Gemeinden (Tirol [Altopiano dei Sette Comuni, Italien]), und nahm einen Leutnant und 30 Grenadiere gefangen. Dafür wurde er am 15. September 1916 mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Inzwischen war er mit 1. August 1916 zum Leutnant d. Res. befördert worden. Am 28. Oktober 1916 wurde Bernreiter in den Berufsstand eines k. u. k. Leutnants übersetzt. Ein halbes Jahr später, am 18. Mai 1917, starb er, als ihn ein großer Felsblock, der sich durch Erschütterung eines Minenvolltreffers von der Decke seiner Kaverne gelöst hatte, verschüttete. Kurz darauf, am 5. Juni 1917, fand im Marburger Stadttheater die Uraufführung von Bernreiters »Menschen ohne Gott. Familienstück in einem Akt« durch die »Exl-Bühne« statt, und am 11. September 1917 wurde Bernreiter posthum das Militärverdienstkreuz 3. Klasse mit der Kriegsdekoration und den Schwertern verliehen.

Es mag seltsam anmuten, dass das Leben des deutsch-völkischen Schriftstellers und zuletzt Berufsoffiziers hier so ausführlich geschildert wird. Einerseits gibt es bislang wenige Informationen über Bernreiter, andererseits standen Karl F. Kocmata (1890–1941) und Rudolf Bernreiter mindestens seit November 1913 miteinander in Kontakt.1 Und in seinem Nachruf auf Bernreiter betonte Kocmata: »In einem, zwei Tage vor seinem Tode abgesandten Briefe bekannte er sich freudig zu unseren Zielen. Gerne wollte er mitarbeiten.«2 Allerderdings war Kocmatas Verhältnis zu Bernreiter kein ungetrübtes, wie er in seiner Rezension des letzten Buches von Bernreiter darlegt: »So wert mir der Mensch und manchmal auch der Dichter Bernreiter, mit dem mich Freundschaft verbindet, erschien, diesem seinem Buche stehe ich nicht nur ohne Sympathie, sondern auch mit lebhaftem Bedauern gegenüber. Ich begreife wohl, daß er als Offizier seine Pflicht erfüllt, begreife auch, daß er Freude darüber empfindet, Offizier zu sein und eine der höchsten Auszeichnungen zu erhalten. Aber nicht begreifen kann ich, daß Bernreiter, der in seinem Buche Stellen keuschester und reinster Poesie liefert, dem Leser zumutet, er möge sich auch mit Stellen abfinden, in denen uns der Ueberfall, die Abschlachtung eines russischen Postens ohne Erbarmen geschildert wird.«3 Von daher mag es nicht verwundern, dass während der Besetzung Maribors durch die Deutsche Wehrmacht die Krpanovo ulica in Studenci 1941 bis 1945 in Rudolf Bernreiter Gasse umbenannt wurde. Sicher ist, dass Bernreiter erst spät in das Umfeld anarchistischer Bewegungen stieß und dass vor allem einige seiner späten Werke Ansätze einer anarchistischen Weltsicht erkennen lassen.

Adressen

  • Marburg an der Drau, Brunndorf, Josefigasse 33 (Geburtsadresse)

Bücher und Broschüren

  1. O du mein Volk! Kaiserslautern: Verlag P. Richter [1913], 14 S.
    b) O du mein Volk! 2. Auflage. Höhscheid-Solingen: Verlag V. Schmitz [1914], 14 S.

  2. Blühende Opfer. Bilder aus der Front. Innsbruck: Verlagsanstalt »Tyrolia« 1916, 158 S. Geleitwort: Karl Krobath (1875–1916).4

  3. Heilige Flammen. Höhscheid-Solingen: Verlag V. Schmitz [1916], 16 S.

  4. Rosenzeit, vertont von Franz Pannocha, Worte von Rudolf Bernreiter. Graz: Verlag Hippolyt Böhm [1916], 4 S. Komponist: Franz Pannocha (1887–1931).

  5. Menschen ohne Gott. Familienstück in einem Akt. (Als Bühnenmanuskript gedruckt.) Höhscheid-Solingen: Verlag V. Schmitz 1917, 16 S.

  6. Die lebendige Seele. Gedichte von Rudolf Bernreiter†. Herausgegeben von Willibald Frankl. Graz: Deutsche Vereins-Druckerei und Verlagsgesellschaft 1917, 48 S. Herausgeber: Willibald Frankl (1894–?).


 

Periodika

  1. Waffengänge. Blätter für Leyer und Schwert. Herausgegeben von Rudolf Bernreiter (Marburg an der Drau), 1. Jg., Nr. 1–2 (Mai – Oktober 1915).

Abdrucke in:

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